8. Juni 2025
Bogen

Landkreis-SPD diskutierte über „Digitalisierung in der Gesundheitsversorgung“

(rp) Über die Möglichkeiten, die Digitalisierung im Gesundheitsbereich zu nutzen, diskutierte die Landkreis-SPD in einem Fachgespräch am Freitagabend im Klinikum Bogen mit dem Leiter der Techniker-Krankenkasse Bayern, Christian Bredl, dem stellvertretenden Vorstand des Kommunalunternehmens Kreiskliniken Bogen-Mallersdorf, Christian Schwarz, der Landtagsabgeordneten Ruth Müller, der Juso-Bundesvorsitzenden Johanna Uekermann sowie interessierten Zuhörern. 

Anfang des Jahres 2015 trat das Ehealth-Gesetz in Kraft, um telemedizinische Leistungen, elektronische Gesundheitskarte und die digitale Nutzung im Medizin- und Verwaltungsbereich voranzutreiben. Nach wiederholter Verzögerung der Digitalisierung im Gesundheitssystem soll nun schon 2018 eine elektronische Patientenakte starten. „Hier muss aber noch an Tempo zugelegt werden, bisher hat das Gesetz für den Patienten nur das Bild auf der Karte gebracht“, so Martin Kreutz in seiner Einführung.

Freuten sich am Ende eines interessanten Fachgesprächs mit intensiver Diskussion: (von links) SPD-Kreisvorsitzender Martin Kreutz, Leiter der TK Bayern Martin Bredl, Ruth Müller, MdL, Juso-Bundesvorsitzende Johanna Uekermann und Christian Schwarz, stellvertretender Vorstand des Kommunalunternehmens Kreiskliniken Bogen-Mallersdorf – Foto: Pasta

Christian Schwarz, stellvertretenden Vorstand des Kommunalunternehmens Kreiskliniken Bogen-Mallersdorf, stellte die derzeitigen Möglichkeiten vor, die Digitalisierung im Krankenhaus zu nutzen. Neben dem Datenaustausch mit anderen Kliniken zur Optimierung  der Diagnosetätigkeit, seinen interne Abläufe der wichtigste Faktor. Von der Aufnahme über die Dokumentation bis zur Abrechnung könne die Digitalisierung die Arbeit im Krankenhaus erleichtern. Hier sei man in den Kreiskliniken aber erst am Anfang und es stehen noch große Investitionen bevor. Schwarz verwies auch auf die digitale Zusammenarbeit im Bereich der Notfallversorgung, wo Fachärzte in den Integrierten Leitstellen die Notarzteinsätze begleiten und die Aufnahme der Notfälle in der Klinik vorbereiten können.

In seinem Referat erläuterte Christian Bredl, Leiter der zweitgrößten Krankenkasse Bayerns, dass sich sein Unternehmen der Herausforderung „Digitalisierung“ stelle und die Techniker Krankenkasse (TK) zu den Gesundheitsdiensten gehöre, denen die Entwicklung der elektronischen Gesundheitskarte zu schleppend abläuft. Die TK sehe sich „als Lokomotive bei der Digitalisierung im Gesundheitswesen“. „Die Digitalisierung schreitet auch im Gesundheitswesen unaufhaltsam voran“, machte Bredl deutlich, und die Behandlungsmöglichkeiten werden dadurch auch erweitert werden. Ziel müsse es sein, digitale Angebote und klassische Beratung miteinander zu vernetzen, um so die Patienten optimaler betreuen zu können.

 Die elektronischen Gesundheitskarte mit Medikationsplan

Alle Krankenkassen sollten per Gesetz verpflichtet werden, jedem Versicherten eine elektronische Patientenakte anzubieten, deren Grundfunktionen überall gleich sind. In diese Akte könnten zum Beispiel Informationen zu den verordneten Arzneimitteln, ambulante Diagnosen, Krankenhausbefunde oder Röntgenbilder einfließen. Jeder Kunde sollte auch eigene Daten hinzufügen können wie Tracker-Daten oder auch Informationen aus seiner Blutzucker-App oder zu Medikamenten, die er selbst kauft und in Eigenregie einnimmt.

Das Entscheidende ist: Herr über seine Daten muss alleine der Versicherte bleiben. Er muss also auch seine Krankenkasse außen vor lassen können. Und: Die Nutzung muss absolut freiwillig sein. Wer das nicht möchte, darf keine Nachteile haben. „Ich bin strikt dagegen, Beiträge mit gesundheitsbewusstem Verhalten zu verknüpfen“, sagt Christian Bredl.

„Die Digitalisierung kann persönliche Zuwendung des Arztes nicht ersetzen!“

„Wir müssen uns mit den Chancen der Digitalisierung auf allen Ebenen auseinandersetzen, damit wir sie gestalten können“, machte die Abgeordnete Ruth Müller deutlich. Bei allen technischen Möglichkeiten, die die Digitalisierung bietet, werde sie aber niemals die persönliche Zuwendung des Arztes ersetzen können, ist sich Müller sicher.

„Die nächste medizinische Revolution wird sein, wie wir medizinische Daten intelligent zusammenführen und diese für die bessere Versorgung der Menschen, nutzen“, erklärte Johanna Uekermann. „Unabhängig von den zu überwindenden Distanzen kann die Digitalisierung dazu beitragen, eine qualitativ hochwertige medizinische Versorgung zu sichern und zu verbessern. Dazu müsse aber endlich auch in allen Regionen Bayerns das schnelle Internet zur Verfügung stehen“, ergänzte die Juso-Bundesvorsitzende.

In der anschließenden Diskussion wurde deutlich, dass die Digitalisierung Chancen biete, aber der Schutz der Daten für die Versicherten eine hohe Priorität habe. Die Politik müsse die Rahmenbedingungen dazu setzen, waren sich die Teilnehmer einig.