Bogen

Gesundheitsabend „rund ums Knie“ Live-Vorführung einer Pro- thesenimplantation

(ra) Das Knie ist als größtes Gelenk des menschlichen Körpers großen Belastungen ausgesetzt und birgt daher vielfältige Erkrankungs- und Verschleißrisiken. Entsprechend groß war das Publikumsinteresse beim Gesundheitsabend der Klinik Bogen am Donnerstagabend im Kulturforum Oberalteich, den der Fördervereinsvorsitzende Wilhelm Lindinger moderierte.

Leitender Oberarzt Dr. Andras Bakai von der Abteilung für Unfallchirurgie und Endprothetik stellte die Anatomie des gesunden Knies vor. Gegen Verschleiß wirken je zwei Menisken als Stoßdämpfer und die in der Kapsel produzierte Gelenkschmiere, die den Knorpel ernährt.

Leitender Oberarzt Dr. Andras Bakai von der Klinik Bogen – Foto Klinik Bogen/Landinger

Gelenkverschleiß einbremsen

„Bei Arthrose wird die schützende Knorpelschicht allmählich zerstört“, schilderte der Orthopäde und Unfallchirurg die Volkskrankheit Gelenkverschleiß. Morgendlichen Anlaufschmerz beim Aufstehen und später auch Ruheschmerz nannte Dr. Bakai als typische Beschwerden. Vielfältige Faktoren wie Alter, Beinfehlstellungen, Gelenkentzündungen, Durchblutungsstörungen, Unfälle oder Verletzungen begünstigen Arthrose.

Zwar ist Arthrose nicht heilbar, doch gebe es gute Möglichkeiten der Prävention und konservativen Behandlung, wie Physiotherapie, Hilfsmittel, schmerz- und entzündungshemmende Medikamente, Reduktion von Übergewicht und gelenkschonende Bewegungsprogramme. Im Anfangsstadium sei eine arthroskopische Beseitigung der Defekte im Rahmen einer Kniespiegelung möglich, bei begrenzter Arthrose auch ein Teilgelenkersatz, jedoch verbunden mit Knochenverlust. Dieser könne bei einer eventuell später nötigen Vollprothese die Situation erschweren.

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Patientenwille zählt beim Gelenkersatz

„Für den richtigen Zeitpunkt eines Gelenkersatzes ist der Patientenwille entscheidend“, erklärte Dr. Bakai. Fragen nach der Mobilitätseinschränkung, dem Verlust an Lebensqualität und dem bisherigen Erfolg konservativer Maßnahmen spielen dabei eine Rolle. Mit deutschlandweit 150.000 implantierten Gelenken pro Jahr sei die Knie-Endoprothetik nach dem Hüftgelenkersatz eine der häufigsten und erfolgreichsten Operationen mit bewährten Hightech-Materialien und Verfahren. Dr. Bakai skizzierte die Abläufe einer Knieoperation vom Vorgespräch über die computergestützte OP-Planung bis hin zur OP selbst.

AOK-Referentin Irene Fiedler – Foto: Klinik Bogen/Landinger

Handwerklich anspruchsvolle OP

Diese veranschaulichte er mit einer Live-OP-Vorführung an künstlichen Knochen mit Originalinstrumenten und ‑implantaten. Wie handwerklich ein solcher Eingriff anmutet, sorgte dabei für einiges Erstaunen im Publikum: Es wurde gehämmert, gemessen, gesteckt und gesägt. Abschließend wog der Referent die Vor- und Nachteile bewährter und neuartiger OP-Verfahren kritisch gegeneinander ab. Der klassische, sogenannte bikondyläre Kniegelenkersatz „von der Stange“ biete nach wie vor einen guten Kompromiss aus positiven Langzeitergebnissen und Individualisierbarkeit, wenn auch nur anhand verschiedener Standardgrößen.

Für die innovativen Verfahren einer noch stärker individualisierten Anpassung gebe es „noch keine großen Langzeitstudien und bis heute viele Fragezeichen“, schränkte Dr. Bakai ein. Computergestützte Navigation könne die OP-Dauer und damit das Infektionsrisiko erhöhen. „Maßgeschneiderte“ Instrumente und Implantate müssen aufwändig für jeden Patienten einzeln hergestellt werden und seien ebenfalls noch kein Erfolgsgarant.

(Von links) Leitender Oberarzt Dr. Andras Bakai von der Klinik Bogen, die AOK-Referentin Irene Fiedler, Dominika Korpak vom Endoprothesenhersteller Smith & Nephew, Karl Hausladen vom Sanitätshaus Hausladen Medotech und Wilhelm Lindinger, Vorsitzender der Freunde und Förderer der Klinik Bogen e. V. – Foto: Klinik Bogen/Landinger

Eigeninitiative bei Bewegungsübungen gefragt

In der Frage- und Diskussionsrunde wurde insbesondere der Wunsch nach mehr Physiotherapie-Verschreibungen ersichtlich. Diesen können sich Patienten laut Dr. Bakai jedoch selbst erfüllen, indem sie die erlernten Übungen eigenständig als tägliches Training fortsetzen. Einige davon präsentierte die AOK-Referentin und Physiotherapeutin Irene Fiedler. Sie lehrte die Teilnehmer auch kniefreundliches Sitzen, Aufstehen, Stehen und Heben. Hilfsmittel wie Sitzerhöhungen beugen Schmerzen beim Aufstehen vor, ein Stock helfe gegen Überbelastung der gesunden Seite. Lockeres Durchbewegen der Knie bei längerem Stehen oder auf dem Tisch sitzend die Füße baumeln lassen bringe ebenfalls Entlastung und „Schmierung“ des Kniegelenks.

Zum Abschluss konnten sich die Teilnehmer am Endoprothesenstand der Herstellerfirma Smith & Nephew Implantate und Instrumente aus der Nähe ansehen und sich am Stand des Sanitätshauses Hausladen Medotech über Hilfsmittel informieren.