Straubing

Hier werden jährlich 500 Tonnen E-Schrott fachgerecht entsorgt

(jh) Ursula Klein steht vor zahlreichen Gitterboxen, die nebeneinander und aufeinander gestapelt sind. Die Gitterboxen sind bis obenhin gefüllt. Durch das Gitter an den Seiten kann man den Inhalt erkennen: Sie sind unter anderem gefüllt mit PC-Kühler, Platinen, Receiver und Videogeräten, aber auch mit Netz- und anderen Kabeln. Ursula Klein leitet den Entsorgungsfachbetrieb „Sinus“ – eine Einrichtung des Kreisverbandes der Arbeiterwohlfahrt (AWO) an der Arberstraße in Straubing.

Gitterboxen – Sortiert nach Bauteilen – Foto: Haas

„Sinus“ steht für Straubinger Initiative für umweltorientierte Sozialarbeit. Die AWO eröffnete 1994 diese Einrichtung als Modellprojekt im Rahmen der „Hilfe zur Arbeit“. Es war das erste Projekt dieser Art in Niederbayern, um arbeitslose Sozialhilfeempfänger zu beschäftigten und zu qualifizieren, damit sie wieder in den allgemeinen Arbeitsmarkt eingegliedert werden konnten. „Wir wollten diese Menschen wieder in Brot und Arbeit bringen“, erinnert sich Klaus Hoffmann, der Geschäftsführer des AWO-Kreisverbandes Straubing. Und Ursula Klein ist fast seit Anbeginn mit dabei.

Die Beschäftigung und Qualifizierung erfolgt seither im Rahmen der Sammlung und manuellen Zerlegung elektronischer Altgeräte. Deshalb gibt es auch bereits seit 27 Jahren eine enge Zusammenarbeit zwischen der AWO und dem Zweckverband Abfallwirtschaft Stadt Straubing Landkreis Straubing-Bogen (ZAW-SR).

AWO und ZAW-SR seit fast drei Jahrzehnten ein enger Kooperation: Von links: Konrad Reitinger (Leiter der Wertstoffhöfe), Gangolf Wasmeier (Stellvertretender Geschäftsführer ZAW-SR), Martin Panten (Kreisvorsitzender der AWO), Klaus Hoffmann (Geschäftsführer des AWO-Kreisverbandes), Irene Ilgmeier (Stellvertretende Kreisvorsitzende), Ursula Klein (Leiterin Entsorgungsfachbetrieb) und Michaela Dietl (Abteilungsleiterin Berufliche Hilfen) – Foto: Haas

Vor zehn Jahren wurde diesem Entsorgungsfachbetrieb für Elektroschrott ein Zuverdienstprojekt angegliedert. „Dieses Projekt richtet sich an Menschen, deren Leistungsfähigkeit aufgrund seelischer Beeinträchtigungen für den allgemeinen Arbeitsmarkt zu eingeschränkt ist“, berichtete dazu Klaus Hoffmann. Darüber hinaus beschäftigt die AWO in Zusammenarbeit mit dem Jobcenter Straubing-Bogen im Entsorgungsfachbetrieb sozial benachteiligte Langzeitarbeitslose im Rahmen der „Teilhabe am Arbeitsmarkt“. Und Hoffmann ergänzt: „Jugendliche, die aufgrund von Straffälligkeit Sozialstunden ableisten müssen, können dies ebenfalls hier tun.“

Das soziale Engagment ist das eine, der Umweltgedanke das zweite. Bei „Sinus“ wird wertvoller Elektroschrott gesammelt, sortiert, fachrecht zerlegt und zur entgültigen Entsorgung bzw. Wiederverwertung an Entsorgungsbetriebe weitergeleitet. Nach den Worten Hoffmanns werden Bildschirme, Monitore, TV-Geräte sowie Haushaltskleingeräte und Leuchtstoffröhren aus den 38 Wertstoffhöfen und dem Entsorgungszentrum des ZAW-SR geholt und zu „Sinus“ gebracht. Unternehmen mit größeren Mengen an E-Schrott können direkt bei Sinus anliefern.

Das Projekt in Zahlen

  • Jährlich werden werden zwischen 500 und 600 Tonnen Elektroschrott gesammelt, sortiert und manuell zerlegt.
  • In den letzten zehn Jahren waren es insgesamt rund 6.500 Tonnen.
  • In diesem Jahr wurden bereits 421 Tonnen eingesammelt (Stand August).
  • Das E-Schrottaufkommen ist in den Zeiten der Corona-Pandemie stark angestiegen.
  • Es fallen 20 bis 25 Wertstoffarten an.
  • Die Verwertungsquote liegt bei über 90 Prozent.
  • Der Umsatz betrug 2020 bei rund 280.000 Euro.

Um als Entsorgungsfachbetrieb zertifiziert zu werden, müssen die Qualitätsstandards des Kreislaufwirtschaftsgesetzes erfüllt werden – und dies gilt jedes Jahr im Rahmen eines Audits unter Beweis zu stellen. Das letzte Audit fand im Mai statt.

Klaus Hoffmann, Konrad Reitinger und Gangolf Wasmeier (von links) vor bereits sortiertem E-Schrott. – Foto: Haas

Die Bedeutung dieses Projektes unterstrichen auch der stellvertretende Geschäftsführer beim ZAW-SR, Gangolf Wasmeier, und der Leiter der Wertstoffhöfe Konrad Reitinger. „Dadurch können wertvolle Rohstoffe wieder verwertet werden“, unterstrich Wasmeier. Ohne solche Entsorgungsfachbetriebe wie Sinus würden all diese Geräte in der Müllverbrennungsanlage enden. Während Großgeräte in die Schrottverwertung kommen, werden Kleingeräte zerlegt und die dadurch gewonnen Wertstoffe der Wiederverwendung zugeführt. „Besser wäre es natürlich, wenn Elektrogeräte repariert werden könnten, statt dass sie weggeworfen werden“, ergänzte Wasmeier.

Für beiden Vertreter des ZAW-SR ist die Wiederverwendung ein wichtiger Schritt zu mehr Nachhaltigkeit und ein entscheidender Beitrag zum Klima- und Umweltschutz. Denn nur eine lange Nutzungsdauer spare erhebliche Mengen an Ressourcen, die sowohl für die Herstellung neuer Produkte als auch für die Entsorgung alter Produkte verbraucht werden. Die Wiederverwendung hat daher entsprechend der sogenannten Abfallhierarchie gesetzlich Priorität vor Recycling und energetischer Verwertung.