Telefonbetrug – Seniorin übergibt Bargeld und Gold im Wert von über 200.000 Euro
(pol) Seit Jahren wird ständig vor Telefonbetrügern gewarnt. Doch die Betrugsmasche ist immer noch sehr erfolgreich. Am Freitag wurde eine 79-jährige Frau aus Adlkofen (Landkreis Landshut) Opfer der Verbrecher. Immerhin übergab sie auf einem Parkplatz (!) eines Landshuter Einkaufsmarktes an eine unbekannte Person Bargeld und Gold im Wert von über 200.000 Euro.
Das Vorgehen der Betrüger ähnelt fast stets dem gleichen Muster. Und irgendwann meint man, sollte doch jeder diese Art von Verbrechen kennen. Offensichtlich aber nicht: In dem vorliegenden Fall bekam die 79-jährige Frau einen Anruf durch einen falschen Polizeibeamten. Angeblich habe ihre Tochter einen schweren Verkehrsunfall verursacht. Um einer Haftstrafe zu entgehen, müsse sie nun eine hohe Kautionssumme hinterlegen. Dadurch getäuscht und in der Annahme ihrer Tochter zu helfen übergab die Seniorin schließlich an eine unbekannte Frau auf dem Parkplatz des Edeka-Marktes an der Niedermayerstraße Bargeld und Gold in Höhe eines niedrigen sechststelligen Betrages (über 200.000 Euro).
Beschreibung der unbekannten Abholerin
Etwa 164 cm groß, zirka 30 bis 40 Jahre alt, längere, blonde, zu einem Pferdeschwanz zusammengebundene Haare. Bekleidet war sie mit einer Jogginghose und einer dunklen Jacke.
Zeugen gesucht
Wer am vergangenen Freitag in der Zeit zwischen 13 Uhr und eta 15 Uhr verdächtige Beobachtungen (Personen oder Fahrzeuge) auf dem Parkplatz des EDEKA-Marktes an der Niedermayerstraße (in unmittelbarer Nähe der Hauptfeuerwache) gemacht hat, wird gebeten, sich der Polizeiinspektion Landshut, Tel. 0871/9252-0, oder jede andere Polizeidienststelle in Verbindung zu setzen.
Der Zeugenaufruf richtet sich insbesondere auch an Taxifahrer, die ihm fraglichen Zeitraum unter Umständen eine weibliche Person, auf die die Beschreibung zutrifft, vom Landshuter Hauptbahnhof in die Niedermayerstraße gefahren oder von dort abgeholt haben.
Das Polizeipräsidium Niederbayern warnt erneut vor dieser Betrugsmaschen: „Seien Sie misstrauisch bei Geldforderungen am Telefon.“
Das Polizeipräsidium Niederbayern appelliert erneut wachsam zu bleiben und sich von den Betrügern nicht täuschen zu lassen. Bei der Einsatzzentrale des Polizeipräsidiums Niederbayern gingen seit Jahresbeginn rund 800 Mitteilungen von Bürgern ein, die von den Betrügern angerufen wurden. In den meisten Fällen wurde der Betrug rechtzeitig erkannt, allerdings fallen auch immer wieder gerade ältere Menschen auf die Tricks der Betrüger rein, wie der vorliegende Fall zeigt.
Seien Sie misstrauisch, wenn angebliche Verwandte sofortige finanzielle Hilfe fordern. Lassen Sie sich nicht unter Druck setzen und beenden Sie das Gespräch, sobald Sie auch nur den geringsten Verdacht schöpfen. Die Polizei erkundigt sich am Telefon nie nach Ihrem Vermögen oder Wertsachen bzw. fordert am Telefon keine Geldbeträge oder Wertsachen.
Die Masche der Betrüger
In den ersten Minuten des Gespräches zielen die Betrüger darauf ab Stress auszulösen. Mit der Aussage, dass der vermeintlichen Tochter etwas ganz Schlimmes passiert sei, erzeugen sie bei ihren potentiellen Opfern Emotionen und eine persönliche Relevanz. Zeitgleich setzen sie die Angerufenen unter Handlungs- und Zeitdruck. Dadurch wird rationales Denken zum größten Teil deaktiviert und selbstverständliche Verhaltensweisen sind nicht mehr verfügbar. Man schaltet sozusagen in einen sogenannten Notfallmodus bei dem das Ziel ist, diese vermeintliche Bedrohung schnellstmöglich zu beseitigen. Hinzu kommt eine ständige Beschäftigung durch die Täter, damit ihre potentiellen Opfer keine Zeit finden, nachzudenken. In Verbindung mit der Verwendung von Wörtern wie „Polizei“, „Staatsanwaltschaft“ oder auch „Richter“ suggerieren die Betrüger eine vertrauliche Situation und treten autoritär auf.