Dämonen, Hexen und böse Geister – Echtes Rauhnachtsfeeling in Elisabethszell
(ra) Loderndes Feuer, stimmungsvolle Lichter, schaurige Musik und dichte Nebelschwaden – so am Samstag auf dem Kirchplatz von Elisabethszell (Landkries Straubing-Bogen). Dazu Dämone, böse Geister, furchterregende „Deifln“, und Hexen. Was die St. Johanner Auwald-Deifln den Besuchern bei der fünften Auflage der „Elisabethszeller Rauhnacht“ bot, war atemberaubend. Die vielen Zuschauer ganz gespannt in Sitten und Gebräuche der dunklen Zeit der Tage um den Jahreswechsel ein.
„Leit gebt’s obacht, heit is Rauhnacht – D’Rauhnächt san lang und dunkel, über de gibt’s vui Gemunkel , bauten die St. Johanner Auwald-Deifln die Spannung auf. Tolle Stimmung und eine atemberaubende Kulisse, besser hätte das Ambiente an diesem Abend nicht sein können.
Die Rauhnacht sollte aber dennoch kein „Event“ im herkömmlichen Sinne darstellen, sondern den Gästen einen Einblick in alte Brauchtümer geben. Gerade im Bayerischen Wald gibt es viele Darstellungen des Rauhnachts-Brauchtums. Im Rahmen einer Führung in kleinen Gruppen traten die 40 gruseligen Gesellen an sieben Stationen mit den Gestalten in Erscheinung und jagten selbst den erwachsenen Gästen einen gehörigen Schrecken ein. Die abenteuerliche Reise durch die Welt der heidnischen Gestalten ging förmlich durch Mark und Bein.
Auch wenn die Gestalten noch so finster aussahen, führten sie Gutes im Schilde: „Sie sind dazu da, um das Böse auszutreiben. Um das wirkungsvoll machen zu können, müssen sie ja selbst noch greislicher sein“, erklärte der Vorsitzende des Vereins Friedrich Schmid aus Pfatter, der die Holzmasken alle selbst angefertig hat.
Dass die Gestalten auch wirklich gruselig anmuteten, daran bestand schon an der ersten Station kein Zweifel mehr: Hier trat der „Thamma mit’m Hamma“ in Erscheinung. Der zeigte sich für gewöhnlich in der Nacht zum 21. Dezember, am Namenstag des heiligen Apostels Thomas. Die Nacht war den Menschen früher äußerst unheimlich, da der Legende nach Geister und Dämonen in großem Maße ihr Unwesen trieben. Der „bluadige Thamerl“ habe in jener Nacht mit seinem Hammer gegen Fenster und Türen geschlagen, heißt es. Mancherorts habe er sogar Kindern gedroht, ihnen den Schädel einzuschlagen.
Ferner machten die Gäste Bekanntschaft mit der „Nebelfrau“, „Drugd Drud“, dem „Klaubauf“, dem „Mehlweibl“, der „bluadigen Luzia“ und der „Haberngoaß“.
Die „bluadige Luzier“
Besonders beeindruckt zeigten sich die Kinder von der Geschichte der „bluadigen Luzier“. Ein Kind am Luciatag wollte um alles in der Welt keine Ruhe geben, bis die Mutter sagte, sie würde der „bluatigen Luzier“ rufen, sie solle das Kind mitnehmen. Das Kind hörte jedoch nicht auf diese Drohung und quengelte weiter. Da nahm die Mutter das Kind, hielt es zum geöffneten Fenster hinaus und rief nach der Luzier. Plötzlich kam ein Windstoß und entriss der Mutter das Kind. Es war nie mehr gesehen.
Auch wenn die Ansichten darüber, auf welche Tage die „Rauhnacht“ datiert, ist man sich einig, dass damit die Zeit um die Jahreswende gemeint ist. Der eisigen Kälte und Winterstürmen ausgesetzt, waren die Menschen mehr als sonst den Naturgewalten unterlegen und sahen sich deshalb von Dämonen und Geistern bedroht.
Nach den Führungen trafen sich alle am Kirchplatz wieder und das Spektakel nahm mit den Wolfsauslassern und ihr lautes Glockengeläut seinen Lauf. Dumpf dröhnten die Glocken der Wolfaustreiber als sie zum Kirchplatz zogen und die Veranstaltung belebten. Mit überdimensionalen „Schellen“ um die Hüften bildeten sie einen Kreis um die Feuerstelle am Kirchplatz und bewiesen viel Rhythmussicherheit. Einst half das Geläut, Dämonnen abzuwehren – der Glaube an finstere Mächte hatte sich vor allem in den riesen Waldgebieten des Bayerischen Waldes lange gehalten. Und wenn die Tiere im Stall waren, banden sich die Bauern Glocken um, um Wölfe und Bären fern vom Hof zu halten.
Hexen und Perchten
Zum großen Höhepunkt der Rauhnacht kam es gegen 21 Uhr: Zunächst gaben sich Feuerschlucker und die Feuerjongleure die Ehre, dann folgte das „Finale der Hexen und Perchten“, beim dem alle Figuren um das Feuer tanzten und die bösen Geister vom Felde jagten. Und auch wenn die pelzigen Gesellen schaurig anzusehen waren, entpuppten sie sich als gar nicht fotoscheu und waren für eine Menge Spaß zu haben. Zudem wurden Lichteffekte eingesetzt, um diese Nacht so gruselig wie möglich erscheinen zu lassen. Ein Feuerwerk war dann der krönende Abschluss des Spektakels.
Von der großen Resonanz erfreut, meint Stefan Dietl, der Organisator der Elisabethszeller Rauhnacht, dass sich die Bevölkerung zunehmend für die alten Brauchtümer interessiert. „Man sieht ja, wie viele heute hier sind und ist optimistisch: „Wir sehen uns nächstes Jahr wieder!“