35 Jahre nach Tschernobyl – Erhard Grundl greift Jahrestag auf
(ra) Die Nuklearkatastrophe von Tschernobyl ereignete sich am 26. April 1986 in Reaktor-Block 4 … Innerhalb der ersten zehn Tage nach der Explosion wurde eine Radioaktivität von mehreren Trillionen Becquerel in die Erdatmosphäre freigesetzt. Zum 35. Jahrestag wies am Sonntag Erhard Grundl, MdB (Bündnis 90/Die Grünen) darauf hin, würden bei Pilzen und Wild immer noch hohe radioaktive Werte gemessen – gerade auch in Bayern.
Viel zu lange habe Deutschland an der Atomkraftnutzung festgehalten, spät und zögerlich aus der Katastrophe gelernt – eigentlich erst nach dem nächsten Super-GAU in Fukushima vor zehn Jahren. Zwar sei der Atomausstieg für das Jahr 2022 beschlossen, doch noch immer gebe es den Handel mit der brandgefährlichen Technologie. Da eine echte Energiewende bisher verschlafen worden sei, bleibe die Atomkraft immer wieder als angeblich klimafreundliche Brückentechnologie im Gespräch.
Grundl erinnerte daran, dass vor wenigen Wochen der klammheimliche Einstieg eines russischen Staatskonzerns in die Atomfabrik im niedersächsischen Lingen bekannt geworden sei. Dort könne zukünftig Brennstoff für Risikomeiler in Osteuropa und die Krisenregion Ukraine produziert werden. „Statt die Machenschaften zu verhindern, lässt die Bundesregierung die Öffentlichkeit im Dunkeln und öffnet dem russischen Konzern die Türen zum europäischen Atommarkt“, kritisiert der Abgeordnete.
Die leichtsinnige Genehmigungspraxis von Behörden und Wirtschaftsministerium habe sich bereits bei den nach EU-Recht illegalen Uran-Exporten nach Russland durchgesetzt. Deshalb fordert Grundl: „Die Bundesregierung muss endlich für Transparenz sorgen und die Atomgeschäfte hierzulande einschränken.“
In Punkto „Atomsicherheit in Europa“ hat sich nach Grundls Worten seit der Atomkatastrophe von Tschernobyl wenig getan. Zwar werden kaum neue Reaktoren gebaut, dafür alte über ihre Lebensdauer hinaus betrieben. Als Beispiele nannte er die Nachbarländer Frankreich, Niederlande, Tschechien und Schweiz. „Damit steuert Europa auf ein massives Sicherheitsrisiko zu. Die Bundesregierung muss ihre Tatenlosigkeit beenden, bei Laufzeitverlängerungen im Ausland auf die bestmögliche Sicherheit der Anlagen drängen und sich auf EU-Ebene gegen die Förderung der Atomkraft einsetzen“, so Grundl.
Der Grünen-Politiker prognostizierte: „Wir und unzählige künftige Generationen werden noch mit den Folgen der Atomkraftnutzung zu tun haben, sowohl bei der Zwischenlagerung des hochradioaktiven Mülls, als auch bei der Suche nach einem Endlager – soziale Spannungen inbegriffen.“ Schaue man sich diese Fakten an, so merke man sehr schnell, dass einer der einprägsamsten Slogans der Anti-Atomkraft-Bewegung auch heute noch aktuell und wichtig ist: „Atomkraft – Nein Danke!“