Wie Kinder und Jugendliche im Umgang mit neuen Medien begleiten?
(ff) Über die Chancen und Risiken von Kommunikationsmöglichkeiten durch neue Medien für unsere Gesellschaft und insbesondere für Kinder und Jugendliche befasste sich die SPD-Kreistagsfraktion am Mittwoch im „Roten Haus“ des Landratsamtes Straubing-Bogen.
Im Büro der Medienpräventionsfachkraft des Landratsamtes, Doris Giesa, leitete Fraktionsvorsitzender Martin Kreutz das Gespräch. Zusammenfassend stellte er unter Zustimmung seiner Kollegen fest, es könne nicht um Verbote und die Dramatisierung der Gefahren gehen. Der richtige Umgang mit Internet, Handys und künstlicher Intelligenz biete schließlich viele Vorteile.
Die Zeit soll und kann nicht zurückgedreht werden
Daher sei es unverzichtbar für jeden, sich damit zu befassen. Nicht zuletzt auch für Eltern und die ältere Generation. Kreisrat Fritz Fuchs bekam Zustimmung mit seinem Vergleich mit der Erfindung des Rades. Es sei eben wichtig, mit einer „Verkehrsordnung“ die Regeln des Umganges festzulegen, bestätigte Doris Giesa. Einigkeit herrschte darüber, dass der Landkreis Straubing-Bogen mit seinen Weichenstellungen zur Präventivarbeit auf diesem Gebiet ein Aushängeschild sei. „Wir sehen das auch als Erfolg unserer zahlreichen Anträge in den letzten Jahren“, zeigte sich Martin Kreutz zufrieden.
Die Medienfachkraft Doris Giesa bezeichnete ihre frühere Arbeit als Streetworkerin auch in ländlichen Regionen der Oberpfalz als soliden Grundstock für ihre jetzige Aufgabe. „Mit verteufeln kommt man in der Jugendarbeit absolut nicht weiter. Es ist wichtig, sich in die Kids hinein zu leben“, so die Fachkraft. Sie sei stets in der „Lebenswelt“ der Kinder und Jugendlichen zuhause gewesen. Dieses Herangehen gelte ihr jetzt auch als Richtschnur in der Medienpädagogik.
Die Richtschnur in der Medienpädagogik
Ein wichtiger Schlüssel, Kinder und Jugendliche im richtigen Umgang zu unterweisen, sei das Vorbild der Eltern. Diese müssten sich daher selbst grundlegend mit der Thematik auseinandersetzen. Sätze wie „Dazu bin ich zu alt“ oder „Da komm’ ich nicht mehr mit“ würden die Kinder und Jugendlichen im Netz allein lassen. Man müsse sie auf die Gefahren im Internet hinweisen. „Es braucht medienkompetente Erwachsene, um medienkompetente Kinder zu erziehen“, fügt sie an. Smartphones und Computer seien im Alltag einfach nicht mehr wegzudenken. Dazu komme, dass das Thema Cybermobbing brandaktuell für alle pädagogischen Fachkräfte sei. Voraussetzung für den positiven Einfluss auf die eigenen Kinder sei ohne eine tragfähige Beziehung und Vertrauen nicht möglich.
Stellvertretender Fraktionsvorsitzender Martin Panten erkundigte sich nach den Schwerpunkten, da bei der aktuellen Teilzeittätigkeit und den vielfältigen, zumeist abends stattfindenden Terminen die Wochenarbeitszeit schnell verbraucht sei. Der aktuelle Schwerpunkt ihrer jetzigen Tätigkeit am Landratsamt liege aktuell in der Aufklärungsarbeit im medienpädagogischen Bereich. „Unser Angebot richtet sich an alle Erziehungsberechtigten, Lehrer und Fachpersonal von Kindern von null Jahren bis ins Jugendalter“, erklärt die Sozialpädagogin.
Kinder, Jugendliche und auch die meisten Eltern brauchen Unterstützung
Damit meinte sie keine technische Hilfe, sondern konkrete Hilfe im Umgang mit überfordernden Situationen. „Der Bedarf an medienpädagogischer Unterstützung ist tatsächlich in allen Altersstufen gegeben, denn selbst für Eltern mit fast erwachsenen Kindern hört eine Auseinandersetzung mit Medien nicht auf“, sagte Doris Giesa. Das Problem sei hier, dass sich die gesamte Medienwelt so rasant weiterentwickelt und ständig Neuerungen auftauchen, die es auch für Eltern nahezu unmöglich machen, immer in allen Bereichen voll informiert zu sein.
Kein Weg sei es, die Kinder oder Jugendlichen einfach mal machen zu lassen. „Medienkompetenz zu erlangen ist ein langer Prozess, der nicht von heute auf morgen funktioniert und eigentlich auch nie wirklich abgeschlossen ist. Ihrer Meinung nach ist es am wichtigsten, dass Eltern genau hinschauen und ihre Kinder dabei begleiten, mit ihnen gemeinsam beliebte Apps oder auch Konsolenspiele anschauen, diese ausprobieren und sich auch über deren Vor- und Nachteile informieren“, so die Medienfachkraft.
Gibt es ein Netzwerk?
Kreisrat Josef Eisenhut erkundigte sich, ob hier für ein effizientes Arbeiten eine Vernetzung mit anderen Stellen stattfindet. Giese wies darauf hin, dass sie bereits Kontakte und Termine mit Ärzten, Polizei und anderen Fachkräften wie aus dem Schulamt hatte. Weiterhin wies sie auf die geplante medienpädagogische Elternabendreihe im Landkreis hin. Die Veranstaltungsreihe wird Eltern praxisnah unterstützen, ihre Kinder im digitalen Alltag zu begleiten und Herausforderungen der Mediennutzung zu meistern. Mit Expertentipps und einem lebendigen Austausch zu aktuellen Fragen der Medienerziehung.
Es sei eine große Herausforderung, Elternteil eines Digital Natives zu sein, der zwar auf der einen Seite Fachmann in seinem Bereich ist, aber auf der anderen Seite oft noch gar nicht richtig abschätzen kann, welche Folgen beispielsweise ein gepostetes Bild haben kann. Um den Kindern den richtigen Umgang beizubringen, helfe es aber nichts, die sozialen Medien zu verteufeln, sondern man müsse ein Stück weit selbst in diese Welt eintauchen und mit den Kindern altersgerecht in Beziehung sein. „Dann sieht man auch, dass diese für alle eine wertvolle Bereicherung sein können, wenn man sich eben an gewisse Empfehlungen hält“, erklärt sie.