Die Pioniere – Miteinander Abwasser-Problematik effektiv angehen
(jh) Es sind 17 Gemeinden aus den beiden Landkreisen Straubing-Bogen und Deggendorf, die beim Thema Abwasser völlig neue Wege gehen. Sie gründeten innerhalb kürzester Zeit das „gemeinsame Kommunal-Unternehmen“ (gKU) „Abwasserdienstleistung Donau-Wald“. Dass Regierungspräsident Rainer Haselbeck davon sehr begeistert ist, erklärte er am Dienstagnachmittag in Niederwinkling, als er dem gKU einen Förderungsbescheid des Freistaates in Höhe von 50.000 Euro überreichte.
Es war ein längerer Prozess, der zu dem heutigen Ergebnis geführt hat. Erst im Mai diesen Jahres stimmten die 17 Gemeinden aus den beiden Landkreisen Straubing-Bogen (14) und Deggendorf (3) dem Projekt zu. Kurz darauf beschlossen sie eine entsprechende Unternehmenssatzung, die laut Bürgermeister Ludwig Waas am 30. Juli von den Beteiligten unterzeichnet worden sei. Das Unternehmen „gKU Abwasserdienstleistung Donau-Wald“ war damit gegründet. Es soll die einzelnen Gemeindeverwaltungen bezüglich Organisation von Kanalinspektion und Sanierungsplanung entlasten.
Die Kommunen haben dafür den Abwassermeister Hans Buchmeier ins Boot geholt. Vom Verwaltungsrat wurde er für die Dauer von bis zu fünf Jahren bestellt. Als Vorstand der gKU kümmert er sich um den weiteren Ablauf. Wie dieser am Dienstag erklärte, sei das neue gKU für das Abwasser von 48.000 Einwohnern – vorwiegend im Landkreis Straubing-Bogen – zuständig. Ersten Erhebungen zufolge geht es um ein 600 Kilometer langes Kanalnetz, dem noch ein Netz von Mischwasser, Schmutzwasser und Regenwasser hinzugezählt werden müsse.
Als erster Schritt muss nach Darstellung Buchmeiers ein qualifiziertes, digitales Kanalregister erstellt werden. Hier soll erkannt werden, welche Maßnahmen zu welchen Zeiten angegangen und erledigt werden müssen. Anschließend muss nach den Worten Buchmeiers eine Zustandsbeurteilung und eine entsprechende gemeindeübergreifende koordinierte Projektplanung erfolgen.
Dramatisch ist für Buchmeier der Anteil des Grundwassers, welches über das Abwasserrohrnetz in das Schmutzwasser gelangt: Damit werden die Kläranlagen zusätzlich belastet, was sich letztendlich auch im Stromverbrauch niederschlägt. Wichtigste Aufgabe des gKU soll es sein, Ressourcen und Klimaschutz durch Reduzierung und Vermeidung von Fremdwasser zu forcieren. Dazu hat Buchmeier für die nächsten zehn Jahre ein umfangreiches Paket geschnürt. Detailliert stellte er die zukünftigen Aufgaben sowie die wichtigsten Spezialfahrzeuge und Ausstattungen den Verbandsräten und Gästen vor.
Regierungspräsident Rainer Haselbeck betonte mehrmals, dass er von dem Projekt sehr beeindruckt sei. „Sie widmen sich einem außerordentlichen Thema für die Zukunft“, hob er hervor. Das Grundwasser sei eine entscheidende Lebensgrundlage. Die Herausforderung diese zu erhalten, werde zukünftig nicht geringer werden. Dazu merkte Haselbeck an: „Wir sind es gewohnt, sauberes Trinkwasser aus der Leitung zu bekommen. Aber die meisten Menschen machen sich keine Gedanke über Abwasser, Kanalnetz und Reinigung.“ Dabei sei dieses Thema eine enorme Herausforderung für die Kommunen, deren Pflichtaufgabe es sei. „Was hier gelungen ist, beeindruckt mich sehr“, lobte er.
Das Abwassernetz bezeichnete der Regierungspräsident als eine der wichtigsten Infrastruktur, die oft unterschätzt werde. Insbesondere auch in Anbetracht des Klimawandels tritt dieses Thema noch mehr in den Vordergrund. „Die Kanalnetze sind nicht für einen Starkregen, wie etwas im Ahrtal, ausgerichtet“, räumte Haselbeck ein. Die dafür notwendigen Dimensionen könnten realistisch betrachtet auch nicht durch bauliche Maßnahmen erreicht werden. Es stelle sich daher zuerst die Frage, was müsse getan werden, um bereits bestehende Herausforderungen bewältigen zu können. Dazu würden jetzt die 17 Kommunen mit ihrem gKU einen wertvollen Beitrag leisten.
Der Vorsitzende des Landesverbandes Bayern der Deutschen Vereinigung für Wasserwirtschaft, Abwasser und Abfall e. V. (DWA) Prof. Dr.-Ing. Wolgang Günthert bescheinigte den Verbandsräten mit Johann Buchmeier einen Abwassermeister für das Projekt beauftragt zu haben, der seit vielen Jahren auf dem Sektor Abwasser eine „hervorragende Arbeit“ leiste. Er komme nicht nur aus der Praxis, sondern wusste schon früh, wohin es gehen müsse. „Er wird für 17 Gemeinden eine Entlastung sein“, versicherte Günthert. Aus seiner langjährigen Erfahrung wisse er, dass bei sehr vielen Kommunen bei der Abwasser-Instandsetzung ein enormes Defizit vorhanden sei. Er empfahl den Gemeindevertretern zuhause einmal eine Gefahrenanalyse im Falles eines Starkregen zu erstellen und verwies dabei auf eigene Studien, die bereits seit 2016 veröffentlicht wurden. „Der Kanal hat wichtige Funktionen, ist jedoch nicht auf Starkregen ausgelegt“, unterstrich er die Ausführung des Regierungspräsidenten.