Niederbayern

Bauernpräsident Heidl diskutiert mit niederbayerischen Ehrenamtlichen

(ra) Zu Beginn des Jahres ist Bauernpräsident Walter Heidl traditionell in allen sieben bayerischen Bezirken unterwegs, um sich mit den Ehrenamtlichen des Bayerischen Bauernverbandes auszutauschen. Beim ersten Termin traf sich Heidl am Mittwoch mit der niederbayerischen BBV-Bezirksversammlung. Unter der Leitung von Bezirkspräsident Gerhard Stadler und Bezirksbäuerin Irene Waas wurde dabei unter anderem über Digitalisierung, Flächenverbrauch und die Tierhaltung in Bayern sowie die Koalitionsverhandlungen in Berlin diskutiert.

Ein zentrales Problem für die bayerischen Bauernfamilien bleibt der ungebremste Entzug von landwirtschaftlichen Flächen durch Bebauung und Ausgleichsflächen.
Ein zentrales Problem für die bayerischen Bauernfamilien bleibt der ungebremste Entzug von landwirtschaftlichen Flächen durch Bebauung und Ausgleichsflächen.

Die größte Baustelle in Sachen Digitalisierung ist laut Heidl weiterhin eine schnelle und flächendeckende Internet- und Mobilfunkversorgung. „Der Zugang zu schnellem Internet ist heute beinahe so wichtig wie der Anschluss an Wasser oder Strom – und er muss auch genauso selbstverständlich werden“, sagte Heidl in Deggendorf. „Das Land darf bei der Digitalisierung nicht weiter abgehängt werden. Denn für die Zukunft des Freistaats sind nicht nur moderne Städte und dicht gedrängte Ballungsräume entscheidend, sondern auch ein gut vernetzter ländlicher Raum.“ Der von Heimatminister Markus Söder auf den Weg gebrachte Höfebonus sowie der Digitalisierungspakt Land- und Forstwirtschaft seien wichtige Schritte auf diesem Weg.

Ein zentrales Problem für die bayerischen Bauernfamilien bleibt der ungebremste Entzug von landwirtschaftlichen Flächen durch Bebauung und Ausgleichsflächen. Pro Jahr verschwinden im Freistaat so rund 4.800 Hektar fruchtbarer Boden. „Wir brauchen endlich flächensparende Lösungen und unter diesem Blickwinkel müssen alle Bau- und Infrastrukturprojekte auf den Prüfstand“, sagte Heidl und forderte einen Paradigmenwechsel: „Uns Bauern darf nicht länger einfach der Boden unter den Füßen weggezogen werden, damit er zubetoniert oder zur Ausgleichsfläche degradiert wird!“

Um die Tierhaltung weiterzuentwickeln und gleichzeitig die kleinteilige Struktur der bayerischen Landwirtschaft zu erhalten, sind aus Heidls Sicht Konzepte nötig, die auch für Familienbetriebe umsetzbar sind. „Ich fordere von allen Beteiligten das nötige Augenmaß ein. Wer zum Beispiel der Anbindehaltung nur eine Galgenfrist einräumt, setzt die Zukunft von jedem zweiten Milchbauern in Bayern aufs Spiel“, sagt Heidl. Vor wenigen Tagen gelang durch die süddeutsche Erklärung zur Anbindehaltung ein wichtiger Schulterschluss: Die Landwirtschaftsministerien und Bauernverbände aus Bayern und Baden-Württemberg erteilen darin einer gesetzlichen Befristung oder vom Handel vorgegebenen Fristen eine klare Absage. Auch bei der Ferkelkastration kämpft Heidl für den „vierten Weg“ mit Lokalanästhesie durch den Landwirt und damit für einen Weg, der auch für die kleineren und mittleren Betriebe in Süddeutschland gangbar ist.

Mit Spannung blicken die Bauernfamilien nach Berlin, wo die Koalitionsgespräche zwischen Union und SPD weitergehen. „Wegen des Brexit und der Diskussion um die EU-Agrarpolitik stehen international wichtige Entscheidungen an. Was wir jetzt brauchen, ist eine handlungsfähige Regierung“, sagte Heidl. Bei einer möglichen Haltungskennzeichnung für tierische Produkte fordert Heidl ein tragfähiges Konzept. „Was bei Eiern funktioniert, ist bei Milch oder Fleisch schier unmöglich“, sagte Heidl. „Jeder Milliliter und jedes Einzelteil müsste einzeln erfasst und mit einer Kennzeichnung versehen werden. In fabrikähnlichen Strukturen kann das vielleicht umgesetzt werden, aber doch nicht bei rund 100.000 Bauernhöfen in Bayern. Wir müssen verhindern, dass Lebensmittel deshalb bald nicht mehr vom Familienbetrieb kommen, sondern aus Fabrikhallen.“