Gewerkschaft NGG warnt vor steigender Altersarmut in Straubing
(ra) Immer mehr Rentner in Straubing sind auf staatliche Unterstützung angewiesen: 752 Menschen erhielten im vergangenen Jahr Grundsicherung im Alter („Alters-Hartz-IV“) oder bei Erwerbsminderung – Das sind 42 Prozent mehr als noch vor zehn Jahren. Das geht aus neuen Zahlen des Statistischen Landesamtes hervor, wie die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten am Freitag mitteilte. Die NGG Niederbayern warnt vor einer Zunahme der Altersarmut und fordert einen Stopp der beschlossenen weiteren Absenkung des gesetzlichen Rentenniveaus.
„Innerhalb von zehn Jahren sind in Straubing rund 220 Menschen hinzugekommen, die ihre Rente beim Staat aufbessern müssen“, stellte NGG-Geschäftsführer Kurt Haberl fest. Bayernweit sei die Zahl der Empfänger von „Alters-Hartz IV“ im selben Zeitraum von 51.600 auf 122.800 angestiegen. Haberl spricht von einem „sozialpolitischen Armutszeugnis“, dass selbst Menschen, die ein Leben lang gearbeitet haben, der Gang zum Sozialamt nicht erspart bleibe. „Wir brauchen deshalb dringend Korrekturen bei der gesetzlichen Rentenversicherung. Ohne ein höheres Rentenniveau werden junge Beschäftigten später in Altersarmut geschickt.“
Auch die tarifliche Altersvorsorge fange die Versäumnisse des Gesetzgebers nur zum Teil auf. „Gleichzeitig bietet die Tarifrente aber einen besseren Schutz vor Altersarmut“, so Gewerkschafter Haberl. Dazu habe die NGG in Bayern in vielen Branchen Tarifverträge vereinbart. Zum Beispiel in der Brauwirtschaft, in der Nährmittelindustrie und in der Milchwirtschaft.
So zahlt der Arbeitgeber für jeden Beschäftigten in der Milchindustrie 700 Euro pro Jahr in die tarifliche Altersvorsorge ein. Ab kommendem Jahr steigt der Arbeitgeber-Anteil sogar auf 800 Euro. „So hoch muss der Beitrag vom Chef mindestens sein, damit die Tarifrente im Alter auch spürbar im Portemonnaie ankommt“, errechnete Kurt Haberl.
Zu den wichtigsten Mitteln gegen Altersarmut gehöre jedoch in erster Linie ein Lohnniveau, das deutlich oberhalb des gesetzlichen Mindestlohns liege. „Hier sind die Arbeitgeber in Straubing gefordert. Sie sollen sich an Tarifverträge halten, statt Löhne durch prekäre Jobs zu drücken“, fordert Haberl. Erst dann werde es einen echten Schutz vor Altersarmut geben.