Buchumschläge – nicht alles macht Lust auf mehr
(ra). Dass der Schein trügen kann, ist eines jener Klischees, die nicht zu widerlegen sind. Andererseits kann der erste Eindruck auch schon zu viel aussagen. Vor allem bei Buchtitelbildern setzt sich der Hang zur stereotypischen Illustration immer weiter fort. Das hängt sicherlich auch mit den zahlreichen Fix-und-fertig-Covern zusammen, die für wenig Geld speziell für selbstveröffentlichende Autoren auf dem Markt sind.

Aber auch bei renommierten Verlagen wird häufig zu Illustrationen gegriffen, die so genretypisch sind, dass sie statt Lust auf mehr eher Langeweile auslösen. Zum Klischee verkommen sind Blutspuren und Polizeiabsperrungen bei Krimis. Knallrot lackierte lange Fingernägel, ein voller Mund in Signalrot oder lange, weibliche Beine sagen schon von vornherein, dass die Heldin des Romans vermutlich sexy, verwöhnt, geldgierig und auf Männerjagd sein wird.
Grüner Filz und Spielkarten oder Würfel auf dem Titelbild sind im Bereich Sachbuch für Ratgeber zu Glücksspielstrategien fast schon Selbstgänger.
Das heißt nicht, dass der Inhalt tatsächlich so klischeebeladen sein muss, wie das Titelbild wirkt.
Einer jener Fälle, wo die Kritik am Cover deutlich negativer ausfällt als am Inhalt ist Marc Elsbergs Technologie-Thriller „Blackout – Morgen ist es zu spät“. Auf 800 Seiten erzählt der Österreicher in seinem spannenden Erstlingswerk die Gesuchte eines Europas, in dem plötzlich alle Stromnetze zusammenbrechen. Das Ergebnis ist der totale Blackout. Der italienische Informatiker Piero Manzano vermutet dahinter einen gigantischen Hackerangriff, doch die Behörden wollen ihm nicht zuhören. Und sobald er einen Europol-Kommissar überzeugen kann, werden verdächtige Emails auf Manzanos Computer gefunden. Manzano hat es mit einem gnadenlosen Gegner zu tun, und die Suche nach den Drathziehern wird zum Wettlauf mit der Zeit. Europa liegt im Dunkeln, und der Kampf ums Überleben hat begonnen…

Von der Kritik gefeiert und mit diversen Preisen ausgezeichnet, ist das Titelbild weniger umjubelt worden. Ein schwarzer Hintergrund mit roter Effektschrift, dazu ein ominöser Power-Button – das alles sagt Techno-Thriller, ohne weitere emotionale Reaktionen hervorzurufen.
Das Buch selbst ist fast schon erschreckend realistisch und gründlich recherchiert. Der Umfang von 800 Seiten, der damit dreimal so groß ist wie bei einem durchschnittlichen Roman, wird durch kurze Kapitel leserfreundlich gemacht. Diese sind jeweils in Tage und Schauplätze unterteilt, so dass der Überblick über die vielen verschiedenen Stränge behalten werden kann.
Elsbergs Thriller ist gerade aufgrund der Thematik intellektuell anspruchsvoll and dabei dennoch für Laien verständlich geschrieben, und die zahlreichen begeisterten Rezensionen sprechen für das Talent des Schriftstellers. Obwohl dies ein Buch ist, wo der Schein beim Titelbild inhaltlich nicht trügt, ist es doch einer jener Fälle, wo der erste Eindruck besser sein könnte.