8. Juni 2025
Straubing

Bei Grabungen in Straubing: Ein 4.500 Jahre altes Skelett entdeckt

(ra) Ein ungewöhnlicher Fund wurde schon vor einiger Zeit auf der Baustelle der Bayerischen Justizverwaltungsakademie in Straubing gemacht: Bei Grabungen auf einer archäologischen Verdachtsfläche im Baufeld wurde ein 4.500 Jahre altes Skelett, das vermutlich aus der Zeit der Schnurkeramik stammt, entdeckt. Erst am Freitag hat das Staatliche Bauamt dies bekanntgegeben.

Das Grabungsteam des Gäubodenmuseums Straubing legte das Skelett frei, das noch vor Ort von einem Anthropologen untersucht und anschließend zur Reinigung ins Museum gebracht wurde. – Foto: Staatliches Bauamt Passau

Rund 4.500 Jahre alt dürften die menschlichen Überreste sein, deren Haltung in der Hockerstellung typisch für die Zeit der sogenannten Schnurkeramik ist. Leider ist es sehr schlecht erhalten, ein Arm und ein Teil des Schädels fehlen ganz. Das ist vermutlich auf die Kalkarmut des Bodens zurückzuführen: „Dieser zieht den Kalk deutlich stärker aus den Knochen als ein kalkhaltiger Boden“, erklärt Grabungstechniker und Stadtarchäologe Kilian Treutwein vom Gäubodenmuseum Straubing.

Auffallend sind jedoch die gut erhaltenen Zähne. Sie erlaubten Anthropologe Steve Zäuner Rückschlüsse auf die Person, die in diesem Grab bestattet wurde: „Es handelt sich um ein männliches Individuum im Alter von etwa 18 bis 25 Jahren. Darauf weist unter anderem der noch nicht durchgebrochene Weisheitszahn hin, auch der noch vorhandene Backenzahn ist wenig abgenutzt.“ Es gebe keine Hinweise auf eine Mangelernährung, weshalb der Anthropologe eher von einer Krankheit als Todesursache ausgeht. „In dieser Zeit und Gegend waren Hirnhautentzündungen nicht ungewöhnlich. Aber für einen Nachweis ist leider zu wenig Material vorhanden.“ Ein gewaltsamer Tod könne jedoch ausgeschlossen werden: „Da würde der Schädel anders aussehen“, so Zäuner.

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Der noch erhaltene Oberarm sei recht kräftig ausgebildet, was auf eine Tätigkeit auf einem Bauernhof hinweise. Diese Vermutung liegt nahe: Im fruchtbaren Gäuboden siedelten sich die ersten Ackerbauern vor etwa 7500 Jahren an, sagt Grabungstechniker Kilian Treutwein vom Gäubodenmuseum.

Nachdem die Grabungstechniker die menschlichen Überreste in sorgfältiger Kleinarbeit freigelegt hatten, wurden diese fotografiert, eingemessen und dokumentiert. Anschließend wurden die Knochen entnommen, sie werden im Museum soweit möglich getrocknet und gereinigt.

Zusätzlich zu den menschlichen Überresten wurde eine Feuersteinklinge gefunden. „Diese wurden damals häufig zum Abschaben von Tierfellen benutzt“, so Treutwein. Die scharfen und sterilen Klingen wurden jedoch auch für viele andere Zwecke genutzt. Aufgrund ihrer antiallergenen Eigenschaften finden Feuersteinklingen auch heute noch Verwendung bei Operationen, vor allem, wenn Narben möglichst vermieden werden sollen.

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Feuerstein selbst kommt in der Gegend um Straubing nicht vor, erklärt Treutwein, die Klinge muss also von weiter her gekommen sein. Für den Grabungsleiter ist der Fund zwar interessant, aber nichts Außergewöhnliches. Für die Mitarbeiter des Staatlichen Bauamts Passau und der Bayerischen Justizverwaltungsakademie jedoch war die Ausgrabung und Dokumentation der Grabstelle etwas ganz Besonderes.

Am Gelände der Bayerischen Justizvollzugsakademie Straubing entsteht der Neubau eines Unterkunftsgebäudes mit 60 Plätzen. Vorbereitend wurden die Grabungen auf der archäologischen Verdachtsfläche durchgeführt, in festgelegten Streifen wurde der Oberboden unter Begleitung eines Archäologen abgetragen. Dabei kam die Grabstelle zum Vorschein.