Rainer Wald: DIE LINKE wirbt für Naturwälder
(ra) Gemeinsam mit dem Bundestagsabgeordneten und umweltpolitischen Sprecher der LINKS-Fraktion Ralph Lenkert besuchte der Kreisverband der Partei Die LINKE am Freitag den Rainer Wald und ließ sich durch Dr. Christian Stierstorfer von Landesbund für Vogelschutz (LBV) über den Stand der Renaturierungsmaßnahmen informiert. Dort ist ein ökologisches Juwel entstanden, das einem echten Urwald in Teilen schon nahekommt.
Rede und Antwort stand den Politikern Dr. Christian Stierstorfer von der LBV-Geschäftsstelle. In einem Rundgang vor Ort sollten die Gäste einen Eindruck gewinnen über das Engagement des LBV im Rainer Wald sowie über dabei erhaltene Unterstützung, aber auch über auftauchende Probleme. Den Wunsch von Ralph Lenkert, bei Vor-Ort-Terminen wie diesem zu sehen, was mit den staatlichen Fördergeldern passiert, aber auch welchen Nachholbedarf es noch gibt und wo Politik noch stärker tätig werden muss, konnte Stierstorfer dabei mühelos erfüllen.
Mit dem Rainer Wald befindet einer der letzten großen naturnahen Auwälder an der bayerischen Donau im Landkreis Straubing-Bogen. Die natürlichen Waldgesellschaften entlang der Donau fielen in den letzten 100 Jahren Entwässerungsmaßnahmen und Fichtenmonokulturen zum Opfer. Besonders eine Maßnahme war und ist in den Augen von Dr. Stierstorfer ein Dorn im Auge des Naturschutzes: „Der Donauausbau war mit der brutalste Eingriff in die Natur, den es in Bayern in den letzten Jahrzehnten gab. Auch der Rainer Wald ist durch ihn komplett von der Donau abgekapselt.“
Seit 2005 hat der Landesbund für Vogelschutz daher Flächen erworben, um den Wald schrittweise zu renaturieren. Begonnen hatte der LBV damals mit 85 ha, bis heute ist die Fläche auf 240 ha angewachsen. Möglich wurde der Erwerb der Flächen durch das ehrenamtliche Engagement der LBV-Mitglieder und Fördergelder. Unterstützung gab es beispielsweise durch den Europäischen Landwirtschaftsfonds, das Bayerische Staatsministerium für Umwelt und Gesundheit, den Bayerischen Naturschutzfonds, die Regierung von Niederbayern und die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU). Im Rainer Wald werden naturferne Fichtenforste schonend in standortseinheimische Laubwälder umgewandelt, seltene Baumarten und Stauden gefördert und der Wasserhaushalt der Sumpfwälder renaturiert.
Anfangs gab es große Skepsis in der Bevölkerung über den Naturwald, so Stierstorfer. Die Vorstellung Waldgebiete bewusst nicht mehr wirtschaftlich zu nutzen, sondern letztlich in Urwald umzuwandeln, leuchtet auf den ersten Blick nicht allen ein. Doch mittlerweile herrsche großes Interesse. Neben Spaziergängern, Schulklassen und Kindergärten, komme alle paar Jahre auch ein Minister in den Rainer Wald, berichtet Stierstorfer mit einem Augenzwinkern. „Jetzt merken die Leute, dass sie hier etwas Besonderes vor der Haustür haben.“ Denn auch wenn im Naturwald kein Holzeinschlag erfolgt, erfülle dieser doch unbezahlbare Funktionen für die Allgemeinheit. So fungiert der entstehende Moorwald wie ein Schwamm, der Wasser aufsaugt und langsam wieder abgibt. Auch leistet der Moorwald durch die Speicherung von CO2 einen aktiven Beitrag zum Klimaschutz. Besonders stolz ist der LBV auf die Umweltbildung im Rainer Wald. Die Zusammenarbeit mit Schulen aus dem Umkreis aber auch von weiter her sei mittlerweile selbstverständlich geworden.
Doch das Projekt stößt laut Stierstorfer auch an Grenzen: „Heute ist Grundstücksankauf sehr schwierig, da niemand mehr verkaufen will.“ Für den Naturschutz ein ernsthaftes Problem, das auch zur Frage von LINKEN-Kreisverbandschef Neubert überleitete, wo und wie denn sinnvollerweise Nutzwälder in Naturwälder überführt werden könnten. Für Stierstorfer ist ein intelligentes Konzept für ein Miteinander zwischen Nutz- und Naturwäldern in Bayern erforderlich. Grundsätzlich würden mehr Verbundwälder in Nationalparkgröße gebraucht, daher ist der 3. Nationalpark im Steigerwald eine Wahlkampfforderung des LBV. Bei den Linken rannte er damit offene Türen ein. „In unserem Landtagswahlprogramm setzen wir uns neben dem Steigerwald für einen vierten bayerischen Nationalpark ein, beispielsweise einen Nationalpark Donauauen.“ Darüber hinaus wolle DIE LINKE in Bayern 10% der Staatswälder in Naturwälder überführen. So stehe ein erheblicher Anteil der bayerischen Waldfläche ohne Konflikte mit Waldbesitzern in einem überschaubaren Zeitraum dem Naturschutz zur Verfügung. Lenkert bedankte sich beim LBV für die gewährten Einblicke. „DIE LINKE wird leider nicht so oft mit Naturschutz in Verbindung gebracht, obwohl dies ein bedeutender Bestandteil sowohl in unserem Parteiprogramm als auch in unseren Wahlprogrammen ist.“ Das zu ändern hat sich der Umweltpolitiker zur Aufgabe gemacht.