Heilkraft der Natur: Wirkung und Nebenwirkung
(ra). Phytotherapie hat eine lange Historie und ist auch heute noch Gegenstand medizinischer und pharmakologischer Ausbildung im Studium von Ärzten und Apothekern. Die Natur hat einige hochwirksame Stoffe hervorgebracht, deren Anwendung allerdings nicht immer ganz risikofrei sind. Deswegen sollten hochdosierte Wirkstoffe weiterhin durch Profis verschrieben und überwacht werden.
CBD: Der entscheidende Unterschied
Cannabidiol, das als Wundersubstanz aus Nutzhanf beworben wird, ist bei Medizinern beliebt, weil es in einigen Fällen Hilfe verspricht, für die bisher keine wirksame Therapie vorhanden war. So setzt man es gegen Spasmen bei der Multiplen Sklerose aber auch bei besonderen Formen der Epilepsie ein. Diese Medikamente sind verschreibungspflichtig und hochkonzentriert.
Doch neben diesen strikt medizinischen Anwendungen gibt es auch den Hausmittel-Aspekt, den man bei Phytotherapeutika nie außer Acht lassen sollte. Im CBD-Öl enthalten ist der Extrakt aus Nutzhanf, der für einen niedrig dosierten Einsatz zum Beispiel zur Körperpflege verwendet werden kann. Davon versprechen sich viele Menschen Hilfe zum Beispiel gegen Spannungszustände, Schlafprobleme, Migräne, Ängste und vieles mehr.
Auch für Chemotherapie-Patienten soll es hilfreich sein, um Nebenwirkungen der harten Behandlung besser erträglich zu machen. Wer es noch natürlicher mag, greift zu CBD-Blüten. Diese können als Tee aufgebrüht oder in der Küche verwendet werden, um zum Beispiel Butter zu aromatisieren. Diese Anwendung muss man nicht streng medizinisch sehen: Es geht eher um einen Wohlfühleinsatz der wertvollen Hanfinhaltsstoffe.
Und sogar das psychoaktive THC könnte demnächst freigegeben werden. Auch hierfür gibt es etliche Anwendungen. Generell gelten derartige Substanzen noch als wenig erforscht und potentiell hilfreich.
Woran erkennt man Wirksamkeit?
Auch bei frei verkäuflichen Substanzen und Pflanzen sollte man Vorsicht walten lassen und bei der Einnahme Vorschriften und Ratschläge nicht einfach in den Wind schlagen. Immerhin ist die Natur die vollendete Giftmischerin: Die wirksamsten Toxine sind immer noch natürlichen Ursprungs (z. B. Botulinustoxin oder Rizin). Der scheinbare Widerspruch von natürlichen und “künstlichen” Wirkstoffen muss aufgeklärt und aufgelöst werden.
Wissenschaftliche Evidenz – die Untersuchung, ob eine Substanz bei einer Erkrankung oder einem Symptom helfen kann – bildet die Grundlage aller moderner Medizin. Der Anspruch, nur nachweislich wirksame Medikamente zu nutzen, eint alle Ärzte. Besonders die randomisierte und verblindete Wirkstoffstudie sticht hierbei heraus: Sie gilt als Goldstandard, den ein modernes Medikament erfüllen muss. Das gilt sowohl für chemisch-synthetisch als auch natürlich-pflanzliche Substanzen.
Wirkung UND Nebenwirkung
Dabei findet man oft heraus, dass althergebrachte Heilpflanzen wirklich gut wirken: So ist zum Beispiel Johanniskraut hilfreich bei leichten und mittelschweren Depressionen. Allerdings teilt das Johanniskraut eine Eigenschaft mit anderen modernen Antidepressiva: Es ist nicht frei von Nebenwirkungen. So beeinflusst Johanniskraut den Neurotransmitter Serotonin und kann bei Überdosen Vergiftungen auslösen. Außerdem macht die Pflanze lichtempfindlich und kann sogar verstärkten Sonnenbrand verursachen.
Das macht aus dem Johanniskraut nicht gleich ein schlechtes Medikament. Es bedeutet aber, dass diese Pflanze nur unter ärztlicher Aufsicht verwendet werden sollte, um bei Problemen schnell reagieren zu können.
Heilversprechen, die behaupten ohne Nebenwirkungen zu funktionieren, sind in der Regel Quacksalberei. Der moderne Mensch hat sich leider sehr daran gewöhnt, jedes Wehwehchen sofort mit Medikamenten behandeln zu wollen. Das zeigt sich zum Beispiel in der gesteigerten Verwendung von Schmerzmitteln. Oft reicht es, dem Körper Zeit zu lassen oder durch geänderte Lebensführung zu reagieren: Stressreduktion, gesunde Ernährung und Bewegung helfen tausendmal mehr als Globuli und andere Zaubermittelchen.