28. September 2025
Geiselhöring

„100 Ideen“: Wie Geiselhöring älter werden kann

(rp) Die Geiselhöringer SPD diskutierte am Mittwoch in der Taverne Korfu wie sich die soziale Teilhabe älterer Menschen vor Ort stärken lässt. Die Veranstaltung gehört zur Reihe „100 Ideen für Geiselhöring“ und zog zahlreiche Seniorinnen und Senioren an. Referenten der Arbeiterwohlfahrt und der örtlichen Politik skizzierten Beratungsbedarf, konkrete Hilfsangebote und Lücken in der Versorgung.

Freuten sich über eine gelungene Veranstaltung: (von links) Bürgermeisterkandidat Ludwig Kerscher, Ralf Neißer, Ortsvorsitzende Barbara Kasberger, die Referenten Andreas Neumann und Johannes Just sowie Rainer Pasta und Rainer Lehinger

Johannes Just begann mit einem kurzen Überblick zur Vorsorge und zu finanziellen Rahmenbedingungen bei Pflegebedürftigkeit. Er leitet ein Pflegeheim mit rund 150 Mitarbeitenden, 120 vollstationären Plätzen und einer Tagespflege. Just warnte davor, Dinge zu verschieben: „Manchmal geht es ganz schnell. Ein Unfall, eine Krankheit oder das Alter können dazu führen, dass es wichtig wird, ob und welche Vorsorge man getroffen hat“, so sein Eingangssatz. Er appellierte eindringlich: „Legen Sie frühzeitig Ihre persönlichen Wünsche und Vorstellungen fest – für eine medizinische Versorgung und für alle rechtlichen und finanziellen Angelegenheiten. So schaffen Sie Sicherheit und Klarheit für sich und Ihre Angehörigen.“

Hoher Beratungsbedarf und die Kostenfrage

Im zweiten Teil seines Vortrags erklärte Just die finanziellen Belastungen für Heimplätze. Der derzeitige durchschnittliche Eigenanteil liegt bei etwas über 3.000 Euro monatlich und steigt weiter. Just kritisierte, dass die soziale Pflegeversicherung von 1995 viele Risiken nicht vollständig abdeckt und in der Folge vielfach Sozialhilfe einspringen muss. Aus dem Publikum kam die Frage nach dem Schonvermögen und zur Beteiligung von Angehörigen; Just gab dazu detaillierte Hinweise.

Ludwig Kerscher zog das Fazit, dass Geiselhöring eine zentrale Beratungsstelle für Pflegebedürftige brauche. Solch ein Pflegestützpunkt würde Menschen und Angehörige informieren, Leistungen vermitteln und die lokale Versorgung koordinieren. Kerscher machte deutlich: Die Kommune trägt hier Verantwortung und sollte Netzwerke zwischen Trägern, Krankenkassen und Ehrenamt stärken.

„in domo“ als lokales Beispiel

Andreas Neumann stellte das Angebot „in domo“ vor, mit dem Seniorinnen und Senioren so lange wie möglich zu Hause leben können. Die Einrichtung schnürt individuelle Hilfepakete, die sich an veränderte Bedürfnisse anpassen lassen. Neumann betonte, dass solche Angebote soziale Kontakte und Teilhabe fördern — sofern die Mobilität der Teilnehmenden gewährleistet bleibt.

Die Diskussion zeigte schnell einen Kernkonflikt: Viele Angebote existieren, doch mobilitätsarme Menschen können sie oft nicht nutzen. Ehrenamtliche Ideen und Initiativen bleiben mitunter wirkungslos, weil es an Raum, Freiräumen und politischem Mut fehlt. Ein Betroffener brachte es auf den Punkt: Er sitze zu Hause, „und dann fällt einem langsam aber sicher die Decke auf den Kopf“.

Ausblick

Geiselhöring steht vor der Aufgabe, Beratung, Mobilität und niedrigschwellige Angebote besser zu vernetzen. Bleibt die Kommune untätig, drohen Isolation und Versorgungslücken; bündelt sie Kräfte, entstehen neue Chancen für Teilhabe. Wie schafft Geiselhöring nun schnell und pragmatisch die erste konkrete Maßnahme — ein Pflegestützpunkt, mehr Fahrdienste oder ein Ehrenamtsfonds?