10. Juli 2025
DeutschlandLife-Style

Jagen heute: Tradition, Natur und Verantwortung im Einklang

(ra). Seit jeher ist der Mensch ein Jäger: Ursprünglich schon allein aufgrund der Notwendigkeit, noch bevor Lebensmittel griffbereit im Supermarkt standen. Die Jagd heute ist aber nicht aus der Zeit gefallen, sogar das exakte Gegenteil trifft zu. Jüngst gewann die Jagd wieder an Popularität. Dem Zeitgeist entsprechend, wurde sie dafür zumindest teilweise neu gedacht – um der Verantwortung des Jägers gegenüber der Natur und Tierwelt gerecht zu werden.

In Deutschland gibt es wieder mehr Jäger

Während die Zahl der Vegetarier und Veganer zunimmt, tut es auch die der Halter eines Jagdscheins. Hatten den Ende der 70er-Jahre lediglich rund 241.000 Deutsche, waren es 2020 schon 397.000 Menschen. Mittlerweile gibt es in der Bundesrepublik mehr als 460.000 Jäger. Gedreht hat sich in der breiten Gesellschaft zudem die Wahrnehmung der Jagd und ihrer Rolle im 21. Jahrhundert.

Foto: Pixabay

Jagen wird heutzutage sowohl als Hobby als auch Maßnahme des Natur- und Artenschutzes verstanden. Gegenstimmen dazu gibt es selbstverständlich. Die Wissenschaft weiß beispielsweise, dass Tiere unter Stress ihre Fortpflanzungsrate steigern. Sie wissen aber ebenso, dass das Ökosystem Wald unter der Jagd leidet. Parallel dazu ist man sich einig darüber, dass es ohne eine regelmäßige und geordnete Jagd nicht geht – sonst würden Wildtierbestände außer Kontrolle geraten und damit wiederum andere Tierarten bedrohen oder gänzlich ausrotten.

Gejagt wird nicht ohne Jagdschein

Für unsere Ökosysteme ist die Jagd also notwendig, selbst wenn sie nicht kritikfrei ist. Damit nicht jeder zum Gewehr greift und auf eigene Faust in den Wald geht, ist der Jagdschein in Deutschland gesetzlich verpflichtend. Der Jagdschein ist keine einfache Formalie oder Option, er ist Ausdruck der Eignung des Jägers.

Wer einen solchen Jagdschein erwerben möchte, kommt allein mit Geld zunächst nicht weit. Allen voran müssen die künftigen Jäger ihre Expertise im Umgang mit einer Waffe sowie ihre Kenntnisse über den Wald und sein Ökosystem unter Beweis stellen. Ethische Rahmenbedingungen werden im Zuge dessen ebenso vermittelt wie eine sachgemäße Verwertung der erlegten Tiere. Naturschutzaspekte sind weiterhin Teil der Prüfung.

Der relativ stattliche Umfang ist natürlich kein Produkt des Zufalls: Er soll einerseits sicherstellen, dass Waffen nur in geeignete Hände gelangen und sich der dazugehörige Kopf zugleich bewusst ist, welche Verantwortung diese Hände im Wald zu tragen haben.

Die Jagd bleibt relevant – heute ebenso wie künftig

Foto: Pixabay

Wald- und Tierartenökosysteme sollte der Mensch nicht gänzlich sich selbst überlassen. Dafür gibt es genügend Beispiele: Fehlt es an Wölfen und Luchsen, würden sich Wildschweine und Rehe in unkontrollierter Weise vermehren – und Wälder schließlich übervölkern. Dadurch steigt wiederum die Zahl der Verkehrsunfälle, außerdem könnten sich zahlreiche Krankheiten und Erreger ungehindert vermehren. Erlegt hingegen niemand den Wolf, wird auch der immer mehr zur Bedrohung für den Menschen und seine Nutztiere. Balance ist der Schlüssel einer umsichtigen Jagd – früher genauso wie heute und perspektivisch.

Eine gezielte Verarbeitung des Wildbrets ist dafür ebenso nötig. Dadurch lässt sich sogar die Notwendigkeit der industriellen Massentierhaltung reduzieren. Da das Bret aus der Region stammt, bleibt der CO2-Ausstoß dank kurzer Transportwege überschaubar. Die Jagd hat also durchaus viele positive Effekte – sofern sie umsichtig und verantwortungsvoll geschieht.