Auto & VerkehrRegion StraubingVereine

Was alles geschieht, bis die Regensburg Classic steht

(ra) Die 14. Regensburger Classic Rallye startet! Am 2. Juli werden inklusive der fünf Vorausfahrzeuge 155 Teilnehmer die rund 200 Kilometer lange Strecke durch die schönsten Straßen der Oberpfalz zurücklegen, auch Rennfahrer-Legende Leopold Prinz von Bayern, IHK-Präsident Gerhard Witzany oder Bundestags-Politiker Philipp Graf von Lerchenfeld werden dabei sein. Wenn an jenem Sonntag der Startschuss fällt, liegt hinter den ehrenamtlichen Organisationen vom Automobilclub (AMC) Deuerling eine monatelange Arbeit.

Andere vergleichbare Veranstaltungen beschäftigen zwei oder drei Teilzeitkräfte, wir machen alles nebenbei“, sagt AMC-Chef Max Schneider (62), der 2004 die Idee zur Oldtimer-Ausfahrt hatte. Gemeinsam mit Co-Organisator Christian Dünnes vom gleichnamigen Autohaus war der Versicherungsmann aus Deuerling zum damaligen Regensburger Rathauschef Hans Schaidinger marschiert und hatte dem von seinen Vorstellungen einer „Mille Miglia der Oberpfalz“ erzählt. Schaidinger war begeistert, die Regensburger Classic geboren.

Sie sind die Haupt-Organisatoren der Regensburger Classic Rallye: Bibiane Roßkopf und Max Schneider. – Foto: Privat

Als Erstes kommt die Mittagspause

Heute ist das Kind groß geworden, „mehr als rund 160 Starter gehen nicht“, ist Schneider überzeugt. Ihm stehen bei der Veranstaltung rund 80 freiwillige Helfer zur Seite, die Hauptarbeit im Vorfeld aber leisten er und seine Lebensgefährtin Bibiane Roßkopf (50). Dabei gilt: Nach der Rallye ist vor der Rallye.

Denn schon jeweils im November geht es los mit den Vorbereitungen der nächsten Auflage des Motorsport-Klassikers, der im darauffolgenden Sommer stattfinden wird. „Das Erste, was wir finden müssen, ist der Ort der Mittagspause“, erklärt Schneider. „Das ist ein Highlight. Dort stehen die Autos entlang der Route am längsten, dort müssen alle Fahrer Platz finden, es muss ein stilvolles Ambiente sein. Mit der Schwarzachtalhalle in Neunburg haben wir auch heuer eine gute Wahl getroffen.“ In den Jahren zuvor machte der Tross Halt im Maybach-Museum Neumarkt, auf Gut Schelmerhof, im Gasthof Eisvogel in Bad Gögging oder beim Winkler-Bräu in Lengenfeld.

Anschließend geht es um die Stecke: „Da wäre ich nichts ohne Peter Ogolter und das Ehepaar Ute und Toni Silberhorn“, bekennt Schneider. „Das ist eine Arbeit ohne Ende, da bekommst du einen Vogel.“ Denn zunächst muss eine reizvolle Route gefunden werden, die über 200 oder auch mal 220 Kilometer führt. Vorgabe: „Wir fahren dort, wo wir länger nicht waren.“ Ogolter und die Silberhorns müssen wissen, wo im nächsten Juni oder Juli Baustellen sein werden und Straßen gesperrt sind.

Immer wieder Überraschungen

Steht der Verlauf, ist aber noch längst nicht aller Tage Abend, immer wieder gibt es unliebsame Überraschungen: etwa die, dass die eine Straßenverkehrsbehörde sich nicht mit der anderen abstimmt und dann doch plötzlich ein paar Tage vor der Rallye eine Straße aufgerissen wird, über die die Autos rollen sollen.

Oder die, dass sich am Vorabend der Veranstaltung plötzlich ein Bauer querstellt und ankündigt: „An meinem Hof fahrt ihr fei nicht vorbei mit euren Autos, da stelle ich einen Mistwagen quer.“ Dann müssen die Rallye-Leute schnell eine Umleitung finden, Max Schneider arbeitet die Nacht vor der Rallye durch, damit er das Bordbuch für die 160 Fahrer ändert. „Das muss man sich vorstellen, alles ist genau ausgemessen, in wochenlanger Arbeit niedergeschrieben. Die Fahrer haben ihre Vorgaben, da geht es ja um Sekunden oder ein paar Meter, und dann heißt es alles zurück auf null.“

Bibiane Roßkopf und Max Schneider sind selbst gerne mit einem ihrer Oldtimer unterwegs – hier mit einem Ferrari. – Foto: Privat

Die schnellsten Bürgermeister sind die besten

Nach der Strecke kommen die Feste. „Ich schreibe die Bürgermeister an, deren Orte wir durchqueren“, so Schneider. „Ich frage sie, ob sie sich vorstellen könnten, ein Rallyefest auszurichten.“

Von 20 Adressaten antworten vielleicht sechs. „Und die antworten meist ganz schnell. Mit denen kannst du dann aber auch was machen, die sperren ihre Innenstadt, stellen in Fußball-WM- oder EM-Jahren eine Großleinwand auf und fiebern bei beiden Veranstaltungen mit.“ Dabei spielt auch Regensburg eine große Rolle: „Dass wir am Vorabend den Domplatz für die Fahrzeugpräsentation und am Rallye-Tag den Neupfarrplatz für Start und Ziel haben können, macht das besondere Flair aus. Müssten wir vom Dultplatz oder vom Einkaufszentrum starten, wäre das nicht das Gleiche.“

Hälfte Prominenz, Hälfte frei

Stehen Strecke und vielleicht auch schon die eine oder andere Veranstaltung, wird zur Nennung freigegeben. Die Startplätze sind binnen Minuten ausgebucht. Zwar ist ein bestimmtes Kontingent für Sponsoren, prominente Teilnehmer oder Vorkriegsfahrzeuge reserviert, aber mindestens die Hälfte geht in die freie Anmeldung, wobei innerhalb von 15 Minuten alle Plätze belegt waren.

Zudem gibt es acht Wohltätigkeitsplätze: Wer eine freiwillige Spende von 600 Euro oder mehr an ein soziales Projekt entrichtet (2017 etwa an das Kinderzentrum St. Vincent in Regensburg oder die Arge Caritas Sozialstation Jura), bekommt eine Schnapszahl-Startnummer. Hierdurch konnten heuer rund 5000 Euro erzielt werden.

Die heiße Phase

In den letzten drei Monaten vor der Rallye gibt es alle zwei Wochen eine Sitzung, dem Organisationsteam gehören auch noch Rallye-Professor Jürgen Ipfling, Bibiane Roßkopf, Martin Glötzl,Christian Dünnes,  Thomas Scheuerer, Chris Liehl und Bernd Beyer an. Der Mailverkehr mit den Teilnehmern nimmt zu, weil die jetzt doch noch ihr Auto oder den Beifahrer ändern, das Programmheft wird entwickelt, die Werbung abgestimmt, das Bordbuch geschrieben, die Planungen bis ins letzte Detail besprochen. Und immer wieder kommt eine neue Mail, mit der irgendwer irgendetwas will…

Am Tag vor der Veranstaltung treffen sich rund 80 Helfer morgens um 8 und holen aus der AMC-Garage bei Steinerbrückl das Material. Denn für die Präsentation am Domplatz müssen maßgefertigte Rampen aufgestellt werden, mit Hütchen werden die Plätze vor der Kathedrale genau abgesteckt. „Sonst bringen wir die vielen Autos ja nicht unter“, sagt Schneider. „Fast jeder Starter will da dabei sein, 120 Fahrzeuge stehen vor dieser grandiosen Kulisse.“

Am Samstag wird auch die Strecke noch einmal abgefahren, um auf unerwartete Hindernisse – wie auf den Bauern mit seinem Mistwagen – reagieren zu können.

Werbung

Der Rallye-Tag

Am Sonntagmorgen treffen sich die Helfer schon um 6 Uhr. Die 16-Meter-Startrampe kommt auf den Neupfarrplatz, für ältere Fahrzeuge werden Ölauffangbehälter aufgestellt, Bindemittel steht bereit. Zuschauerpunkte werden mit Betreuern besetzt. Wichtigste Aufgabe beim Start ist es übrigens zu verhindern, dass Zuschauer vor die Autos laufen.

Max Schneider begrüßt die Starter um 7 Uhr zum Frühstück im Haus Heuport. Danach macht er sich als Erster auf den Weg. Mit seiner Cobra fährt Schneider noch vor den Vorausfahrzeugen los, sein Auto ist der erste Oldtimer auf der Strecke – aber ohne Startnummer. Er ist immer nahe am Feld, kann zur Not direkt vor Ort eingreifen.

Diese Fahrt genießt dann auch der AMC-Mann. Er freut sich, wenn die kleinen Überraschungsmomente für die Fahrer funktionieren, wenn etwa heuer in Roding jeder Fahrer ein Eis von der Eisdiele in der Stadtmitte bekommt. “ Das Schönste an der Rallye ist, wenn die Leute dem Fahrer zuwinken, und der Fahrer aus dem Auto heraus den Leuten zuwinkt.“

Habt’s mich doch alle gern

Doch wenn Max Schneider dann wieder in Regensburg eintrifft, hat ihn der Rallyeleiter-Stress sofort wieder: Von jeder Wertungsprüfung kommt ein Motorradfahrer und bringt als Kurier die Ergebnisse. „Um halb sieben trifft der letzte Fahrer im Ziel ein, eine halbe Stunde später hängen schon alle Listen mit den Ergebnissen.“ Doch es gibt immer wieder Fahrer, die die gemessenen Zeiten anzweifeln. „20 bis 30 Reklamationen haben wir jedes Jahr“, sagt Schneider. „Die überprüfen wir natürlich, aber meistens ist nichts dran.“ Trotzdem gibt es bei manchen ein Murren.

Das ist dann der Moment, in dem sich auch Schneider denkt: „Geh, habt‘s mich doch gern. Das mach ich nie mehr wieder.“ Doch schon ein paar Momente später ist das wieder ganz anders, wenn Schneider im Haus Heuport den Pokal an den Sieger der Rallye überreicht und doch in überwiegend strahlenden Gesichter blickt. Dann weiß er, dass sich auch heuer die Mühe wieder gelohnt hat. Und dann ist für ihn nach der Rallye auch wieder vor der Rallye.