18. Juli 2025
Landkreis Straubing-Bogen

Premiere mit Gänsehaut: „Ein Herzstück für Sankt Englmar“

(ra) Mit der Premiere der „Legende vom Seligen Engelmar“ hat Sankt Englmar ein echtes Herzstück seines 925-jährigen Jubiläums gefeiert. Die Neuinszenierung des bekannten Stücks überzeugte am Freitag mit einem stimmigen Gesamtkonzept, bewegenden Schauspielmomenten und einer eindrucksvollen Naturkulisse. Rund 200 Zuschauer*innen zeigten sich am Premierenabend tief beeindruckt.

Engelmar (Jan Tisowsky, links) wird beim Gebet von Meinrad (Alexander Altmann, rechts) ermordet. – Foto: Andy Aichinger

Regisseur Christian Holmer setzte mit einer überarbeiteten Fassung der Vorlage von Alois Winter neue Akzente. Bereits die Eröffnungsszene, in der eine Schulklasse auf Wandertag die Geschichte Engelmars entdeckt, holte das Publikum gekonnt ab. Durch die Einbindung von Kindern schuf Holmer eine emotionale Brücke zur heutigen Generation und bettete die Legende geschickt in die Gegenwart ein.

Liebe zum Detail auf allen Ebenen

Die Bühne bei der Predigtstuhl Arena präsentierte sich als echtes Schmuckstück. Vorsitzender Herbert Nemansky und sein Team hatten mit viel Hingabe drei Spielebenen, eine Wasserstelle und eine Kulisse geschaffen, die sich harmonisch in die Landschaft einfügte. Die Lichtgestaltung von Tobias Beinrucker und Stefan Walser unterstrich die Stimmungen der Szenen atmosphärisch genau.

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Die schauspielerischen Leistungen ließen keine Wünsche offen. Lisa Piermeier überzeugte als Lena, die im ersten Akt wegen angeblicher Hexerei verfolgt wird. Christian Holmer selbst brillierte als Hexenkommissär Kaspar Berner mit eindrucksvoller Bühnenpräsenz. Stefan Edenhofer, der einst Engelmar spielte, glänzte diesmal als verzweifelter Vater Greipl.

Spannung, Emotionen und Zeitkritik

Die Figur des Engelmar tritt zu Beginn als Helfer auf, wird aber zunehmend zum Lichtgestalt der Aufführung. Jan Tisowsky verkörperte den frommen Eremiten mit ruhiger Kraft und Tiefe. In klarer Sprache und glaubwürdiger Mimik machte er die Botschaften seiner Figur lebendig – ohne je pathetisch zu wirken.

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Der Gegenspieler Meinrad, gespielt von Alexander Altmann, zeigte eine starke darstellerische Leistung. Die schleichende Entwicklung vom neidischen Begleiter zum kaltblütigen Mörder zeichnete Altmann eindrucksvoll und glaubhaft nach. Auch die weiteren Rollen, wie der Jäger (Lukas Penzkofer), die Botin (Veronika Mader) oder der Priester (Hans-Peter Reiner), fügten sich harmonisch ins Ensemble ein.

Musik und Dramaturgie treffen ins Herz

Besonders bewegend geriet der Trauerzug nach Lenas Tod am Ende des ersten Aktes. Rund 40 Mitwirkende marschierten über die Bühne und schufen ein eindrucksvolles Bild der kollektiven Erschütterung. Der zweite Akt widmete sich dann Engelmars Wirken in der Region. Seine Hilfsbereitschaft, seine Gottesnähe und seine Beliebtheit machten ihn zur Zielscheibe für Meinrads Hass.

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Mit dem heimtückischen Mord gipfelte das Drama in einer Szene, die lange nachhallte. Abgeschlossen wurde die Aufführung mit dem emotional vorgetragenen „Englmari-Lied“, das Abt Petrus-Adrian Lerchenmüller eigens neu textete. Der mehrstimmige Gesang ging unter die Haut.

Ein Stück Heimat mit Zukunft

Bürgermeister Anton Piermeier nutzte die Gelegenheit, allen Beteiligten zu danken, die die Geschichte des Ortes mit Leben füllten. Ein besonderer Gruß galt den Angehörigen von Autor Alois Winter, die zur Premiere gekommen waren. Auch an Michael Schroll, der einst die Festspielgemeinschaft initiierte, sowie an Regina und Rudi Troiber, die viele Jahre als Regieassistenz aktiv waren, wurde erinnert.

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Die Produktion zeigte eindrucksvoll, wie traditionsreiche Geschichten mit lokalem Engagement und künstlerischer Qualität zu einem kulturellen Erlebnis werden können. Sankt Englmar bewies, dass große Theatermomente nicht zwingend große Städte brauchen.

Für alle, die das Spektakel noch erleben möchten, gibt es Karten für die Vorstellungen am 18., 19., 25. und 26. Juli jeweils um 20.00 Uhr an der Abendkasse ab 19.00 Uhr oder unter www.okticket.de sowie in der Tourist-Info Sankt Englmar.