Betroffene und Angehörige werden bei Demenz nicht alleingelassen
(ra) Viele Menschen haben Angst vor Demenz. Angst, selbst betroffen zu sein oder einen Angehörigen an die Krankheit zu verlieren. Die AOK Landshut hat bei einer Vorführung des Dokumentarfilms „Vergiss mein nicht“ am Mittwoch im Kinopolis gemeinsam mit der Alzheimergesellschaft Landshut über den Verlauf der Erkrankung und die Folgen für Betroffene und Familienmitglieder informiert.
Außerdem klärten die Alzheimergesellschaft, Vertreter von Selbsthilfegruppen und ein Mediziner in einer moderierten Gesprächsrunde über Alltagserfahrungen, Behandlungsmöglichkeiten und Hilfsangebote auf.

„Demenz ist eine langsam fortschreitende Erkrankung, die immer mehr Menschen betrifft“, sagte AOK-Direktor Richard Kirmaier. Rund 1,6 Millionen Menschen in Deutschland lebten mit einer Demenzerkrankung. Jedes Jahr kämen etwa 400.000 Patienten dazu. Wenn ein Angehöriger erkranke, sei das für die Familie oft eine große emotionale und organisatorische Herausforderung. „Darum wollen wir offen über dieses schwere Thema sprechen und den Betroffenen Mut machen. Denn sie sind nicht allein und sie werden auch nicht alleingelassen.“
Die AOK-Pflegeberatung zum Beispiel gebe Tipps zur Organisation der Pflege, unterstütze bei der Beantragung von Leistungen und versuche im persönlichen Gespräch mit Erkrankten und Angehörigen, Entlastungsmöglichkeiten im Alltag zu finden. „Die Pflegeberater nehmen Kontakt mit Dienstleistern oder ehrenamtlichen Helfern auf und ermutigen die Angehörigen auch dazu, sich Freiräume zu schaffen und Hilfe anzunehmen. Denn die Pflegenden müssen auch an ihre eigene Gesundheit denken.“ Das individuelle Beratungsangebot ist für AOK-Versicherte Pflegebedürftige und deren Angehörige kostenfrei.
Laut Kornelia Thomanek von der Selbsthilfe-Kontaktstelle des Diakonischen Werks Landshut gibt es für die Region den Verbund Demenz Landshut, in dem sich die Alzheimergesellschaft, die Arbeiterwohlfahrt, das Rote Kreuz, das Christliche Bildungswerk, die Diakonie und das Landshuter Netzwerk zusammengeschlossen haben, um Angehörigen Anlaufstellen zu bieten, wo sie sich Rat holen können. „Neben der ärztlichen Versorgung bieten auch Selbsthilfegruppen ein wertvolles Angebot. Hier bekommen Angehörige Unterstützung und Hilfe beim Umgang mit der Erkrankung und sie können sich über die eigene, ganz persönliche Situation austauschen.“
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Gisela Schosser schilderte ihre persönlichen Erfahrungen aus der Pflege ihres erkrankten Ehemanns: „Es ist unvermeidlich, dass schwierige Situationen, manchmal auch eskalierende Momente entstehen, in denen sich Hilflosigkeit breit macht.“ Umso wichtiger sei es für Erkrankte und Pflegende, Hilfe in jeglicher Form zu suchen und anzunehmen. „Dazu kann ich nur ermuntern. Und dabei muss niemand ein schlechtes Gewissen haben.“ Das Netzwerk Demenz Landshut als zentrale Anlaufstelle müsse aber von den beteiligten Trägern und den Ärzten noch besser bekannt gemacht werden.
Roswitha Nitzl, stellvertretende Vorsitzende der Alzheimergesellschaft Landshut, informierte über spezielle Schulungs- und Betreuungsangebote rund um Demenz. „Das Thema geht uns alle an, weil niemand weiß, in welcher Form man selbst vielleicht schon in den nächsten Jahren betroffen sein kann. Schulungen, Vorträge und Filme helfen, sich dem Thema zu nähern und die Welt der Menschen mit Demenz verständlicher zu machen.“
Der Landshuter Nervenarzt Peter Rieger ging aus medizinischer Sicht auf Symptome und Behandlungsmöglichkeiten ein. Demenzsymptome würden am häufigsten durch die Alzheimer-Krankheit verursacht, erklärte er. Sie könnten aber auch im Rahmen vieler anderer Erkrankungen auftreten, die zum Teil behandelbar seien. Eine sorgfältige Abklärung zu Beginn sei darum dringend anzuraten. „Bei einer Alzheimer-Demenz gibt es leider nach wie vor keine heilende Therapie. Aber es sollten alle unterstützenden, auch nicht medikamentösen Maßnahmen genutzt werden, um für die Betroffenen und ihre Familien möglichst lange eine gute Lebensqualität zu erhalten.“
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In der Dokumentation „Vergiss mein nicht“ verfilmt David Sieveking die Demenzkrankheit seiner Mutter Gretel. Er zieht für einige Wochen wieder zu Hause ein und übernimmt ihre Pflege, um seinen Vater Malte zu entlasten. In der Geschichte ist er Sohn, Betreuer und Filmer gleichzeitig – und lernt seine Mutter und seine Familie ganz neu kennen. Das Ergebnis ist eine Liebeserklärung an das gemeinsame Leben.
Informationen und Beratung bei allen Fragen rund um das Thema Demenz bietet das Netzwerk Demenz Landshut unter Telefon 0871/13 55 79 14 (Montag bis Donnerstag von 10 bis 12 Uhr) oder unter www.demenz-landshut.de.