Landshut

Von der Schulter bis zum Sprunggelenk – Arthroskopie-Tag im Klinikum

Eine interaktive Reise durch die Gelenke, bei der viele Fragen beantwortet wurden – das und mehr bot der große Arthoskopie-Tag am Freitag im Klinikum. Mehr als 120 Besucher waren gekommen, um sich über Diagnostik und Therapie durch die Gelenkspiegelung über minimal-invasive Zugänge zu informieren. Außerdem hatten sie auch Gelegenheit, selbst zum Operateur zu werden und mit den Experten der Orthopädie und Unfallchirurgie ins Gespräch zu kommen.

Wie Gelenke mittels Arthroskopie „durchs Schlüsselloch“ repariert werden können, darüber informierte am Freitag das Team der Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie: (Von links) Geschäftsführende Oberärztin Manuela Weis, Assistenzarzt Dr. Ludwig Hauf, Chefarzt Carsten Raab, Oberärztin Dr. Kerstin Meier, Leitender Oberarzt Sandro Reinhardt und Chefarzt PD Dr. Klaus Lerch. Foto: Klinikum Landshut

Chefarzt Carsten Raab sprach über moderne Behandlungsverfahren der Schulter-Chirurgie. Er ging dabei insbesondere auf Diagnostik und Therapie von Verletzungen der Rotatorenmanschette ein, eine Muskelgruppe, die das Gelenk zusammenhält und wesentlich zu dessen Stabilität beiträgt. „Bei Schulterbeschwerden sollte man immer an die Rotatorenmanschette denken“, so Raab. Komme es zu einem Sehnenriss, könne man den Arm nicht mehr richtig anheben, Bewegungen schmerzten. Verkürzt sich die Sehne, könne der Knorpel geschädigt werden. Anschaulich demonstrierte Raab, welche Ursachen den Beschwerden zugrunde liegen können und wie diese mittels Arthroskopie behoben werden. Den Fokus legte er auf die arthroskopische Kapselrekonstruktion sowie inverse Prothesen, die bei Patienten mit irreparabel geschädigten Sehnen der Rotatorenmanschette Schmerzen reduzieren und die Beweglichkeit verbessern können.

Chefarzt Carsten Raab sprach über die Erkennung und Behandlung von Gelenkschäden durch Arthroskopie in Schulter und Ellenbogen. – Foto: Klinikum Landshut

Der Kreuzbandriss stand im Mittelpunkt des Vortrags von Oberärztin Dr. Kerstin Meier. Sie erläuterte den Zuhörern eine operative Therapie durch einen Kreuzbandersatz mit sogenannten Flip-Ankern, einem Spezialanker, der das Transplantat fixiert. Zu Unfällen komme es häufig, indem man sich das Kniegelenk verdrehe, zum Beispiel beim Skifahren. Ob eine operative oder konservative Therapie in Frage kommt, sei eine individuelle Entscheidung, die von Faktoren wie dem Alter oder einer Arthrose abhänge. Die Frage „Muss ich immer operieren?“ beantwortete Meier so: „Nein, aber immer öfter, weil wir heute sehr schonende Verfahren anwenden.“  So könnten inzwischen fast alle Gelenkbeschwerden arthroskopisch behandelt werden. Durch diese Technik und mit einer entsprechenden Nachbehandlung könnten Patienten schneller in den Berufsalltag und Sport zurückkehren.

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Welche Therapie-Möglichkeiten es gibt, wenn die Kniescheibe aus dem Lot gerät, darüber informierte der Leitende Oberarzt Sandro Reinhardt. Reinhardt ging auf Verletzungen wie Verrenkungen ein, die dazu führten, dass diese aus ihrer Gleitrinne herausbugsiert werde und das innere Halteband der Kniescheibe reiße. Die zentrale Frage laute: Wie sorge ich wieder für stabile Verhältnisse im Gelenk? Anhand von Videos beschrieb er anschaulich Diagnostik und Operationsverfahren mittels Arthroskopie. Zusammenfassend hielt Reinhardt fest: Die Sehnenplastik ist ein gutes Mittel, um Instabilitäten zu lösen. Im Anschluss wurde das Verfahren praxisnah erlebbar. Bei der Live-Demonstration des Arthroskopie-Turms konnten die Besucher sich selbst in die Lage eines Operateurs versetzen. Außerdem hatten sie die Gelegenheit, mit den Experten ins Gespräch zu kommen und das Team der Physiotherapie kennenzulernen.

Im zweiten Teil der Veranstaltung standen die kleineren Gelenke im Vordergrund. Den Anfang machte Assistenzarzt Dr. Ludwig Hauf mit dem Sprunggelenk. Er erklärte, bei welchen Erkrankungen sich die Arthroskopie anbiete und beschrieb den Ablauf der Operation. „Die Arthroskopie ist zur Diagnostik als auch zur Therapie möglich“, so Hauf. Das sei vor allem beim sogenannten Impingement-Syndrom, ein „Zusammenstoßen“ von Strukturen im Bereich des Gelenks, das zu Beeinträchtigungen führen könne, der Fall. Dazu führte Hauf ein aktuelles Fallbeispiel einer Fußballverletzung auf, die zu einem Impingement-Syndrom führte. Die ambulante OP dauere nur etwa 30 Minuten. Auch bei Knorpelschäden, Arthrose und Instabilitäten durch einen Bänderriss könne eine Arthroskopie durchgeführt werden.

Dem kleinsten Gelenk widmete sich die geschäftsführende Oberärztin Manuela Weis: dem Handgelenk. Dazu führte sie die Besucher in die Anatomie des „Wunderwerks Hand“ ein. So befinde sich allein in den Händen ein Viertel der Knochen des Menschen. Eine Arthroskopie sei sinnvoll nach Stürzen und starken Verdrehungen des Handgelenks bei Rissen des Discus und Bandverletzungen, aber auch bei chronischen Beschwerden durch freie Gelenkkörper oder Entzündungen. Wichtig sei die Gelenkspiegelung außerdem zur Diagnostik, um Klarheit über die Stabilität des Handgelenks zu gewinnen. Damit könne das Gelenkinnere besonders gut inspiziert werden. Die Arthroskopie sei aber auch eine „elegante Methode, um Risse zu reparieren“.

Der Rundgang durch die Gelenke endete mit dem Ellenbogen. „Vor 20 Jahren hieß es noch, das Ellenbogengelenk wird nie arthroskopiert“, sagte Raab. Dabei sei das gerade bei freien Gelenkkörpern, die zu Schmerzen und Bewegungseinschränkungen führten, sinnvoll und durch verbesserte arthroskopische Techniken heute möglich. „Man kann das gesamte Gelenk aus verschiedenen Perspektiven untersuchen.“ Freie Gelenkkörper seien so gut zu behandeln. Raabs Fazit: „Das anatomische Verständnis als auch das Verständnis der Mechanismen der Gelenke werden durch die Arthroskopie immer besser.“