6. November 2024
Landkreis Landshut

Janine Bertram sieht Seniorenarbeit als zukunftsweisende Aufgabe

(ra) Mit der neuen, hauptamtlichen Seniorenbeauftragten Janine Bertram ist die Senioren-Arbeit im Landkreis Landshut noch einmal auf eine neue Stufe gehoben worden. Die ursprüngliche Teilzeitstelle wurde aufgestockt, um die Seniorenarbeit noch intensiver vorantreiben zu können. Die ausgebildete Sozialpädagogin Bertram war bereits in der Kinder- und Jugend- sowie Behindertenhilfe tätig und widmet sich nun ganz den älteren Mitbürgern in der Region. Am Freitag erhielten wir ein Interview, das die Pressesprecherin des Landratsamtes Landshut Carina Weinzierl mit ihr geführt hatte:

Frau Bertram, Sie sind nun seit einigen Monaten als Seniorenbeauftragte des Landkreises Landshut tätig – haben Sie sich gut in die neue Aufgabe eingefunden?

Seit neun Monaten ist sie für die Seniorenarbeit im Landkreis Landshut verantwortlich: Seniorenbeauftragte Janine Bertram.
Seit neun Monaten ist sie für die Seniorenarbeit im Landkreis Landshut verantwortlich: Seniorenbeauftragte Janine Bertram.

Um genau zu sein sind es bereits fast neun Monate. Von daher bin ich nun mittendrin. Es ist nach wie vor sehr spannend, da die Themen so vielfältig sind und trotzdem miteinander verbunden sind. Einer meiner persönlichen Höhepunkte bisher war, als ich nach viel Arbeit endlich den gedruckten Wegweiser „Älter werden in der Region“ in meinen Händen gehalten habe, den wir gemeinsam mit der Stadt Landshut Anfang des Sommers herausgebracht haben.

Sie sind ja noch jung – ist dies förderlich oder eher hinderlich als Seniorenbeauftragte?

Diese Frage passt zu meinen Erfahrungen die ich immer wieder erlebe, wenn ich mich vorstelle. „So eine junge Senioren-Beauftragte!“ – das höre ich oft. Das zeigt, dass die Menschen mit dem Begriff „Senioren“ auch eine ältere Beauftragte in ihren Köpfen verankert haben. Ich finde mein Alter eher förderlich, da ich neue Perspektiven und Blickrichtungen mit einfließen lassen kann, wo vielleicht schon festgefahrene Strukturen etabliert sind. Und so ergibt sich ein Lernen voneinander und ein Verbinden der Generationen. Und wichtig ist doch, dass ich meine Arbeit gerne tue und nicht wie alt ich bin. Mir liegen die älteren Menschen und deren Belange sehr am Herzen.

Wo sehen Sie die Schwerpunkte Ihrer Arbeit?

Es geht vor allem um die Vernetzung der Akteure, also den Beauftragten vor Ort mit den Gemeinden sowie Verbänden. Aktuell führe ich eine Bestandsaufnahme der Angebote für Senioren im Landkreis durch, um diese über die Gemeindegrenzen hinaus sichtbar zu machen und sie besser untereinander abzustimmen. Hierbei unterstützen mich die Akteure der Seniorenarbeit in den Gemeinden.

Ich bin der Ansprechpartner für die örtlichen Beauftragten und andere Akteure der Seniorenarbeit, organisiere Fortbildungen für diese und fördere den Austausch untereinander, damit auch die anderen von der guten Arbeit vor Ort erfahren und profitieren können.

Ein weiterer Bestandteil meiner Arbeit ist die Beratung der Senioren und deren Angehörigen. Ich unterstütze bei den verschiedensten Anliegen, in dem ich Kontakt zu Wohlfahrtsverbänden, Institutionen oder Gemeinden aufnehme, Hilfeleistungen und Beratungsstellen aufzeige und auch weiter vermittle. Die Themen sind dabei sehr vielfältig, zum Beispiel geht es um Demenz, Vorsorge, Wohnen oder verschiedene Förderungen.

Wichtig ist mir außerdem, neue Projekte durch die Umsetzung des Seniorenpolitischen Gesamtkonzeptes (SEPO) voranzutreiben. Hier haben wir schon einiges geschafft, aber es stehen noch weitere Punkte an, damit unsere Region auch für unsere älteren Mitbürger weiter liebens- und lebenswert bleibt.

Wie ist es aktuell um die Seniorenarbeit im Landkreis Landshut bestellt?

Prinzipiell sehr gut. Es gibt 31 Seniorenvertretungen auf kommunaler Ebene und zusätzlich bereits fünf Seniorenbeiräte, ein sechster befindet sich in der Gründungsphase. Dennoch ist die Vernetzung zwischen kommunalen und kirchlichen Vertretern ausbaufähig, weil auch ein Umdenken bei der Auswahl der Angebote stattfinden muss. Denn durch das breite Altersspektrum bieten sich nun eine Vielzahl von neuen Ideen an: Beispielsweise gemeinsame Reisen zu unternehmen, interessante Vorträge zu organisieren, gemeinsam Sport zu machen, oder sich auch aktuellen Themen wie der Digitalisierung und dem Umgang damit zu widmen.

Der Ausbau von Nachbarschaftshilfen läuft ebenfalls gut. Im Landkreis sind neun solcher Initiativen etabliert, weitere in Planung. Diese Art der Hilfe besteht im Kleinen sicherlich ganz selbstverständlich untereinander, dennoch sind gerade wegen des demografischen Wandels vor allem in ländlichen Gegenden neue Ideen der Betreuung und Begleitung gefragt.

Mit welchen Problemen haben die örtlichen Seniorenbeauftragten zu kämpfen? Welchen Stellenwert hat die Seniorenarbeit vor Ort?

Oftmals agiert ein Einzelner alleine und ein Vertreter bzw. Nachfolger ist nicht in Sicht. Viele ehrenamtliche Seniorenbeauftragte üben dieses Amt bereits jahrelang aus und es ist fraglich, wer dieses später einmal übernehmen soll. Hier würde ich mir mehr Engagement durch die Bevölkerung sowie Unterstützung durch die Kommunen – auch finanzieller Hinsicht wünschen. Außerdem reicht es nicht aus, dass eine Person auf dem Papier benannt wurde, die sich um die Anliegen der Älteren kümmern soll. Der Beauftragte muss sich auch berufen fühlen und braucht den politischen und praktischen Beistand seiner Kommune.

Den Interessen der jüngeren Generation wird bereits zukunftsorientiert Rechnung getragen, doch wir dürfen die Förderung und Unterstützung der älteren Generation nicht aus den Augen verlieren. Nur wenn beide Bevölkerungsgruppen gleichwertig behandelt werden, kann ein generationsübergreifendes Miteinander entstehen.

Vielfach scheitert es vor Ort aber auch an der Bekanntheit vieler bestehender Angebote. Dabei spreche ich von niederschwelligen Angeboten, neuen Wohnformen und spezialisierten Beratungsstellen. Zum Beispiel der barrierefreie Umbau von Wohnhäusern und Wohnungen: Viele Umbauten werden speziell gefördert, wodurch Kosten gespart werden können. In einer barrierefreien und behindertengerechten Wohnung bzw. Haus ist es wahrscheinlicher, dass die Senioren länger in ihren eigenen vier Wänden verbleiben können. Aber das ist noch immer nicht bei allen angekommen.

Die Seniorenarbeit lebt also von der Anzahl und Zeit der Ehrenamtlichen?

Nicht nur, aber sie sind die Personen die direkt am Geschehen sind und daher wissen, welche Bedürfnisse die Senioren haben. Ohne Ehrenamtliche geht’s nicht und gerade deswegen müssen diese Menschen, sei es mit einer Feierlichkeit, Vergünstigungen wie bei der Ehrenamtskarte oder einem schönen Presseartikel über dieses Engagement unbedingt gewürdigt werden. Es ist nicht selbstverständlich, sich unentgeltlich für Andere einzusetzen.

Wie kann hier der Landkreis unterstützen?

In meiner Funktion biete ich zwei Mal im Jahr eine kostenlose Fortbildung für alle Seniorenbeauftragten an, egal ob ehrenamtlich oder hauptamtlich, kirchlich oder kommunal. Des Weiteren findet ebenfalls einmal im Halbjahr das „ImpulsNetzwerk Senioren“ statt, zu dem alle Vertreter der Seniorenarbeit zu einem Fachthema und Austausch untereinander eingeladen sind.

Weiterhin wirke ich als Landkreis-Vertreterin in vielen Arbeitskreisen mit, beispielsweise beim Seniorenpolitischen Arbeitskreis Landshut (SePo-LA) oder dem Hospiz- und Palliativversorgungsnetzwerk (HPNV LA), um nur zwei zu nennen.

Gibt es noch Verbesserungsmöglichkeiten in der Zusammenarbeit mit den Angeboten der Stadt?

Sicherlich. Wünschen würde ich mir, dass die Wohlfahrtsverbände, sozialen Einrichtungen und Vereine ihre Angebote mehr in den Landkreis tragen. Ein gutes Beispiel ist das Theaterstück „Bildreise Demenz“ des Verbundprojektes DemenzLA, das nach seiner Premiere in Landshut erstmalig auch vier Aufführungen im Landkreis anbieten wird. Aber an sich läuft die Zusammenarbeit sehr gut. Ich bin laufend in Kontakt mit Franz Linzmeier, dem städtischen Seniorenbeauftragten, wir treiben gemeinsame Projekte voran.

Was haben Sie noch an Projekten geplant?

Für nächstes Jahr sind zwei Überlegungen im Gespräch, die wir gerade auf die Umsetzbarkeit hin überprüfen. Angedacht sind das Ausarbeiten einer Pflegebedarfsplanung und die Einrichtung einer Wohnberatung, bei der es um die Wohnanpassung, also den barrierefreien und behindertengerechten Umbau von bestehenden Wohnungen und Häusern geht.