Landkreis Straubing-Bogen

Konzell: Erste Milchtankstelle im Landkreis eröffnet

(jh) Es kann getankt werden – nein, kein Benzin und kein Diesel, sondern frische Milch. Die erste Milchtankstelle im Landkreis Straubing-Bogen wurde am Mittwoch offiziell in Betrieb genommen. Auf dem „Kirchabauer“-Hof in Rettenbach bei Konzell bieten Andrea und Stefan Zwickenpflug rund um die Uhr, siegen Tage die Woche, Endverbrauchern frische, unbearbeitete Milch an.

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Fotos: Haas

Wir wissen doch alle: Was uns in den Supermärkten als Milch verkauft wird, hat in der Aufbereitung an Geschmack und Nährstoffen eingebüßt. Der bewusste Kunde fragt zunehmend nach dem ursprünglichen Naturprodukt: unbehandelte Milch, frisch und köstlich. Und die gibt es ab sofort rund um die Uhr auf dem „Kirchabauer“-Hof in Rettenbach. Andrea und Stefan Zwickenplug haben erkannt, dass die Selbstvermarktung mittlerweile ein wichtiges zusätzliches Standbein für ihren landwirtschaftichen Betrieb ist. Der Kunde kommt wann es ihm passt, zapft seine Milch – und freut sich auf den frischen Genuss daheim.

Am späten Mittwochvormittag an der Hofeinfahrt zum „Kirchabauer“: Notburga Zwicklpflug – die Seniorin auf dem Hof – sitzt auf dem Bankerl neben einem Holzhäusel. Es ist eine besondere Sitzgelegenheit. Eine am Boden liegende Kuh, auf dessen Rücken man bequem sitzen kann. Die Burgl freut sich, denn an diesem Tag rührt sich auf dem Hof einiges. Konzells Bürgermeister Fritz Fuchs und ein Tross von Journalisten sind gekommen, um den offiziellen Startschuss für die neue Milchtankstelle zu erleben.

Aus seinen geschichtlichen Nachforschungen weiß das Gemeindeoberhaupt, dass auf dem „Kirchabauer“-Hof im Jahre 1606 erstmals eine Familie Zwickenpflug erwähnt worden ist. Seither sind die Zwickenpflugs in Rettenbach Nr. 5 daheim. Zur Zeit leben vier Generationen auf und von dem Hof. Aus seiner langjährigen kommunalpolitischen Erfahrung ist ihm bekannt, dass die Entwicklung der Landwirtschaft keineswegs rosig aussieht. Das Betriebesterben hat auch in der Gemeinde Konzell nicht halt gemacht. Gab es im Jahre 1979 noch 142 landwirtschaftliche Betriebe in der Kommune, so ist bereits 2007 die Zahl auf 79 geschrumpft. „Selbst größere Betriebe sind heute keine Gewähr mehr fürs Überleben“, sagt Fuchs. Daher seien unter anderen neue Vermarktungswege notwendig. Im Falle der  Familie Zwickenpflug und ihrem Vollerwerbsbetrieb sieht der Bürgermeister: „Hier treffen Tradition und Moderne zusammen.“

2016-06-22_12-250Nachbarn und Auswärtige können zu jeder Tages- und Nachtzeit kommen, in Ruhe ihre Frischmilch abzapfen. Im Gegensatz zur ultrahocherhitzten Milch, die im Lebensmittelmarkt erhältlich ist, behält die Rohmilch ihren knapp vierprozentigen Fettgehalt. Ein Schluck aus der Tasse beweist es: Geschmacklich eine Milch! „Wir verfüttern während der Sommermonate ausschließlich frisches Gras“, erklärt die junge Bäuerin Andrea Zwickenpflug. Das würden ihre bisherigen Kunden schon sehr zu schätzen wissen.

Die Schwiegereltern Hildegard und Xaver sind überzeugt von der Idee ihrer Nachfolger. „Als sie mir erzählt haben, dass sie eine Milchtankstelle bauen wollen, habe ich sofort gesagt ‚ja, das machts!'“ Da sei auch nicht lange gezögert worden; kurzerhand sei das Fundament für das Holzhäuschen zur Verfügung gestanden und die Installation des Automaten habe begonnen werden können.

Der Milchautomat vereint Milchbehälter, Kühlung, Rührwerk und Abfüllbereich. Damit bleibt die Milch konstand bei etwa fünf Grad gekühlt. Selbstverständlich gehört zum Automaten auch eine Bezahlvorrichtung. Der Kunde kann in Münzen und Scheinen bezahlen und kann wählen, von 0,2 Liter bis 5 Liter. Restgeld gibt es zurück.  Jede eingeworfene Münze bzw. jeder Schein wird in Guthaben an Milch umgerechnet und an einem Display angezeigt. Für das Abfüllen wird einfach eine Taste gedrückt.

Apropos bezahlen: Der Liter Frischmilch kostet bei den Zwickenpflugs einen Euro.  Ja, etwas mehr als im Supermarkt, dafür aber frisch von der Kuh. Frisch auch deshalb, weil der Milchbehälter jeden Tag neu aufgefüllt wird. Wer das erste Mal an die Milchtankstelle kommt und keine Transportgefäß mitgebracht hat, der kann für einen Euro eine Milchflasche aus Glas erwerben.