31. Oktober 2024
Landkreis Straubing-BogenStraubing

Wirtschaft stellt sich gegen Obergrenze bei Flächennutzung

(ra) Wie sieht die Flächennutzung im Raum Straubing aus, welche Unterschiede bestehen zwischen der Stadt Straubing und dem Landkreis und wie steht das im Verhältnis zu Gesamtbayern? Diesen aktuellen Fragen hat sich das IHK-Gremium Straubing bei seiner Sitzung am Dienstag gewidmet. „Wir wollen sachliche Information in eine emotional geführte Debatte bringen“, erläuterte der Vorsitzende des Gremiums, IHK-Vizepräsident Jürgen Wallstabe.

IHK Niederbayern
Aus der Sitzung des IHK-Gremiums: der stellvertretende IHK-Hauptgeschäftsführer Martin Frank, Hauptgeschäftsführer Alexander Schreiner, Gremiumsvorsitzender Jürgen Wallstabe und der Gastgeber, Stefan Dietl (von rechts) – Foto: IHK

Gleichzeitig brachte er aber auch klar die Position der im Gremium versammelten Unternehmer auf den Punkt: „Die Wirtschaft stellt sich gegen eine Obergrenze bei der Flächennutzung. Alles andere würde die Entwicklungsmöglichkeiten für unsere Region abwürgen, die Grundstückspreise für alle verteuern und außerdem einen unvertretbaren bürokratischen Aufwand bedeuten. Die Entscheidungen sollten weiter dort getroffen werden, wo sie hingehören: in den Städten und Gemeinden vor Ort.“

Die IHK-Referentin für Standortpolitik, Christina Auberger, hatte die Zahlen für Niederbayern und den Blick auf Straubing parat. Laut Daten des Statistischen Landesamtes besteht Niederbayern zu 88,9 Prozent aus Freiflächen, von denen die Landwirtschaft den größten Anteil nutzt. Von den restlichen 11,1 Prozent entfällt über die Hälfte auf die Bereiche Wohnen und Verkehr, aber auch Grünflächen wie Campingplätze, Gärten oder Parks werden zu der Siedlungs- und Verkehrsfläche hinzugerechnet. Lediglich 1,1 Prozent der Gesamtfläche werden wirtschaftlich von Industrie (0,6 Prozent), Handel und Dienstleistung (0,3 Prozent) sowie Ent- und Versorgungsunternehmen (0,2 Prozent) wie etwa Photovoltaikanlagen genutzt.

Bei der Entwicklung über die vergangenen Jahre zeigt sich ein vergleichbares Bild: Das Flächenwachstum findet vor allem beim Wohnen statt und nicht beim Gewerbe. Zugleich steigen Bruttoinlandsprodukt und Mitarbeiterzahl stark an, das bedeutet ein Plus an Wertschöpfung auf gleicher Fläche.

Speziell im Raum Straubing/Straubing-Bogen sehen die Zahlen ähnlich aus – aber die Verhältnisse sind zum Teil anders. So hat im Landkreis Straubing-Bogen zwischen 2011 und 2015 beispielsweise die Fläche im Bereich Wohnen um 5,4 Prozent zugenommen – ein Wert fast doppelt so hoch, wie die entsprechende Steigerung bei den Wirtschaftsflächen für Gewerbe und Industrie. In der Stadt Straubing sind die Wirtschaftsflächen hingegen sogar um 3,1 Prozent zurückgegangen, während Wohnen mit 3,3 und Erholung mit 4,4 Prozent ein deutliches Plus aufweisen. „Mit einer Obergrenze beim Flächenverbrauch würde die Politik daher indirekt beim dringend benötigten Wohnraum und bei moderner Infrastruktur bremsen. Das will auch niemand“, fasste Wallstabe die Diskussion im Gremium zusammen.

Mit Blick auf die weiter anhaltende Aufwärtsentwicklung der Konjunktur wurde im IHK-Gremium deutlich: Themen wie US-Strafzölle oder der anstehende Brexit beschäftigen die Wirtschaft, vor Ort dominieren aber Demografie, niedrige Arbeitslosenquote und der Fachkräftemangel die Lage. Beim produzierenden Gewerbe heißt das: Engpässe beim Transport. Andere Branchen, wie das Versicherungswesen, benötigen bei anhaltender Digitalisierung neue Anforderungsprofile, der stationäre Handel verbindet sich online. Die Hintergründe des Fachkräftemangels können vielfältig sein. Einer der zentralen Punkte, den auch IHK-Hauptgeschäftsführer Alexander Schreiner anhand der vorliegenden Daten bestätigte, ist eine falsche Weichenstellung in der Bildungspolitik: „Nur noch das Studium wird als erstrebenswertes Ziel gesehen“, sagte Schreiner.

Es sei daher entscheidend, die Chancen einer Karriere mit Lehre noch besser darzustellen. „Wer auf einer soliden Berufsausbildung aufbauen kann, sich weiterbildet und dann noch entsprechende Berufserfahrung sammelt, ist bei den Betrieben heiß begehrt und hat daher alle Möglichkeiten. Genau solche Fachkräfte werden händeringend gesucht“, bekräftigte der IHK-Hauptgeschäftsführer. Dazu gehöre auch ein Angebot der Betriebe für diese beruflich qualifizierten Mitarbeiter, das in Verantwortung und Gehalt der hohen Qualifikation entspricht.