GesundheitLandkreis Straubing-Bogen

Herzinfarkt- und Schlaganfall: Vorbeugen statt reparieren

(ra) Herz-Kreislauferkrankungen sind die häufigsten Erkrankungen und Todesursache Nummer eins in Deutschland. Rund um die Vorbeugung von Gefäßverkalkungen und deren lebensbedrohliche Folgen drehte sich daher alles am Donnerstagabend im Gasthof „Zur Post“ in Straßkirchen. Chefarzt Dr. med. Herbert Wollner von der Inneren Medizin der Klinik Mallersdorf war der Einladung der Frauenunion Ortsverband Straßkirchen und der Frauenunion Kreisverband Straubing-Bogen gefolgt, um über die vielfältige Möglichkeiten der Prävention zu informieren.

Barbara Dengler  (links) überreicht Chefarzt Dr. Herbert Wollner zum Dank ein Präsent gemeinsam mit Josefine Hilmer und Bürgermeister Dr. Christian Hirtreiter. - Foto: Klinik Mallersdorf
Barbara Dengler (links) überreicht Chefarzt Dr. Herbert Wollner zum Dank ein Präsent gemeinsam mit Josefine Hilmer und Bürgermeister Dr. Christian Hirtreiter. – Foto: Klinik Mallersdorf

Dr. Wollner erklärte, dass fast 90 Prozent aller Herzinfarkte und Schlaganfall durch die Betroffenen selbst vermeidbar gewesen wären, hätten sie schon frühzeitig mit dem Schutz ihrer Gefäße begonnen. „Es ist frustrierend, auch für uns als Ärzte, dass man überwiegend aufwändige ‚Reparaturmedizin’ betreibt anstatt ganz einfach für mehr Vorbeugung zu sorgen“, erklärte Dr. Wollner seine Motivation für die Weiterbildung zum Präventivmediziner.

Jede Zigarette verkürzt Leben um 28,6 Minuten

„Die Risikofaktoren für Herzinfarkt und Schlaganfall sind die Gleichen“, fasste der Kardiologe zusammen und erläuterte einige Beispiele: „Eine Zigarette verkürzt das Leben um 28,6 Minuten. Nie Rauchen verhindert 60 Prozent der Herzinfarkte bei Frauen und 75 Prozent bei Männern.“ Ein Rauchstopp lohne sich für die Gesundheit auch noch im fortgeschrittenen Alter und verschafft auch dann noch mehrere Jahre zusätzliche Lebenszeit.

Sitzende Berufe und Extremsport „nicht artgerecht“

„PC-Arbeit und sitzende Berufe sind für uns Menschen nicht artgerecht“, warnte Dr. Wollner angesichts der Zivilisationskrankheit Übergewicht, „ebenso wenig aber auch Extrembelastungen durch Marathonlauf oder Triathlon, die ebenfalls das Infarktrisiko erhöhen“. Empfehlenswert hingegen sei bereits in jungen Jahren regelmäßige Bewegung bei ausgewogener Ernährung, insbesondere bei schlechten Genen. Dr. Wollner ermutigte die Zuhörer: „Nehmen Sie jede Treppe, nicht den Aufzug, und nutzen Sie die Mittagspause in der Arbeit für einen gemeinsamen Spaziergang.“

Für Erstaunen sorgte eine Gegenüberstellung von Nahrungsmitteln mit Aktivitäten, um die darin enthaltenen Kalorien zu verbrennen. So müsse man beispielsweise für einen halben Liter Bier eine Stunde lang wandern. Mit Übergewicht hänge häufig als weiterer Risikofaktor Typ II-Diabetes zusammen. Drei von vier Erkrankten versterben an der Koronaren Herzkrankheit. Diesen sogenannten „Alterszucker“ zu vermeiden bedeute in aller Regel Übergewicht zu vermeiden.

Bei Bluthochdruck: Vorsicht bei nicht verschreibungspflichtigen Schmerzmitteln

Bluthochdruck sei bei jedem zweiten Deutschen ab dem 55. Lebensjahr zu verzeichnen. Er gilt als Hauptrisikofaktor für Schlaganfall und als Ursache von 30 Prozent aller Demenzfälle im mittleren Lebensalter. Eine Lebensstiländerung sei laut Dr. Wollner „ideal, um Blutdrucktabletten einzusparen“. Dies bedeute, weniger zuzusalzen, frische, nicht industriell verarbeitete Lebensmittel zu konsumieren und Bewegung mindestens dreimal wöchentlich bei mittlerer Anstrengung. Außerdem erhöhen viele nicht verschreibungspflichtige Schmerzmittel als Nebenwirkung den Blutdruck deutlich. Gegen den Risikofaktor LDL-Cholesterin, auch als „schlechtes oder zum besseren Merken ‚liederliches’ Cholesterin“ sei eine Ernährungsumstellung wichtig. „Aber bitte nicht frustriert sein, wenn bei aller Disziplin keine große Absenkung gelingt“, erklärte Dr. Wollner. „Mit Cholesterinsenkern erzielt man bis zu 50 Prozent weniger Infarkte.“ Die Medikamente stabilisieren die Gefäßablagerungen, damit sie nicht einreißen und Gerinnsel bilden.