Straubing

Autofreier Sonntag: Warum es sich lohnt, vom Pkw aufs Bahnfahren umzusteigen

(ra) In den siebziger Jahren haben viele Menschen ihren Pkw am autofreien Sonntag in der Garage stehen lassen, weil es die Bundesregierung angesichts der Erdölkrise so verlangt hat. Heute steht der 22. September ganz im Zeichen des Umweltschutzes und der Verkehrswende. Aber was sind die Alternativen zum Pkw? agilis hat den Faktencheck gemacht und vier Experten gefragt, warum es sich heutzutage lohnt, den Autoschlüssel gegen ein Zugticket zu tauschen.

„Abends bleibe ich in Regensburg ständig im Feierabendverkehr stecken und morgens ist es auch nicht viel besser. Das nervt und Freizeit geht dadurch auch noch verloren.“

Matthias Rabl, pendelt mit dem Auto von Bogen nach Regensburg

Faktencheck Stau: Mit dieser Einschätzung liegt Matthias Rabl richtig. Eine aktuellen Auswertung des Verkehrsinformationsanbieters INRIX besagt, dass deutsche Autofahrer pro Jahr durchschnittlich mehr als 120 Stunden im Stau verbringen. Die Bayern müssen besonders viel Geduld auf den Straßen aufbringen: In der Staudatenbank des ADAC wurden letztes Jahr rund 745.000 Staus verzeichnet und damit rund 3 Prozent mehr als im Vorjahr. Der Freistaat steht so auf Platz 2 im Bundesländer-Ranking (17 Prozent aller Staus). Weitaus zuverlässiger schneidet das Zugfahren ab: Laut Bayerischer Eisenbahngesellschaft sind 2018 bayernweit nur rund 1,8 Prozent aller Leistungen ausgefallen, rund 93 Prozent aller Züge sind pünktlich gefahren. Und verloren ist in diesen Fällen die Zeit im Zug in der Regel auch nicht: Man kann sie zum Entspannen, Lesen oder Telefonieren nutzen.   

„Ich sage: Vergesst die Straße! Wenn wir klimapolitisch unsere Hausaufgaben machen wollen, dann müssen wir umdenken, dann brauchen wir eine Verkehrswende. Die Zukunft gehört den öffentlichen Verkehrsmittel, allen voran der Bahn.“

Prof. Dr. Heiner Monheim, Verkehrsexperte

Faktencheck Umweltschutz: Im Emissionsvergleich des Bundesumweltamtes schneidet der Pkw von allen Verkehrsmitteln mit 140 Gramm Treibhausgase pro Personenkilometer und einer Besetzung von durchschnittlich 1,5 Personen am schlechtesten ab. In einer elektrisch betriebenen Bahn werden dagegen nur 38 Gramm pro Personenkilometer emittiert (Strommix D 2017). Und auch Loks und Triebwagen, die mit Diesel fahren, sind umweltschonend unterwegs: So hat ein agilis-Regioshuttle auf einer Strecke von 100 Kilometern im Schnitt einen deutlich geringeren Pro-Kopf-Verbrauch als ein Pkw. Abgase können direkt nach der Entstehung nachbehandelt werden, wodurch der Schadstoffausstoß, der sich auf die Fahrgastkilometer verteilt, gering ausfällt.

„Autofahren ist teuer. Mit der Bahn komme ich viel günstiger weg und brauche für die Strecke auch nicht länger.“

Damir Leovac, fährt oft mit agilis

Faktencheck Kosten: Wie viel ein Pkw kostet, hängt vom Modell ab, für das man sich entscheidet. Laut Verkehrsclub Deutschland (VCD) fallen fürs Autofahren 40 bis 60 Cent pro Kilometer an. Darin enthalten sind der Wertverlust, die Betriebskosten, sonstige Fixkosten und die Kosten für Wartung und Reparatur. Dass Zugreisende meist günstiger unterwegs sind, zeigt der Praxisvergleich: Wer zum Beispiel mit agilis an 249 Arbeitstagen in diesem Jahr von Weidenberg nach Bayreuth fährt, zahlt für das Jahresabo 907,20 Euro. Mit dem Pkw würden für die rund 30 km lange Strecke gemäß VCD bis zu 4.483 Euro anfallen. Der Zeitaufwand ist für beide Verkehrsmittel pro Strecke etwa gleich hoch: knapp 20 Minuten.

„Ich finde, dass Zugfahren auch einen Sicherheitsaspekt mitbringt. Die Straßen werden immer voller und damit auch unfallanfälliger. Im Zug kommt man sicherer ans Ziel.“

Bernd Loos, Leiter Eisenbahnsicherheit bei agilis

Faktencheck Sicherheit: Tatsächlich ist die Zahl der Autounfälle laut Statistischem Bundesamt in den letzten drei Jahren kontinuierlich gestiegen von rund 2,5 Millionen (2015) auf rund 2,6 Millionen (2018). Mehr als 300.000 davon haben im letzten Jahr einen Personenschaden nach sich gezogen. Im Vergleich ist Zugfahren deutlich sicherer: Laut Verband Allianz pro Schiene ist das Verletzungsrisiko 133-mal geringer als im Auto.