Elektrozaun schützt Biber, Mensch und Straße
(ra) Gut gemeint ist nicht immer gut getan: Biber-Berater Gerhard Röhrdanz vermutet jedenfalls „falsch verstandenen Tierschutz“ als Motiv hinter der absichtlichen Beschädigung eines Elektrozauns über einem Biber-Damm im Tal der Großen Laaber bei Egglhausen (Markt Pfeffenhausen). Röhrdanz und die Untere Naturschutzbehörde am Landratsamt Landshut appellierten am Montag gegenüber Medien daher an den oder die Unbekannten, einzusehen, dass der Elektrozaun gerade auch dem Schutz des Bibers dient.
Mensch und Biber – diese Beziehung ist in der Zivilisationslandschaft von heute oft nicht konfliktfrei. Vielleicht hängt das zu einem gewissen Grad auch damit zusammen, dass sich Mensch und Biber in einem Punkt gleichen: Sie greifen in die Umwelt ein, fällen Bäume und Sträucher, wie sie es gerade brauchen, und kümmern sich oft herzlich wenig darum, ob der Rest der Bewohner einer Landschaft das auch so toll finden.

Artenreiche Feuchtgebiete
Aber hier endet die Gemeinsamkeit schon. Zoologen wissen seit Langem, wie ökologisch wertvoll die Arbeit ist, die der „Biber, Baumeister der Wildnis“ leistet (so der Titel eines Buchs des berühmten Umweltschützers Hubert Weinzierl): Er ist in der Lage, vom Menschen veränderte, oder genauer gesagt: verödete Fluss- und Bachgebiete wieder in artenreiche Lebensräume verwandeln. Der Mensch rottet dagegen seit Jahrtausenden Tierarten aus und verwandelt gerade sogar die Meere erfolgreich in Kloaken für Plastikmüll.

Vor solchen Hintergründen bedarf es einiger Anstrengungen, in einer zersiedelten, vom Menschen fast bis in alle Ecken geformten Landschaft einen Ausgleich zwischen Mensch und Biber zu erreichen: Biber-Management nennt sich das Unterfangen. Seine Basis und sein Rückgrat bilden 16 hoch engagierte Frauen und Männer, die unter der Ägide der Unteren Naturschutzbehörde am Landratsamt Landshut flächendeckend für die Biber-Population auf den 1348 Quadratkilometern des Landkreises Landshut Sorge tragen – und für eine möglichst gute Beziehung im Zusammenleben von Biber und Mensch.
Gefahr für Kreisstraße
Das gilt vor allem auch für Konfliktfälle – und einen solchen Fall gab es in Egglhausen: Eine fleißige Biberfamilie hat dort die Große Laaber so wirkungsvoll aufgestaut, dass sie über ihre Ufer trat, angrenzende Flächen überflutete und die (extensive) Nutzung von Wiesen nicht möglich war. Auch der Abfluss der Laaber erfolgte nicht mehr im Flussbett, sondern über ufernahe Flächen – der Sockel einer Brücke der Kreisstraße LA 39 wurde langsam, aber sicher in Mitleidenschaft gezogen. Ganze Arbeit hat er da geleistet, der Meister Biber.
Und er hätte wohl auch einigen weiteren Schaden angerichtet und die Verkehrssicherheit in Mitleidenschaft gezogen – wenn nicht dank des Biber-Managements eingegriffen worden wäre: Biber-Berater Röhrdanz senkte in Abstimmung mit der Unteren Naturschutzbehörde des Landratsamts den Damm etwas ab. Und mit einem Elektrozaun, der den Damm überspannt, wurde den Bibern die Freude an einem neuen Aufmörteln ihres Bauwerks nachhaltig verdrießt.
Warum weniger mehr ist
Mit dem gewünschten Erfolg: Ein weniger hoher Biber-Damm staut geringere Wassermassen auf, führt zu weniger Überschwemmungen und bannt die Gefahren für die Kreisstraße. Aber auch an die Biber wurde gedacht: Die Dammhöhe erlaubt ihnen eine Aufstauung, die gewährleistet, dass ihr kleiner See weiterhin die für die Tiere ausreichende Wassertiefe hat. Der Konflikt zwischen Biber und Mensch ist entschärft, jedenfalls an diesem Abschnitt der Großen Laaber bei Egglhausen.
Leider muss der Elektrozaun durch Gerhard Röhrdanz immer wieder kontrolliert, repariert und teilweise erneuert werden, weil Unbekannte den Zaun gezielt außer Betrieb setzen oder verschiedentlich auch beschädigen. Der Elektrozaun schützt den Biber und nützt dem Menschen und der Verkehrssicherheit auf der Kreisstraße LA 39: Die Untere Naturschutzbehörde und Biber-Berater Röhrdanz hoffen, dass diese Information den oder die vermeintlichen Tierfreunde erreicht, die den Zaun bislang auf dem Kieker hatten.