Was bedeutet die Digitalisierung für den Bewerbungsprozess?
(ra) Seit mittlerweile 25 Jahren leben wir im Internetzeitalter. In dieser Zeit wurden die meisten Prozesse in der Arbeitswelt von der Digitalisierung und Vernetzung betroffen. Und der Bewerbungsprozess stellt da keine Ausnahme dar. Wurden früher Dutzende von Zeitungen nach passenden Stellenangeboten abgesucht, reichen heute ein Paar Mausklicks dafür. Ermöglicht wird das durch die Tatsache, dass 94 Prozent aller Unternehmen neue Mitarbeiter über elektronische Stellenbörsen oder berufliche Netzwerke sucht.

Elektronische Stellenbörsen sind heute die beliebteste Art der Kontaktaufnahme zwischen Arbeitssuchenden und potenziellen Arbeitgebern. Und es ist kein Zufall, dass man heute Arbeit vorwiegend online in Jobbörsen sucht: auf der einen Seite können Unternehmen neue Mitarbeiter nicht mehr lokal wie früher, sondern global suchen. Auf der anderen Seite sind jetzt auch Arbeitssuchende nicht mehr auf ihre Region beschränkt. Dabei können sie über die Filterfunktion nur solche Angebote anzeigen lassen, die auf ihre persönlichen Bedürfnisse zugeschnitten sind. Außerdem dauert das Versenden der Bewerbungsunterlagen nicht mehr Tage wie früher, sondern nur ein paar Minuten. Und beim Übersenden der Unterlagen braucht man keine Portogebühr zu bezahlen. Noch einfacher gestaltet sich das Ganze, wenn die Firma ein eigenes Bewerberportal betreibt. In dem Falle braucht der Bewerber nur das jeweilige Online-Formular auszufüllen und abzusenden.
Berufliche Netzwerke
Der prinzipielle Unterschied zwischen den beruflichen Netzwerken wie XING und Stellenbörsen besteht darin, dass in den beruflichen Netzwerken der potenzielle Arbeitgeber die aktive Seite ist: Er schaut sich die im jeweiligen Netzwerk eingestellten Profile an und schreibt nur diejenigen Bewerber an, die ihm passend erscheinen. Er kann ihnen auch anbieten, eine Videokonferenz anstelle eines persönlichen Bewerbungsgespräches durchzuführen.
Das erspart dem Stellenanwärter Reisekosten und ermöglicht dem Personalchef das Durchführen von Bewerbungsgesprächen sogar dann, wenn er selbst auf Reise ist. Für den Bewerber besteht ein weiterer Vorteil darin, dass er niemanden selbst ansprechen muss, sondern nur das Online-Profil einstellen kann – das passende Angebot kommt auf ihn selbst zu.
Welche Auswirkungen hat die Digitalisierung des Bewerbungsprozesses auf das Leben von Menschen?
Die Digitalisierung des Bewerbungsprozesses hat mehr Bewegung ins Leben gebracht und zur Entstehung einer besonderen Bewerbersorte, der sogenannten Weltbummler, geführt. Diese suchen Arbeit nicht bloß überregional, sondern global. Im Verlaufe ihres Lebens wohnen sie nicht nur in unterschiedlichen Städten, sondern in unterschiedlichen Ländern und sind somit Weltbürger im wahrsten Sinne des Wortes. Doch auch diejenigen, die in ihrem Heimatland bleiben, nehmen häufig Stellen an, die Hunderte Kilometer von dem Ort, von dem aus sie den Job suchten, entfernt sind. Deshalb hat der Spruch „Das Leben ist Bewegung“ eine neue Dimension bekommen.