vhs will in den Sommerferien die Lücken füllen
(ra) Während in ganz Bayern die Sommerferien am 13. September zu Ende gehen, öffnen sich die Türen der Schulen im Landkreis Straubing-Bogen bereits am 30. August wieder. An acht Vormittagen können Schüler*innen ein Angebot an zusätzlichem Unterricht nutzen, um versäumten Lernstoff nachzuholen oder zu vertiefen.

Das seit Monaten andauernde Homeschooling hat nicht nur zu viel Frust bei Lehrern, Schülern und Eltern geführt, es hat auch Lücken im Unterrichtstoff hinterlassen – in manchen Klassen kleinere, in anderen größere. Das ifo-Institut hat ermittelt, dass deutsche Schulkinder nur 4,3 Stunden pro Tag mit schulischen Tätigkeiten verbracht haben. Das sind drei Stunden weniger als an üblichen Schultagen vor Corona. Es gibt viele Ideen und auch einige Angebote, dies zu verbessern. Allerdings zielen diese oftmals erneut auf zusätzlichen Unterricht am heimischen Monitor ab. Auch das Bayerische Staatsministerium für Unterricht und Kultus arbeitet an einem Nachhilfeprogramm. Wann dieses kommt und wie genau die Umsetzung ausschaut ist jedoch noch offen. Bekannt ist nur, dass es den Schulen selbst überlassen bleiben soll, ob sie zusätzlichen Unterricht anbieten.
Aktion „Lückenfüller“
Hier setzt eine Initiative der Volkhochschule Straubing-Bogen (vhs) an. In Zusammenarbeit mit den Schulen im Landkreis und unter Schirmherrschaft von Landrat Josef Laumer, werden gegen Ende der Sommerferien den Schulkindern zusätzliche Unterrichtsstunden angeboten, um die Lernlücken zu schließen. Die Aktion trägt den Namen „Lückenfüller“ und richtet sich primär an Abschluss- und Übertrittsklassen.

vhs-Geschäftsführer Robert Dollmann sagt dazu: „Lernlücken sind vermutlich in fast jeder Klasse entstanden. In Anbetracht der verschiedenen Schularten, Jahrgangsstufen und Fächer, mussten wir die Zielgruppe für die Aktion eingrenzen. Wer im kommenden Jahr die Schule abschließt oder den Übertritt ins Gymnasium vor sich hat, für den ist es am Wichtigsten Versäumtes nachzuholen.“
28 Schulen machen mit
Die Idee für die Aktion hatte Heidi Schöberl, Mitarbeiterin der vhs und selbst Mutter von drei schulpflichtigen Kindern. „Durch den Online-Unterricht dieses Schuljahr konnten und können die Schüler vieles an Unterrichtsstoff gar nicht verinnerlichen. Wir haben daher in unserer Familie in den Sommerferien geplant, die wichtigsten Lerninhalte noch einmal ausführlich durchzuarbeiten. Nachdem ich immer wieder mitbekomme, dass es auch anderen Eltern so geht, erschien es mir naheliegend das Thema etwas grundlegender anzugehen.“
Die vhs griff diese Idee auf. Dollmann erzählt: „Bei ersten Anfragen bei Pädagogen, dem Schulamt und potentiellen Dozenten kam durchwegs positives Feedback. Eine Grundschulrektorin erzählte uns gleich, dass sowas ganz dringend nötig sei und was wir an Unterrichtsthemen alles drannehmen sollen. Am Ende stand dann fest, dass 28 Schulen bei der Aktion mitmachen.“
32 zusätzliche Schulstunden
Beim Ausarbeitung des Konzepts stand die vhs vor der Herausforderung, genügend Stunden zu planen, um auch tatsächlich Lücken im Stoff schließen zu können, andererseits bei den Schülerinnen und Schülern bzw. den Eltern die Akzeptanz für den Nachholunterricht zu erhalten. Mit den nun geplanten acht Schultagen mit jeweils 4 Unterrichtstunden hofft die vhs, diesen Spagat zu meistern. Die Ferienkurse sollen dabei so weit wie möglich klassenbezogen angeboten werden, um eine enge Abstimmung mit den Klassenlehrern zu ermöglichen. Vorgesehen sind die Fächer Deutsch und Mathe bei den Übertrittsklassen sowie Mathe bzw. Englisch bei den Abschlussklassen.
Großes Interesse bei Dozenten
Als Kursleiter sucht die vhs nun Lehramtsstudenten, die sich in den Sommerferien etwas hinzuverdienen möchten. „Wir sind hier sehr optimistisch genügend Kräfte zu finden“, so Dollmann. „Nur durch einen einzigen Post bei Facebook haben sich durch die anschließende Mundpropaganda bereits 20 Kursleiter gemeldet. Dabei beginnt die Werbung nun eigentlich erst.“ Auch Lehrer in Elternzeit oder in Pension kommen in Betracht, aber auch ehemalige Schüler, die entsprechend viele Stunden als Nachhilfelehrer vorweisen können.
Das Minimalziel sei, je teilnehmender Schule, Klasse und Fach mindestens einen Kurs anzubieten. Je mehr Dozenten man finde, so Dollmann, desto weiter könne man die Lückenfüller-Aktion ausbauen. Eine Ausweitung auf andere Fächer und Jahrgangsstufen wäre denkbar. Man werde dazu abwarten, welche Rückmeldungen man von den Eltern in den nächsten Wochen bekomme.
Anmeldungen ab Juni
In den nächsten Wochen steht die Erarbeitung eines Kursplans im Fokus, Anfang Juni wird dann feststehen, welche Kurse in welcher Schule von welchem Dozenten gehalten werden. Ab dann sind auch Anmeldungen möglich. Die vhs rechnet damit, dass es im Laufe des Juni wieder flächendeckend Präsenzunterricht an den Schulen geben wird, so dass die Schüler direkt mit Flyern auf das Ferienangebot hingewiesen werden können. Viele Schulen haben auch Unterstützung in Form von Elternbriefen angeboten.
Momentan stehen 128 Euro Teilnahmegebühr je Kind im Raum. „Wir haben aber die Hoffnung, von dem im Kultusministerium in Arbeit befindlichen Förderprogramm zu profitieren. Dann würde es für die Eltern deutlich günstiger werden“, so der vhs-Geschäftsführer. Denkbar ist aber auch eine individuelle Unterstützung der Eltern durch die Gemeinde, den Landkreis oder von Fördervereinen.
Informationen zur Aktion „Lückenfüller“ gibt es auf der vhs-Internetseite www.vhs-straubing-bogen.de