9. August 2025
BogenMallersdorf-Pfaffenberg

Kleinere Kliniken unverzichtbar bei Massenanfall von Verletzten

(ra) Ein Zugunglück der Waldbahn im bayerisch-tschechischen Grenzgebiet mit Massenanfall von Verletzten, kurz MANV – so lautete Mittwochabend das virtuelle Übungsszenario der Integrierten Rettungsleitstellen in Zusammenarbeit mit den Rettungsdiensten und für die Versorgung benötigten Kliniken. Daran haben sich auch die Interdisziplinären Notaufnahmen der Kreiskliniken Bogen-Mallersdorf beteiligt.

Verantwortliche der Interdisziplinären Notaufnahme der Klinik Mallersdorf (von links) Chefarzt Doctor-medic Lucian Jebelean, Oberarzt Michael Büttner und Pflegerischer Leitung Rosalinde Niedermeier in Erwartung der ersten virtuellen Unfallpatienten. – Foto: Kreiskliniken Bogen-Mallersdorf/Elisabeth Landinger

Chefarzt Doctor-medic Lucian Jebelean, Oberarzt Michael Büttner und Pflegerische Leitung Rosalinde Niedermeier vernahmen um 17.30 Uhr in der Mallersdorfer Notaufnahme ein Alarmsignal. Sogleich informierten sie sich in Echtzeit anhand eines eigens hierfür eingeblendeten roten Balkens auf dem Bildschirm über den Massenanfall an Verletzten und versetzten die Notaufnahme trotz der relativ weiten Entfernung zum Zugunglück in erhöhte Alarmbereitschaft für die Aufnahme zusätzlicher Patienten.

Kurz nach Zuweisung der ersten Verletzten sanken die ursprünglich gemeldeten Kapazitäten der nächstgelegenen Kliniken rapide, auch bei den größeren: vom zweistelligen in den niedrigen einstelligen Bereich. So wurde bereits der zweite Patient um 18.02 Uhr der Klinik Bogen zugewiesen, der vierte der Klinik Mallersdorf, die aufgrund der Entfernung etwas mehr Vorbereitungszeit hatte, während es in Bogen schneller gehen musste. Reale Rettungssanitäter stellten in den Notaufnahmen die zugewiesenen virtuellen Patienten vor und verlasen deren Verletzungen von den im Ernstfall umgehängten Sichtungskarten.

Im Rahmen der MANV-Übung haben die Notaufnahmen der Kreiskliniken Bogen-Mallersdorf als Grund- und Regelversorger, in Bogen auch ohne Status als Traumazentrum, insgesamt neun Patienten aller Schweregrade versorgt, fünf in Bogen, vier in Mallersdorf. Darunter waren auch Patienten der Sichtungskategorie „rot“, also mit lebensbedrohlichen Verletzungen und damit höchster Priorität bei der medizinischen Versorgung. Die Notaufnahmen der Kreiskliniken stemmten auch deren Versorgung.

Dass eine auf wenige Großkliniken ausgedünnte Krankenhauslandschaft für Notfallpatienten in MANV-Szenarien fatal wäre, wurde beim Übungsszenario offenkundig. BKR-Rettungsdienstleiter Markus Kamin, der in Mallersdorf die virtuellen MANV-Patienten übergab, bestätigte, dass Bogen und Mallersdorf im Rahmen der Übung „gut bedient“ wurden und kleine Klinik keineswegs geringe Aufnahmefähigkeit bedeutet: „Wir merken auch im Rettungsdienst, dass kleinere Häuser ganz schön belastbar sind. Ich bin immer wieder überrascht, was für Kapazitäten sie im Ernstfall bereitstellen.“

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Dabei lief während der Übung auch an den Kreiskliniken Bogen-Mallersdorf die Regelversorgung weiter, reale Notfallpatienten aus dem jeweils eigenen Einzugsgebiet trafen unablässig ein und wurden zeitgleich versorgt. Die Notaufnahme-Teams widmeten sich diesen in den Behandlungsräumen nebenan, während die für die virtuellen MANV-Patienten benötigten Ärzte und Pflegekräfte vor dem Bildschirm und im Dialog mit dem Rettungsdienst am Ball blieben.

Wie im echten Leben kamen in der Übung auch Änderungen der Sichtungsklasse vor. So musste an beiden Standorten ein virtueller Patient in der Dringlichkeit auf maximal hochgestuft werden. Realitätsnah simuliert wurden auch „Selbsteinweiser“, die auf eigene Faust in „ihre“ Heimatklinik nach Bogen oder Mallersdorf fuhren.

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„Es war schon sehr spannend“, fasste Chefarzt Jebelean seine Eindrücke von der Übung zusammen und Markus Kamin vom BKR betonte: „Die Schnittstelle Rettungsdienst-Krankenhaus ist einfach die Wichtigste.“ Alle Beteiligten vor Ort waren sich einig, dass regelmäßige Planspiele wichtig und hilfreich sind. In der Videokonferenz zur Nachbesprechung nahmen sich die Beteiligten für die Zukunft weitere gemeinsame Übungen vor.

Obwohl die Kreiskliniken Bogen-Mallersdorf beim simulierten Zugunglück mit insgesamt 50 Verletzten nicht in unmittelbarer Unglücksnähe lagen und nicht die hohe Versorgungsstufe für so manche Verletzungsschwere hatten, so haben ihre flexiblen 24-Stunden-Notaufnahmen doch die Versorgung von insgesamt 9 MANV-Patienten gestemmt, also knapp einem Fünftel der Unglücksopfer. Dies verdeutlichte den unverzichtbaren Beitrag kleinerer Kliniken zur Versorgungssicherheit und Lebensrettung im Rettungsnetz. Dass den Rettungsleitstellen für solche Szenarien eine den ganzen Bildschirm ausfüllende Liste gut erreichbarer und aufnahmefähiger Kliniken zur Verfügung steht, wird angesichts der unzureichenden Krankenhausfinanzierung auf absehbare Zeit nicht mehr selbstverständlich bleiben.