6. Juli 2025
Landkreis Straubing-BogenPolizeimeldungenStraubing

Angriff im ICE – Motiv weiter unklar – Täter unter Drogeneinfluss

(jh) Fünf verletzte Personen, darunter der mutmaßliche Täter selbst, und rund 400 betroffene Fahrgäste: Die Gewalttat in einem ICE auf der Strecke zwischen Straubing und Plattling sorgt für Fassungslosigkeit. Ein 20-jähriger Syrer, der in Österreich als Schutzberechtigter lebt, hatte am Donnerstag mehrere Passagiere mit einem Hammer angegriffen. Die Staatsanwaltschaft ermittelt wegen zweifachen Mordversuchs und gefährlicher Körperverletzung. Hinweise auf ein extremistisches Motiv liegen bislang nicht vor.

Informierten auf der Pressekonferenz: Leitende Kriminaldirektor Stefan Schillinger, Oberstaatsanwalt Thomas Rauscher, Polizeivizepräsident Werner Sika und Kriminalhauptkommissar Günther Tomascho. – Foto: Haas

Bei einer Pressekonferenz im Polizeipräsidium Niederbayern in Straubing informierten Staatsanwaltschaft und Polizei über erste Ermittlungsergebnisse. Demnach wirkte der junge Mann vor der Tat auffällig verwirrt, war im Zug hin- und hergelaufen. Wie sich später herausstelle, hatte er verschiedene Betäubungsmittel konsumiert. Ein toxikologisches Gutachten soll nun weitere Klarheit schaffen.

Brutaler Angriff im ICE

Die Tat ereignete sich in einem ICE, der von Hamburg nach Wien unterwegs war. Der 20-Jährige griff zunächst einen 38-jährigen Deutschen aus dem Landkreis Straubing-Bogen mit einem Zimmererhammer an und verletzte ihn am Kopf. Das Opfer hatte vorher versucht einen Notruf abzusetzen. Anschließend attackierte er in einem Abteil einen 24-jährigen Syrer, der mit seiner Mutter (51) und seinem Bruder (15) im Zug saß.

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In der Folge kam es zu einem Gerangel. Dem 24-Jährigen gelang es, dem Angreifer den Hammer zu entreißen und sich zur Wehr zu setzen. Dabei erlitt auch der mutmaßliche Täter schwerste Verletzungen. Die Polizei schließt nicht aus, dass ein weiteres Werkzeug – möglicherweise ein Beil – beteiligt gewesen sein könnte. Die Spurensicherung des Bayerischen Landeskriminalamts ist in die Ermittlungen eingebunden.

Zeugenberichte und Ermittlungen laufen

Zahlreiche Zeugen wurden noch am Donnerstag vernommen. Der leitende Kriminaldirektor Stefan Schillinger berichtete von einem hohen Ermittlungsaufwand. Die Aussagen der Reisenden zeichnen ein relativ klares Bild des Tathergangs, das nun weiter durch Spurenanalyse und Gutachten ergänzt wird.

Alle fünf Verletzten – darunter der mutmaßliche Täter – wurden in Krankenhäuser gebracht. Keiner von ihnen befindet sich in Lebensgefahr. Die Polizei lobte ausdrücklich das beherzte Eingreifen von Mitreisenden, darunter ein Soldat der Bundeswehr, der bei der Überwältigung des Angreifers half.

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Tatmotiv weiter rätselhaft

Das Motiv des jungen Mannes ist noch völlig unklar. Zwar soll es kurz vor dem Angriff ein Gespräch zwischen ihm und den syrischen Opfern gegeben haben, doch der Inhalt ist bislang nicht bekannt. Oberstaatsanwalt Thomas Rauscher betonte, dass ein extremistischer Hintergrund nicht ausgeschlossen, aber derzeit auch nicht bestätigt sei. Aktuell werde gegen den 20-jährigen Syrer wegen zweifachen Mordversuches und zweifacher gefährlicher Körperverletzung. Die Ermittler sehen das Mordmerkmal der Heimtücke als erfüllt an.

Ein durchgeführter Drogentest ergab den Konsum mehrerer Betäubungsmittel. Experten prüfen nun, ob sich der Mann in einem drogeninduzierten psychotischen Zustand befand. In Österreich war der Tatverdächtige bereits mehrfach polizeibekannt. Nach zwei Verurteilungen im Frühjahr 2025 wegen schwerer Körperverletzung und Widerstands gegen die Staatsgewalt hatte das Bundesamt für Fremdenwesen ein Asyl-Aberkennungsverfahren eingeleitet.

Die Ermittlungen laufen weiter mit Hochdruck. Die Behörden wollen auch prüfen, ob es Hinweise auf psychische Erkrankungen oder frühere Gewalttaten gibt, die Rückschlüsse auf die Gefährlichkeit des Mannes zulassen. Der ICE musste nach der Tat außerplanmäßig gestoppt und evakuiert werden. Die Behörden sicherte den Fahrgästen psychologische Unterstützung zu.