Region Straubing

Oberpfälzer Weltumsegler „Gangerl“ auf der Seidenstraße und jetzt in Straubing

(ra) Der Aussteiger Wolfgang „Gangerl“ Clemens aus Roding, Jahrgang 1941, lebt seit über drei Jahrzehnten ein Leben voller Abenteuer. 1988 startete er mit selbstgebautem Schiff in der Donau zur großen Weltumsegelung. Inzwischen war er in 127 Ländern – auch in China. Am Donnerstag, 30. November ist er in Straubing.

„Gangerl“ (2. von rechts) in Dharamsala, dort wo der Dalai Lama im Exil lebt. – Foto: Wolfang Clemens

Vor 30 Jahren war noch der Überzeugung, sich für diese Herausforderung fünf bis zehn Jahre Zeit zu nehmen. Damals wusste der gelernte Kunstschmied noch nicht, dass dies eine Lebensentscheidung war. Seitdem hat Clemens nach eigenen Angaben 127 Länder bereist, über 120.000 Seemeilen und 180.000 Kilometer an Land zurückgelegt. Zusammen genommen ist das eine Strecke, die mehr als acht Mal um die Erde reicht.

„Gangerl“ jetzt in Straubing

In der bis dato dreiteiligen Buchreihe „Der Paradiesjäger“ berichtet der Autor über seine Reisen und teilt seine Erlebnisse in Filmvorträgen. Am Donnerstag, 30. November zeigt Gangerl im Schützenhaus Straubing einen Sondervortrag über seine Reisen durch China und entlang der Seidenstraße.

Durch den Indischen Ozean gesegelt

Gangerl mit Reiseausrüstung auf dem Landweg durch Asien – Foto: Wolfgang Clemens

Das Vorhaben begann in Afrika, als der Weltumsegler beschloss, sich mit seiner Segelyacht „Bavaria II“ nach Asien aufzumachen. Über die Seychellen, die Malediven und Sri Lanka durchsegelte er den Indischen Ozean und legte in Malaysia an. Doch dieser Trip mit seiner Distanz von über viertausend Seemeilen – umgerechnet fast achttausend Kilometer – bereitete dem inzwischen erfahrenen Seefahrer große Schwierigkeiten. In Malaysia schließlich angekommen deponierte er seine Yacht in einem Mangroven-Dschungel und durchstreifte zunächst die südostasiatischen Länder Thailand, Laos, Kambodscha und Vietnam. Dabei legte der Backpacker gut 10.000 Kilometer zurück.

Zum dritten Mal stand der Kosmopolit an der Grenze zu China. Zunächst reiste er in die zentral gelegene Stadt Xian, um von dort aus seine Exkursionen zu starten. Auf den Spuren der Seidenstraße führten ihn seine Wege durch die Takla Makan-Wüste mit ihren enormen Ausmaßen bis nach Kirgistan. Zu Pferd ging es dort in die Berge hinauf bis zur Eisgrenze des Tian Shan-Gebirges. Traumhaft schöne und weite Landschaften breiteten sich vor ihm aus, während er häufig auf grasende Pferde-, Schaf- und Rinderherden traf. Neben Hirten begegneten ihm auch Jäger, die mit ihren gezähmten Adlern auf die Jagd gingen. Einige Wochen genoss Gangerl die Gastfreundschaft der Einheimischen, reiste dann aber weiter nach Usbekistan. Dort beeindruckten ihn sagenhafte Tempelbauten in den Wüsten-Oasen Samarkand, Buchara und Chiwa.

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Probleme im Gebiet der Uiguren

Zurück auf dem Weg nach China begannen schon an der Grenze des von Krisen gebeutelten Gebiets der Uiguren die zu erwartenden Schikanen des Militärs. Seit über einem halben Jahrhundert geht die chinesische Regierung dort aggressiv gegen die dort ansässige Ethnie vor. Die historische und belebte Altstadt von Kashgar, ein Wüstenritt bei starkem Sandsturm und die atemberaubende Kulisse des 7.546 Meter hohen Berges Mustagh Ata hinterließen bei Gangerl ein Wechselbad der Gefühle, da er das rigide Vorgehen Chinas gegen die uigurischen Siedler stark verurteilt.

Wirklich abenteuerlich wurde es für ihn, als er entlang der alten Seidenstraße nach Gilgit reiste. Neben den holprigen und engen Bergpässen gingen hunderte Meter tiefe Abhänge hinunter. Inmitten einer scheinbar nicht enden wollenden Baustelle wurde die Fahrt zur Nervensache: Dort arbeiteten 35.000 Chinesen und Gastarbeiter seit Jahren an der Errichtung der neuen Seidenstraße. Als Folge blieben an der größten Baustelle der Welt stundenlange Staus ausgelöst durch Sprengungen und Staub unter dem Krach der Pressluftbohrer.

Gangerl findet nicht nur bei den Menschen Freunde – Foto:

Hochzeit bei den Taliban

Mithilfe seiner selbst gebastelten Presseausweise beschaffte sich Gangerl eine herzliche Aufnahme beim Stamm der Hunza. Das Volk, aus dessen Reihen zahlreiche Taliban-Kämpfer abstammen, lebt in den zerklüfteten Bergketten. Es folgten Einladungen in private Haushalte und zu einer Taliban-Hochzeit. Erschreckenderweise wurde in der Nacht seiner Abreise aus Gilgit ein Hotel bei einem Terroranschlag schwer beschädigt.

Die anschließende Fahrt zum Berg Nanga Parbat entwickelte sich zu einer weiteren Mutprobe: Senkrecht gingen auch dort die Felswände neben den teils unbefestigten Straßen hinab. Der Abenteurer wagte sich anschließend an den Aufstieg zum 5.500 Meter hoch gelegenen Basislager dieses Eisriesen, an welchem schon zahlreiche deutsche Bergsteiger ihr Leben gelassen hatten. Während des anschließenden Abstiegs wurde es für Gangerl noch einmal brenzlig, als er gegen die Anweisung seines Bergführers drei einheimische Frauen filmte. Es entwickelte sich ein Aufstand, da es bei diesem Stamm aus spirituellen Gründen untersagt ist, sich ablichten zu lassen. Das Problem lösten der Abenteurer und sein Bergführer, indem sie einen großen Umweg um die Dorfbewohner und deren Region in Kauf nahmen. Denn dort soll es aus diesem Grund schon tote Touristen durch die Steinigung der erzürnten Dorfbewohner gegeben haben. Gangerl’s Reise führte anschließend nach Indien.

Diese und noch viele weitere Erlebnisse seiner Reisen durch Asien hat Gangerl in einem Filmvortrag zusammengefasst und zeigt diesen am 30. November im Schützenhaus. Beginn ist um 19.30 Uhr – Einlass ab 18.30 Uhr. Tickets gibt es an der Abendkasse, weitere Informationen auf www.gangerl.net.