Region Straubing

Buchvorstellung „Was tue ich eigentlich in Meknes“ im Bernauer Garten

(ra) Willy Bernheim, geboren 1900, war erfolgreicher Unternehmer in Augsburg, wurde jedoch als Jude nach der Machtübernahme sofort enteignet und verfolgt. Nach der Reichspogromnacht 1938 musste er Deutschland und seine Familie Hals über Kopf verlassen. Die Schweiz wollte ihn nicht aufnehmen, deshalb floh er weiter nach Frankreich und schloss sich als „feindlicher Ausländer“ der Fremdenlegion an, um dem Internierungslager zu entgehen. Nach einer schrecklichen Odyssee konnte er 1945 er als französischer Soldat mit der berühmten Division Leclerc ins befreite Paris einziehen und später in seine zerstörte Heimatstadt Augsburg. 

Seine Erinnerungen mit dem Titel „Was tue ich eigentlich in Meknes?“ sind jetzt als Buch erschienen. Am Donnerstag, 27. Juni findet um 19 Uhr in Straubing eine Lesung im Bernauer-Garten, Rentamtsberg 1 (bei schlechtem Wetter in der Stadtbibliothek) statt. Mitglieder der Familie Bernheim – darunter seine Enkelin Eva Bernheim, die in Straubing lebt – lesen aus den Aufzeichnungen von Willy Bernheim, das Herausgeberteam erläutert in einem Podiumsgespräch die Entstehungsgeschichte. Grußworte sprechen Anna Zisler, Vorsitzende der Israelitischen Kultusgemeinde für Straubing und Niederbayern, sowie Bürgermeister Werner Schäfer. Veranstalter sind die Katholische Erwachsenenbildung, die Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit und „Wir sind Straubing“.  Gefördert wird die Lesung vom Bundesprogramm „Demokratie Leben“. Der Eintritt ist frei.

Mitherausgeber Prof. Klaus Wolf von der Universität Augsburg schreibt den Aufzeichnungen große literarische Qualitäten zu. Er sieht darin eine authentische Geschichtsquelle, ein sognanntes „Ego-Dokument“, das die gleiche Bedeutung habe wie die Tagebücher der Anne Frank, mit dem Unterschied, dass Willy Bernheims Erinnerungen von einem Zeitzeugen aus Bayern stammen.

Das Buch ist im Augsburger Wißner-Verlag erschienen. Es ist für 14,80 Euro im Buchhandel erhältlich.