Das große Experiment – Reinigungspause auf dem Großparkplatz „Am Hagen“
(ra) Ungewöhnliche Wege wählen in Straubing SER und ZAW-SR, um auf die Vermüllung im öffentlichen Raum aufmerksam zu machen. Zentrum des Geschehens ist der östliche Bereich des Großparkplatzes am Hagen mitsamt dem Stellplatz für die Wertstoffcontainer. Elf Tage lang – vom 29. September bis 10. Oktober – spielt sich dort ein Experiment ab, das interessante Erfahrungen verspricht.
Anstatt wie üblich alle herumliegenden Abfälle einzusammeln, legen die beiden Unternehmen eine Reinigungspause ein – die Straubinger Entwässerung und Reinigung auf der Hälfte des öffentlichen Parkplatzes zum Spitaltor hin, der Zweckverband Abfallwirtschaft Straubing Stadt und Land bei seinen Containerstellplätzen. Plakate informieren vor Ort über die Aktion. Die Wertstoff-Container werden im gewohnten Rhythmus weiter entleert.
Was wohl passiert? „Wir sind selbst gespannt, wie sich die Bereiche ohne unser Zutun über diese paar Tage entwickeln“, so am Mittwoch Cristina Pop, Werkleitung der SER und Gangolf Wasmeier, Geschäftsleiter beim ZAW-SR. „Wir lassen die Öffentlichkeit an diesem spannenden Projekt auch digital teilhaben. Über Fotos und Protokolle dokumentieren wir die Entwicklung und stellen diese auf unseren Webseiten und Social-Media-Kanälen dar.“
Der Großparkplatz am Hagen wurde in Abstimmung der Beteiligten gezielt für das Pilotprojekt ausgewählt. Es ist eine Fläche des Allgemeinguts, so dass keine Reinigungsansprüche von Anwohnern betroffen sind. Der vielbesuchte Parkplatz spricht zudem eine breite Öffentlichkeit an.
Gemeinsam für ein sauberes Straubing – darauf zielt diese überraschende Aktion ab. Sie macht sichtbar, was in einem Zeitraum von elf Tagen auf Straßen und Flächen liegen bleibt, achtlos weggeworfen oder absichtlich abgelagert wird. Das wird in Summe sonst nur für die unmittelbar damit beschäftigten Menschen deutlich, nämlich die Reinigungskräfte. Die Containerplätze am Hagen fährt der Reinigungsdienst des ZAW-SR täglich an, mit Ausnahme des Wochenendes. Das Team der SER kommt zweimal die Woche, um Abfalleimer zu leeren und den Umgriff zu säubern. Wie Heinzelmännchen sorgen die beiden Teams stetig und unauffällig für einen aufgeräumten Großparkplatz.
Nicht alles kann jedoch rechtzeitig eingefangen werden, manches verbläst der Wind oder wäscht der Regen in Bach und Grundwasser. Ein Schaden für die Umwelt, auch zeitweise Vermüllung ist unansehnlich und ein Lockstoff für Ungeziefer. Aufgrund der praktischen Anfahrbarkeit nutzen Müllsünder gerne das Areal, um Unerwünschtes sehr bequem loszuwerden. Ganz wohl scheint dem ein oder anderen dabei nicht zu sein, denn Abfälle werden oft hinter dem Container versteckt oder heimlich abgelagert.
Laut einer Studie des Umweltbundesamtes* hat das Litteringaufkommen in den letzten Jahren drastisch zugenommen. Der Anteil des wilden Mülls beträgt Schätzungen zufolge zwischen 10 und 25 Prozent der regulären Straßenreinigung. Dabei handelt es sich hauptsächlich um Abfallarten wie Kunststoffabfälle und Sperrmüll. Im Speziellen sind hier Zigaretten, Einweggetränkebecher, Einwegverpackungen aber auch Elektrogeräte zu nennen.
Welche Ursachen es gibt für das Littering? Die Gründe hierfür sind sehr vielfältig. Die Problematik von zu wenig oder von zu vollen Abfallbehältern ist oft nicht der ausschlaggebende Punkt. Das unerlaubte Ablegen von Restmüll ist ein Problem der modernen Gesellschaft. Die Schnelllebigkeit und das veränderte Konsumverhalten spielen hier eine wichtigere Rolle. Auch das vermehrte Angebot von „To-Go Artikel“ oder Einwegverpackungen können als Gründe für Littering aufgeführt werden.
Oft ist es jedoch nur die reine Bequemlichkeit der Menschen. Aussagen wie: „Ich bin in Eile“ oder „Die Jungs von der Straßenreinigung kommen sowieso vorbei“ spiegeln das Problem sehr gut wieder. Vorerst wird die Straßenreinigung nur vorbeikommen um die Situation zu dokumentieren. Vielleicht ist aber auch alles ganz unauffällig, weil alle super mitmachen und ihre Abfälle über Abfalltonnen, Sperrmüllabholung oder den Wertstoffhof entsorgen.