Geiselhöring

Die Kinder von Utzenaich – Labertal nimmt an der Gedenkfeier in Oberösterreich teil

(rp) Eine Abordnung des SPD-Arbeitskreises Labertal, mit dem Geiselhöringer Ortsvorsitzenden Michael Wittmann, dem AK-Sprecher Rainer Pasta und Andreas Bruno Dengel, besuchte am Samstag die Einweihungsfeier des Denkmals für die Kinder des „Fremdvölkischen Kinderheims in Utzenaich. Sie waren auf Einladung des Journalisten und Koordinators der Gedenkstätten für „fremdvölkische Kinderheime“ Martin Kranzl-Greinecker nach Österreich gereist.

Bereits 2012 hatte der AK Labertal, der die Ereignisse um das „Polenkinderlager in Laberweinting“ veröffentlicht hatte, Kontakt mit Martin Kranzl-Greinecker aufgenommen und die Gedenkstätte für das Kinderheim in Schloss Etzelsdorf in Pichl bei Wels besucht.

Vereinbarten nach der Gedenkfeier eine engere Zusammenarbeit über die Landesgenzen hinweg: v.l. Michael Wittmann, Gottfried Gansinger, Martin Kranzl-Greinecker, Friederike Schneeberger, Susanne Lammer ,Vizebürgermeister Günther Lengauer, Rainer Pasta und Bruno Andreas Dengel
Vereinbarten nach der Gedenkfeier eine engere Zusammenarbeit über die Landesgenzen hinweg (von links): Michael Wittmann, Gottfried Gansinger, Martin Kranzl-Greinecker, Friederike Schneeberger, Susanne Lammer ,Vizebürgermeister Günther Lengauer, Rainer Pasta und Bruno Andreas Dengel – Foto: Pasta

Utzenaich ist eine kleine Gemeinde in Oberösterreich im Bezirk Ried im Innkreis mit rund 1530 Einwohnern. Bereits im Wikipedia-Eintrag wird das Kinderheim erwähnt: „Im Oktober 1944 wurde im Ortsteil Wilhelming ein „fremdvölkisches Kinderheim“ eingerichtet, in dem Kinder, die man ausländischen Zivilarbeiterinnen („Ostarbeiterinnen“) abgenommen hatte, untergebracht wurden. 34 von 60 Säuglingen starben bis zum 9. Mai 1945 an mangelhafter Versorgung und Unterernährung. Doch nicht nur in Utzenaich hat es derartige Kinderheime gegeben, sondern unter anderem auch in den Bezirken Schärding und Braunau, oder eben auch im Labertal. Allein in den zwölf „fremdvölkischen Kinderheimen“ des Gaus Oberdonau ließen die Nazis Hunderte Säuglinge systematisch umkommen. In Laberweinting starben zwischen August 1944 und April 1945 von den rund 100 geborenen Kindern 62.

Im „Fremdvölkischne Kinderheim“ in Utzenaich starben von Oktober 1944 bis Mai 1945 von 60 untergebrachten Säuglingen, die den meist aus dem Osten stammenden Zwangsarbeiterinnen kurz nach der Geburt weggenommen wurden, 34 aufgrund völlig unzureichender Ernährung und Pflege. Die Kinder der Ostarbeiterinnen aus den eroberten Gebieten sollten nicht mit dem „arischen Nachwuchs“ aufwachsen und die Mutter sollten schnellst möglich wieder zur Arbeit antreten. Die Namen von 34 Kindern finden sich in den Totenbüchern von Utzenaich wieder. Als Todesursachen sind Diphterie, Lungenentzündung oder gar Lebensschwäche angegeben. In Wahrheit starben sie an einem Mangel an Hygiene und Unterernährung – von Zuwendung war gar nicht zu reden.  „Man wollte die Kinder sterben lassen, da sie ‚rassisch minderwertig‘ waren“, erklärt Gottfried Gansinger.

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„Auch so kann die Aufarbeitung der eigenen Geschichte erfolgen“, so Rainer Pasta, Sprecher des Arbeitkreises Labertal in Angesicht der weit über 50 Teilnehmer, die bei strömendem Regen der Gedenkfeier auf dem Utzenaicher Friedhof teilnahmen. Anders als in Laberweinting, wo ein ähnliches „Kinderheim“ existierte, haben in Utzenaich die Pfarrei, die Landjugend und die Gemeinde die Verantwortung für die Aufarbeitung und die Entstehung des Denkmals übernommen. „Jede Auseinandersetzung mit Gestern ist eine Lernchance für Morgen“, erklärte Martin Kranzl-Greinecker  die Beweggrund für das Gedenken in Utzenaich. „Wir wollten diesen Kindern wieder ihre Namen und ihre Würde zurückzugeben, die ihnen Zeit ihrs Lebens nicht zuteil wurde“, so Vizebürgermeister Günther Lengauer, dem das Projekt besonders am Herzen liegt.