Die Entwicklung der Branntweinwirtschaft auf Gut Eglsee
(ra) Beim Historischen Verein für Straubing und Umgebung e.V. startet am Donnerstag, 19. September um 19.30 Uhr im Vortragssaal des Gäubodenmuseums das neue Halbjahresprogramm. Wolfgang Sturm M.A. aus Aufhausen (Landkreis Regensburg) wird über das Thema seiner Masterarbeit an der TU-München referieren. In ihr hat er die „Technologische und gesellschaftliche Entwicklung der Branntweinwirtschaft unter besonderer Berücksichtigung von Gut Eglsee“ behandelt.
Das Brennereiwesen als landwirtschaftlicher Nebenerwerb hat in Deutschland und Bayern eine lange Tradition. Über 200 Jahre umfasst die Geschichte des Agraralkohols von der Entstehung der ersten Brennereien 1810 bis zum Fall des deutschen Branntwein-Monopols 2013. Lange Zeit unterlag die Branntweinwirtschaft der freien Marktwirtschaft. Dabei kam es allerdings nach und nach zu schlechteren Produktionsbedingungen, da die Erzeugung in einem großen Missverhältnis zum Bedarf stand. Unter Otto von Bismarck wurde deshalb 1887 das Reichsbranntweinsteuergesetz eingeführt.
Damit sollte nicht nur eine Regulierung der Herstellung stattfinden, sondern auch eine verstärkte Besteuerung, um die Staatskassen aufzubessern. Trotz staatlicher Eingriffe blieben die Bedingungen für die Brennereien jedoch ungünstig, so dass es im Laufe der Jahre zur Gründung eines Branntwein-Kartells und schließlich 1922 zur Einführung des Branntweinmonopols kam. Damit verbesserten sich die Voraussetzungen für das deutsche Brennereigewerbe. Vor allem um 1960 war es den Erzeugern möglich, unter besten Prämissen wirtschaften zu können.
Erst durch den Einfluss der europäischen Gemeinschaft war der positive Effekt des Monopols gebrochen, da Einfuhrzölle und Ausgleichsabgaben abgeschafft werden mussten. Somit durften weitaus billigere Ethanol-Erzeugnisse aus anderen Staaten eingeführt werden. Eine Ausnahmegenehmigung für das Branntweinmonopol, welches vor allem die landwirtschaftlichen Brennereien schützte, konnte nur noch bis 2013 aufrechterhalten werden. Eine weitere Erzeugung von Agraralkohol durch die traditionelle, landwirtschaftliche Brennerei ist seither nicht mehr wirtschaftlich.