BogenGesundheit

Thema beim Gesundheitsabend: Gelenkverschleiß – eine Einbahnstraße?

(ra) Die Klinik Bogen hat den ersten Gesundheitsabend des neuen Jahres im Kulturforum Oberalteich am Donnerstagabend eröffnet. Es referierten der Schulter- und Ellbogenspezialist Prof. Dr. Stefan Greiner und der Hüftexperte Priv.-Doz. Dr. Stefan Fickert vom sporthopaedicum Straubing, die beide an der Klinik Bogen operieren.

Prof. Dr. Stefan Greiner (l.) und Priv.-Doz. Dr. Stefan Fickert. – Foto: Klinik Bogen

Prof. Greiner, der auch an der Charité Berlin lehrt, freute sich, dass dank der fortschrittlichen Ausstattung und hochqualifizierten Betreuung auch in einer ländlichen Gegend Spitzenmedizin und komplizierte Eingriffe möglich seien.

„Stopp-Ampeln“ gegen den Arthrosefortschritt

Sofern Verschleißerscheinungen nicht durch einen Unfall entstanden sind, gehören sie zum normalen Alterungsprozess, erläuterte Prof. Greiner. Nicht jeder Schulterverschleiß bedürfe einer ärztlichen Behandlung, insbesondere wenn sich Betroffene im Alltag nicht beeinträchtigt fühlen. „Arthrose ist jedoch eine Einbahnstraße“, fuhr er fort, „aber wir können Stopp-Ampeln zum Einbremsen einschalten.“ Je nach Schulterschädigung kommen hierfür Injektionen, arthroskopische Eingriffe oder eine Knorpelverpflanzung zum Einsatz.

Der Referent warnte bei fortgeschrittener Schulterpfannenabnutzung vor einer OP-Verzögerung. Dabei gehe zu viel Knochensubstanz verloren und immer größere Implantate werden nötig. „Wir ersetzen nur das, was wirklich kaputt ist“, erklärte er. Zur Verfügung stehen Oberflächenersatz, Teilgelenkersatz und die Totalendoprothese oder Schulter-TEP, letztere in anatomischer oder umgekehrter Anordnung von Gelenkkopf und Pfanne. Damit die Schulterprothese ihre jahrzehntelange Haltbarkeit erreicht, sei eine moderate Belastung ratsam.

Häufige Ellbogenbeschwerden seien laut Prof. Greiner „Sand im Getriebe“ durch freie Gelenkkörper, entzündete Schleimhautfalten und Knochenerkrankungen. Mittels Arthroskopie werden die Gelenke befreit und geglättet. Seltener machen rheumatische Erkrankungen einen Gelenkersatz nötig. Prof. Greiner gehört zu den deutschlandweit wenigen Spezialisten, die solche Operationen mit entsprechender Erfahrung durchführen.

Selbst aktiv werden bei Verschleiß der Hüfte

Dass auch Risse der hüftumgreifenden Muskulatur zum Verschleiß zählen, veranschaulichte Priv.-Doz. Dr. Fickert für den Hüftbereich. Die dreiteilige Gesäßmuskulatur funktioniere wie ein Kran: stören Risse die Muskelbalance, fehlt an anderer Stelle die Gegenkraft. Das Aufstehen, Gehen, Treppensteigen und nächtliche Liegen fallen schwer. Ausdrücklich warnte Dr. Fickert hierbei vor einer Cortison-Einspritzung und riet zunächst zu einer konservativen Behandlung, um die Muskelbalance mit den Restmuskeln wiederherzustellen: „Dies ist mit etwa drei Monaten intensivem Training ein langer und schwerer Weg, der aber bei geringem Riss eine 80-prozentige Erfolgschance bietet.“ Nur bei größeren Muskelrissen und stärkerem Gelenkverschleiß wird der Muskelriss operativ genäht.

Nach wie vor sei jedoch laut Dr. Fickert der Knorpelverschleiß das Hauptproblem der Hüfte. Die wasserhaltigen Knorpelzellen lassen den Hüftkopf „wie im Wasserbett laufen“. Verletzungen und Vernarbungen mit wiederkehrenden schmerzlichen Entzündungsphasen ergeben den typischen wellenförmig ansteigenden Arthroseverlauf. Dieser kann verlangsamt werden durch Physiotherapie, Patientenführung und -begleitung, orthopädische Hilfsmittel und Gewichtsreduktion. Viele Schmerzmittel und Entzündungshemmer haben auf Dauer schädliche Nebenwirkungen. Je nach Schmerzen und Beeinträchtigung der Lebensqualität wird daher auch für das Hüftgelenk individuell ein operativer Ersatz erwägt. Hierfür bestehe ein jahrzehntelanger Erfahrungsschatz mit sehr guten Langzeitergebnissen.