14. Mai 2025
Landkreis Landshut

Pflegefachhilfe: Theaterprojekt mit jungen Flüchtlingen

(ra) Die EMPH-Klasse am Kompetenzzentrum für Gesundheitsberufe in Vilsbiburg wird im März wieder ein einwöchiges Theaterprojekt durchführen, erneut unter der Leitung von Prof. Doris Eberhardt, die sowohl in der Profession der Pflege, als auch in der Theaterpädagogik einen großen Namen hat. Die Schüler werden alle Textbausteine während des Projektes selbst erarbeiten. Daraus wird eine Theatercollage entstehen, das am Ende der Woche im TheaterBrettl Vilsbiburg aufgeführt wird. Es werden etwa 130 geladene Gäste erwartet.

Die Aufführung findet am Freitag, 23. März um 19 Uhr im Theaterbrettl Vilsbiburg statt.Da die Plätze begrenzt sind, wird um eine kurze Rückmeldung bei der Klassenleiterin der EMPH-Klasse, Aniko Reintke (areintke@kps-vib.de, Tel. 08741/96867-14) gebeten.

Gegenstand und Arbeitsweise

In einer fünftägigen Theaterwerkstatt werden die Teilnehmer angeleitet, eigenes biographisches Material mit verschiedenen Methoden der Theaterarbeit freizulegen, zu bearbeiten und in eine Szenencollage zu überführen.

Im Fokus stehen hierbei diesmal die persönlichen Erfahrungen und Erwartungen der Flüchtlinge zum Thema „Glück haben, glücklich sein bzw. auch unglücklich sein oder Pech haben“ sowie deren persönliche Strategien, mit den gesellschaftlichen Vorstellungen dieser emotionalen Begriffswelt umzugehen. Das dabei gewonnene authentische Material wird bearbeitet und verfremdet, so dass zum einen der Rollenschutz der einzelnen Spieler gewährleistet wird und zum anderen ein ästhetischer Schauwert entsteht. Als Ergebnis der Theaterwoche entsteht die Inszenierung zum Themenbereich „Glück“, die am 23. März in Vilsbiburg Premiere haben wird.

Zielsetzung des Projekts

Flüchtlinge stehen vor der Aufgabe, sich die Kultur und die gesellschaftlichen Auffassungen des „neuen“ Heimatlandes anzueignen. Im Sinne gelingender Integration gilt es hierbei, Eigensinn und Anpassung in Einklang zu bringen. Theaterspiel als ästhetische Bildung leistet einen wertvollen Beitrag zu diesem identitätsbildenden Wechselspiel.

Zuerst einmal führt Theaterarbeit in der Auseinandersetzung mit dem eigenen Status als Flüchtling zu anderen Zugängen und Erkenntnismöglichkeiten als eine Auseinandersetzung auf rein rationaler Ebene. Zudem ermöglicht das Theaterspiel den Akteuren, Stereotypen, fremde und eigene Stigmatisierungen aktiv handelnd aufzubrechen und selbstbestimmt zu korrigieren. Denn Theater als geschützter Raum mit fiktivem Charakter kann genutzt werden, um die Wahrnehmung zu verrücken, um zu zeigen, dass alles auch ganz anders sein könnte. Dadurch kommt es zum Bruch mit dem Gewohnten, auch Differenzerfahrung genannt. Durch ihr Potential, Ambiguitätstoleranz und alternative Denkweisen zu fördern, kommt Differenzerfahrung in der Unterstützung der geflüchteten Jugendlichen in ihrer Anpassungsleistung große Bedeutung zu.

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Und nicht zuletzt bietet die handelnde und gestaltende Auseinandersetzung mit der Kunstform Theater unzählige Möglichkeiten, um das persönliche Handlungs- und Verhaltensrepertoire zu erweitern: so z. B. in Hinsicht auf Kreativität, Spontanität, Phantasie, Präsenz, Ausdruck oder den Mut, sich zu zeigen und vor anderen zu sprechen.

Besondere Bedeutung erhält in einem solchen Projekt die Aufführung. Denn erst hierbei können die Akteure das künstlerische Werk als „Ganzes“ wahrnehmen und spüren, welche Wirkung es auf das Publikum hat. Die Erfahrung, den mit Unsicherheit und permanenter Veränderung behafteten Arbeitsprozess gemeistert und das Ergebnis durch das eigene Handeln hervorgerufen zu haben, ist eine hervorragende Möglichkeit, Selbstwirksamkeit zu erfahren.