DIE LINKE zu Ferkelkastration: Tierschutz statt Billigfleisch
(ra) DIE LINKE in Bayern spricht sich gegen Pläne der Staatsregierung aus, das Verbot der Ferkelkastration ohne Betäubung zum 1. Januar 2019 zu verschieben. Wie der Straubinger Stefan Hölzl, Sprecher der Landesarbeitsgemeinschaft Tierschutz und Tierrechte am Sonntag gegenüber regio-aktuell24 am Sonntag mitteilte, sei das Verbot bereits vor fünf Jahren beschlossen worden. Die Untätigkeit von Bundes- und Staatsregierung rechtfertige kein weiteres Tierleid.
Am 4. Juli 2013 war es soweit: Der Gesetzgeber hat die betäubungslose Kastration von männlichen Ferkeln verboten. Die Kastration ist erforderlich, um einen typischen Ebergeruch von Fleisch zu verhindern. Viele Verbraucher stört dieser Geruch ebenso wie die Vorstellung von Tierqualen. Zur Entwicklung praxistauglicher Alternativen sieht das Tierschutzgesetz daher eine Übergangsfrist bis zum 1. Januar kommenden Jahres vor. Aus Sicht der Staatsregierung ist diese Frist nicht mehr zu halten. Sie hat eine Bundesratsinitiative angekündigt, die die betäubungslose Ferkelkastration bis zum 31.12.2023 ermöglichen soll.
Kritik an diesen Plänen kommt von der bayerischen LINKEN. Die Landesarbeitsgemeinschaft Tierschutz und Tierrechte wirft den Landwirtschaftsministerien in München und Berlin vor, die Entwicklung und Erprobung praxistauglicher Alternativen verschlafen zu haben. „Die Zeche“, so Stefan Hölzl, Sprecher der Landesarbeitsgemeinschaft, „zahlen Landwirte, denen Planungssicherheit fehlt sowie Tiere, denen weiter sinnlose Schmerzen drohen.“ Gleichzeitig warnte der LINKEN-Politiker vor faulen Kompromissen wie der lokalen Betäubung. Die lokale Betäubung verhindert Schmerzen, aber Angst und Stress bedeuten für das Ferkel noch größeres Leid als die betäubungslose Kastration.“
Doch wie soll es nun weitergehen? Grundsätzlich gibt es in den Augen von Hölzl gangbare Alternativen wie eine Impfung, die zur Kastration der Tiere führt. Diese sogenannte Immunokastration sei eine international anerkannte und tierverträgliche Methode, die sich in Australien und Belgien bewährt habe. Schwarzmalerei hält er daher für unangebracht. „Statt Probleme weiter auf die lange Bank zu schieben, muss die Politik jetzt für Klarheit und Planungssicherheit sorgen. Zudem ist eine engmaschige Begleitung durch Wissenschaft und Fachberatung während des Umstellungsprozesses erforderlich. Bei auftretenden Schwierigkeiten dürfen Landwirte nicht alleine gelassen werden.“
Eine positive Weiterentwicklung der Haltungsbedingungen in der Schweinefleischerzeugung, so Hölzl, sei nicht nur aus Gründen des Tierschutzes geboten, sondern auch im ureigensten Interesse der Landwirte.