Lange Nacht der Demokratie in der Stadtbibliothek Straubing
(ra) Gut informierte, mündige Bürger sind für eine funktionierende Demokratie von entscheidender Bedeutung. Wer im Internetzeitalter nicht Opfer gezielter Desinformation werden will, sollte wissen, wie man „Fake News“ erkennt und wie „Alternative Fakten“ die politische Meinungsbildung beeinflussen. Im Rahmen der vom Straubinger Stadtjugendring organisierten „Langen Nacht der Demokratie“ am 15. September lädt deshalb die Stadtbibliothek Straubing zu zwei Veranstaltungen mit hochkarätigen Experten ein.
Wie man Fake News erkennt und versteht, verrät Thomas Feibel, der führende Journalist in Sachen Kinder und Computer in Deutschland, in einem Workshop, der von 16 bis 19 Uhr im Veranstaltungsraum der Stadtbibliothek im Salzstadel stattfindet. Der Medienexperte leitet das Büro für Kindermedien in Berlin und arbeitet unter anderem für das Deutschlandradio, den WDR und das RBB-Fernsehen. Als Kinder- und Jugendbuchautor befasst er sich mit Themen wie Cybermobbing, Soziale Netzwerke und das Aufwachsen in der digitalen Welt.
Für Feibel sind Falschnachrichten so alt wie Nachrichten selbst. Doch durch Internet, soziale Medien und Bots erhalten Fake News eine ungeheure Dynamik. Sie können nicht nur meinungsbildend sein und stark beeinflussen, sondern stellen dadurch auch eine große Gefahr für unsere Demokratie dar. Was können Fake News erreichen, wer setzt sie in Umlauf und was bewirken sie bei uns? Thomas Feibel redet mit den Teilnehmern beim Workshop nicht nur darüber, sondern erstellt mit ihnen eigene Falschnachrichten, bis sich die Balken biegen. Denn wer einmal eine Nachricht gefälscht hat, traut nicht mehr blindlings so mancher Meldung im Netz.
Mit dem Thema „Alternative Fakten? – Medien und Demokratie im postfaktischen Zeitalter“ befasst sich ab 19.30 Uhr Dr. Michael Schröder, seit mehr als zwanzig Jahren Dozent für Medien und politische Kommunikation an der Akademie für Politische Bildung in Tutzing.
Politiker wie der gegenwärtige US-Präsident wenden sich über ihre Twitter-Kanäle direkt an die Öffentlichkeit. Sie umgehen damit die Qualitätsfilter etablierter, professioneller journalistischer Medien. Diese werden von ihnen gerne als „Lügenpresse“ und Verbreiter von Fake News diffamiert. Ein beträchtlicher Teil des Publikums wird so desinformiert. Es zieht sich in Filterblasen und Echokammern zurück. Dort wird es nicht mehr von „störenden“ Informationen, die das eigene Weltbild ins Wanken bringen könnten, erreicht.
Welche Konsequenzen hat nun diese Entwicklung der Medienlandschaft für die politische Kommunikation und Kultur einer freien Gesellschaft und damit für unsere Demokratie? Denn diese Personalisierung, Reduzierung von Komplexität sowie Dramatisierung und Emotionalisierung des politischen Prozesses begünstigen das Aufkommen von populistischen Bewegungen und Strömungen, die einer gemeinwohlorientierten Ordnung entgegenstehen.