Vorsichtiger Optimismus im ostbayerischen Handwerk
(ra) Trotz der wirtschaftlich schwierigen Gesamtsituation beendete das ostbayerische Handwerk das Jahr 2022 dank der stabilen Nachfrage mit keiner weiteren Eintrübung des Geschäftsklima-Index. Dieser war im dritten Quartal 2022 erstmalig seit der Corona-Pandemie mit einem Wert von minus zwei in einen negativen Bereich gefallen. Dies gab die Handwerkskammer Niederbayern-Oberpfalz am Mittwoch bekannt.
Im vierten Quartal 2022 stieg der Geschäftsklima-Index leicht auf einen Wert von aktuell minus eins. Somit ist die Gesamtsituation im Handwerk zum Jahresende nahezu unverändert geblieben. Die Geschäftslage hat sich in Teilen des Handwerks jedoch unterschiedlich entwickelt.
Neben dem, auch saisonbedingt betroffenen, Bauhauptgewerbe ging die Betriebsauslastung im Gesundheitsgewerbe und vor allem in den Handwerken für den privaten Bedarf zurück. Erhöht hat sich hingegen die Betriebsauslastung in mehreren anderen Handwerksbereichen, darunter insbesondere im Lebensmittelgewerbe, in Teilen in den Handwerken für den gewerblichen Bedarf sowie auch im Kraftfahrzeuggewerbe.
Handwerkskammer Niederbayern-Oberpfalz: Nachfrage größtenteils stabil
HWK-Hauptgeschäftsführer Jürgen Kilger bewertet die Situation im ostbayerischen Handwerk vorsichtig optimistisch: „Die gegenwärtige Gesamtsituation sowie die jahreszeitlich übliche Entwicklung im Handwerk ließen im abgelaufenen Quartal keine Verbesserung der konjunkturellen Entwicklung zu. Jedoch konnte vor allem aufgrund einer teils stabilen Nachfrage nach handwerklichen Leistungen und Produkten zuletzt ein weiterer Stimmungseinbruch bei der Bewertung der konjunkturellen Lage verhindert werden.“ Laut Kilger gehe gegenwärtig ein Großteil der Handwerksunternehmer von keiner weiteren Verschlechterung mehr aus, was die zukünftige Geschäftsentwicklung betrifft. „Im Umkehrschluss bedeutet dies aber auch, dass sich für einen Teil des Handwerks die gegenwärtige Situation als nicht zufriedenstellend darstellt“, so Kilger.
Handwerkskammer-Präsident Dr. Georg Haber verweist in diesem Zusammenhang auf den Vertrauensvorschuss seitens der Betriebsinhaber in die geplanten staatlichen Maßnahmen zur Eindämmung der gestiegenen Energiepreise: „Wir erhoffen uns gerade bei den Härtefallhilfen unkomplizierte und unbürokratische Hilfen für das Handwerk“, so Haber. „Denn das allgemein höhere Preisniveau, zum Beispiel bei den Rohstoffen, stellt unsere Betriebe vor weitere Herausforderungen.“
Betriebsauslastung weiter zufriedenstellend
Neben einer Mehrheit an Betrieben, die von einer stabilen Entwicklung ausgeht, rechnet gleichzeitig rund jeder dritte Betrieb mit rückläufigenAuftragseingängen (37 Prozent) und Umsätzen (33 Prozent). Die Gruppe der Betriebe mit einer rückläufigen Auftragsprognose wurde zuletzt zwar kleiner, ist aber gerade im Bauhauptgewerbe überdurchschnittlich groß (46 Prozent, Vorjahr 20 Prozent).
Im vierten Quartal 2022 stellt sich die Situation im Einzelnen folgendermaßen dar: Rund 39 Prozent der Betriebe verbuchten eine rückläufige Nachfrage. Gleichzeitig bewertet nur rund jeder fünfte Betrieb (22 Prozent) seinen Auftragsbestand beziehungsweise die Nachfrage als für die Jahreszeit unterdurchschnittlich. Die Auftragsbestände sind, auch jahreszeitlich bedingt, zwar zurückgegangen, bewegen sich aber in einer ähnlichen Größenordnung wie vor einem Jahr (aktuell 10,3 Wochen, Vorjahr: 10,2).
Uneinheitlicher ist die Entwicklung der Umsätze
Etwas schwächer fiel zuletzt die Betriebsauslastung aus. Diese hat sich aber auch hier ähnlich wie zum Jahresende 2021 dargestellt. Rund neun von zehn Betrieben verzeichnen eine hohe (56 Prozent) beziehungsweise mittlere Auslastung (32 Prozent). Uneinheitlicher ist die Entwicklung der Umsätze. Während ein Viertel aller Betriebe, und damit sogar etwas mehr als im dritten Quartal, höhere Umsätze verbuchten, verzeichneten auch 27 Prozent der Betriebe Rückgänge (Vorquartal 21 Prozent).
Die Zahl der Betriebe, die Preiserhöhungen an ihre Kunden weitergeben, geht weiter zurück. Zuletzt erhöhte knapp jeder zweite Betrieb (47 Prozent), ein nahezu ebenso großer Teil (46 Prozent) beließ das Preisniveau. Zum Jahresende investierten wieder mehr Betriebe (38 Prozent, Vorquartal 33 Prozent), jedoch nicht in allen Handwerksgruppen. Die Zahl der Beschäftigten entwickelte sich zum Jahresende ähnlich wie in den entsprechenden Vorjahreszeiträumen. Während rund jeder zehnte Betrieb (12 Prozent) die Mitarbeiterzahl erhöhen konnte, reduzierte knapp ein Fünftel (19 Prozent) die Zahl seiner Mitarbeiter.