Gefragte Ausbildungsberufe: was zur Zeit gut auf dem Arbeitsmarkt ankommt
(ra). Der Fachkräftemangel spitzt sich zu, während Unternehmen ihre Geschäftsmodelle digitalisieren, dekarbonisieren und stärker am Menschen ausrichten. Parallel dazu reformiert die deutsche Ausbildungslandschaft ihre Berufsbilder im Rekordtempo. Wer die nächsten Jahre aktiv gestalten möchte, richtet den Blick auf Berufsfelder, in denen Technologien und gesellschaftliche Bedarfe ineinandergreifen – von Wasserstofftechnik bis sozialer Pflegeassistenz.

Ein Blick in die aktuellen Zahlen der Bundesagentur für Arbeit zeigt: Betriebe melden so viele unbesetzte Ausbildungsstellen wie nie zuvor, vor allem in neuen oder runderneuerten Ausbildungsberufen.
Digitale Transformation trifft Ausbildung
Hinter der Nachfrage steckt ein massiver Innovationsschub. Besonders prägnant offenbart er sich seit 2021 im neu geschaffenen Ausbildungsberuf „Fachinformatiker für digitale Vernetzung“. Erstmalig eingeführt mit der Neuordnung der IT-Berufe 2020/21, verknüpft dieses Profil klassische Systemintegration mit Cloud-Architekturen, IoT-Sicherheit und Edge-Computing. Die Nachfrage nach Absolventinnen und Absolventen explodierte 2023, als mehrere DAX-Konzerne ihre 5G-Campusnetze live schalteten und damit die Vernetzung industrieller Anlagen auf ein neues Level hoben. Zusätzlich fließt seit 2024 die EU-Regulatorik zu Cyber Resilience Act direkt in die Ausbildungscurricula ein.
Zwischen traditionellem Handwerk und Technologie-Boom
Handwerkskammern verzeichnen gleichzeitig einen drastischen Anstieg bei Anmeldungen im Ausbildungsberuf „Elektroniker für Gebäudesystemintegration“. Grund dafür ist das im Sommer 2023 in Kraft getretene Gebäudeenergiegesetz. Wärmepumpen, Photovoltaik und Smart-Home-Anlagen verschmelzen zu komplexen Gesamtsystemen, deren Installation nicht mehr allein von klassischen Elektrikern gestemmt wird. Betriebe honorieren diese Qualifikation inzwischen mit Einstiegsgehältern, die teilweise mit denjenigen in der IT mithalten.
Ebenfalls im Trend liegt das Feld der nachhaltigen Chemie. Hier sticht der Chemikant mit Vertiefung „grüne Prozessverfahren“ hervor. Modernisierte Lehrpläne integrieren seit 2022 die Nutzung biobasierter Lösungsmittel, Closed-Loop-Recycling und Wasserstoff als Prozessgas. Ein spektakuläres Beispiel liefert der Industriekonzern Covestro: Seit Herbst 2023 führt ein Demonstrationsbetrieb in Dormagen CO2 als Rohstoff für Polymere ein und setzt Auszubildende direkt am Pilotreaktor ein.
Agiles Arbeiten als Zusatzqualifikation
Ob IT, Handwerk oder Chemie – immer häufiger erwarten Arbeitgeber ein methodisches Verständnis für iterative Projektarbeit. Wer seine Ausbildung um einen anerkannten Kompetenznachweis ergänzt, verschafft sich klare Vorteile. Hier setzt die Agile Coach Ausbildung mit IHK Zertifikat an. Sie verknüpft Scrum- und Kanban-Frameworks mit Change-Management und richtet sich explizit an Auszubildende, Facharbeiter und Techniker, die in ihren Teams agile Leuchttürme etablieren.

Vier Punkte sind dabei zentral:
– Sorgfältige Analyse regionaler Arbeitsmarktberichte und Kammerstatistiken
– Abgleich persönlicher Interessen mit Zukunftstechnologien wie KI, Wasserstoff oder Robotik
– Einplanung zusätzlicher Zertifikate zur Profilierung, etwa im agilen Projektumfeld
– Fokus auf Betriebe mit nachweislich hoher Ausbildungsqualität und Übernahmequote
Gesundheitswesen – Hightech und Menschlichkeit
Im Gesundheitssektor veränderte eine Innovation aus dem Jahr 2022 die Anforderungen radikal: das KI-gestützte Pflegeassistenzsystem „Care Reality XR“ der Firma apoQlar. Mithilfe von Mixed-Reality-Brillen visualisiert die Software in Echtzeit Vitalparameter, Medikationspläne und Lagerungsempfehlungen direkt im Sichtfeld, wodurch Pflegefachkräfte bis zu 30% Zeitersparnis erzielen. Die generalistische Pflegeausbildung integriert seither Module zu XR-Arbeitsplätzen und Datenethik. Kliniken suchen daher gezielt nach Auszubildenden, die digitale Affinität mit Empathie verbinden.
Industriemechatronik im Wasserstoffzeitalter
Die Nachfrage nach Industrie- und Anlagenmechatroniker stieg ebenfalls rapide, seit Siemens Energy im März 2024 seine Gigafactory für PEM-Elektrolyseure in Berlin eröffnete. Dort durchlaufen Auszubildende erstmalig Stationen, in denen fast ausschließlich grüne Wasserstoffanlagen montiert und testgefahren werden. Neben klassischer Metallbearbeitung stehen Module zur Kryotechnik und Membranbeschichtung auf dem Lehrplan – Inhalte, die bislang nur in Hochschulstudiengängen vorkamen.
Handlungsempfehlungen für Entscheidungsprozesse
Vergleichsportale, Beratungsstellen der Industrie- und Handelskammern sowie digitale Matching-Tools liefern inzwischen taggenaue Daten zu freien Ausbildungsplätzen. Eine kluge Strategie kombiniert diese Informationen mit Prognosen der Wirtschaftsverbände. Angehende Auszubildende verschaffen sich einen Vorsprung, indem sie Praktika in verschiedenen Branchen durchlaufen und so frühzeitig realistische Einblicke gewinnen. Kompetenzen aus Robotik-Workshops, Hackathons oder Maker-Spaces steigern die Chancen zusätzlich.
Weichen stellen, Zukunft gestalten
Der Arbeitsmarkt bis 2030 verlangt Fachkräfte, die Technologieaffinität mit nachhaltigem Denken verknüpfen. Neue Berufsbilder wie Fachinformatiker für digitale Vernetzung oder Elektroniker für Gebäudesystemintegration entstehen aus handfesten politischen und wirtschaftlichen Entwicklungen. Gleichzeitig werten Zusatzqualifikationen wie die Agile Coach Ausbildung den Berufsstart auf. Wer heute eine Ausbildung wählt, die Digitalisierung, Klimaschutz und soziale Verantwortung berücksichtigt, besetzt Schlüsselpositionen in einer transformierten Wirtschaft – und trägt dazu bei, den Fachkräftemangel spürbar abzufedern.