Der Fachkräftemangel: Chance für Quereinsteiger und Berufsrückkehrer
(ra). Der Fachkräftemangel ist in aller Munde und das branchenübergreifend. Von einigen Unternehmensverbänden und Forschungsinstituten werden die volkswirtschaftlichen Verluste durch unbesetzte Stellen auf bis zu ein Prozent des Bruttoinlandsprodukts oder rund 42 Milliarden Dollar geschätzt. Betroffen vom Fachkräftemangel sind inzwischen etwa zwei Drittel aller Berufe mit unterschiedlichen Ausprägungen. An und für sich gute Zeiten für Berufseinsteiger, Quereinsteiger und Rückkehrer.
Fachkräftemangel in der Automobilindustrie
Derzeit werden zirka 800.000 Fachkräfte in Deutschland gesucht. Hauptsächlich vom Fachkräftemangel betroffen sind die IT-Branche, Ingenieurberufe, das Handwerk sowie Akademiker in den MINT-Fächern. Aber auch die Automobilbranche inklusive Zulieferer ist für rund 20 Prozent der insgesamt offenen Stellen verantwortlich.
Die Industrie war dabei dank ihrer hohen Löhne, der Beschäftigungssicherheit und der guten Ausbildung lange Zeit nicht sehr stark vom Fachkräftemangel betroffen. Nun gehört sie zwar immer noch nicht zu den am stärksten betroffenen Bereichen, aber dafür hat sie den höchsten Anstieg an unbesetzten Stellen zu verzeichnen.
Zwar gibt es auch in der Industrie einen besonderen Mangel bei hochqualifizierten Fachkräften, zum Beispiel in den Forschungs- und Entwicklungsabteilungen, aber insbesondere BMW, aber auch die gesamte Zuliefererbranche suchen ebenfalls Mitarbeiter in der Produktion.
Einstieg über Personaldienstleister oder Zeitarbeitsfirmen
Obwohl allen Ortens über den Fachkräftemangel geklagt wird, ist der Einstieg in ein Unternehmen für Jobsuchende nicht immer leicht. Bei den Einstellungskriterien finden sich häufig kleinere Positionen, die der Bewerber nicht ganz erfüllen kann oder es sprechen andere Gründe gegen eine Direktanstellung.
Für Bewerberinnen und Bewerber, die noch nicht genau wissen, wo sie in Zukunft arbeiten wollen oder die bisher an den Einstellungsvoraussetzungen oder der Konkurrenz gescheitert sind, kann es sich lohnen, zunächst als Leih- oder Zeitarbeiter zu beginnen. So kann man einen Fuß in die Tür bekommen, Erfahrungen sammeln, sich weiterbilden, Kontakte knüpfen und die Chancen für eine Übernahme maximieren – hier mehr Informationen.
Gründe für den Fachkräftemangel
Die Gründe für den Fachkräftemangel sind primär in der Veränderung der Altersstruktur der deutschen Gesellschaft zu suchen. Kurz gesagt, gehen seit Jahren immer mehr Arbeitnehmer in Rente, als Jugendliche ins erwerbsfähige Alter kommen. Der Pool der verfügbaren Arbeitskräfte schrumpft in der Folge und Stellen bleiben unbesetzt. Die deutsche
Alterspyramide ist dabei längst keine Pyramide mehr und droht sogar umzukippen.
Damit würden Kinder und junge Menschen zur schmalen Spitze, jedoch am Boden. Menschen im erwerbsfähigen Alter blieben in der Mitte, die sich jedoch verschlankt und der breite Boden mit Seniorinnen und Senioren hinge in der Luft. Vergleichsweise wenige Arbeitskräfte und noch weniger nachwachsende Arbeitskräfte, müssten dann die Renten einer breiten Schicht aus Personen, die aus dem Erwerbsleben ausgeschieden sind, erwirtschaften.
Bis 2030 könnten so bereits 3,9 Millionen Menschen weniger im erwerbsfähigen Alter sein als momentan. Weder die Geburten noch die Zuwanderung wird diesen Trend nach derzeitigem Stand aufhalten oder gar umkehren können.
Ein weiterer Grund für den Fachkräftemangel liegt im Trend zur Akademisierung. Immer weniger Menschen eines Jahrgangs suchen am Ende ihrer Schulausbildung nach einer Ausbildung oder direkt nach einer Stelle. Dafür gehen immer mehr junge Erwachsene zum Studieren an die Universitäten und Hochschulen.
Dem Handwerk und der Industrieproduktion stehen so noch weniger Fachkräfte zur Verfügung, als durch den Wandel der Altersstruktur ohnehin verfügbar wären. Unternehmen bauen daher das Angebot der innerbetrieblichen Weiterbildungen aus und suchen verstärkt Quereinsteiger oder Berufsrückkehrer.
Einstieg als Fachkraft
Obwohl die Nachfrage nach qualifizierten Arbeitskräften so hoch wie nie ist und tendenziell steigt, scheint der Einstieg noch immer schwer. Die Unternehmen der Automobilindustrie schrecken aus unterschiedlichen Gründen vor der Festanstellung zurück. So sind zwar in vielen Unternehmen die Auftragsbücher momentan noch gut gefüllt, aber die mittelfristige Entwicklung wird trotzdem von vielen skeptisch betrachtet. Eine drohende Rezession sowie die weitere Automatisierung der Produktion und der Ausstieg aus dem Verbrennungsmotor könnten die Gründe für die zögerliche Personalpolitik an dieser Stelle sein.
Aber insbesondere Quereinsteiger und Berufsrückkehrer besitzen häufig auch nicht alle benötigten oder nicht die aktuellsten Qualifikationen und sollten sich daher möglichst weiterbilden und so viele Erfahrungen wie möglich sammeln.
Viele Bewerber haben dabei die Erfahrung gemacht, dass ein erster Einstieg über Personalvermittlungs- oder Zeitarbeitsagenturen deutlich leichter ist, als im Bewerbungsverfahren des Unternehmens eine Direktanstellung zu bekommen. Dadurch erhalten Bewerber die Chance, sich zu bewähren und ihre Kompetenzen auf den neuesten Stand zu bringen, was eine Übernahme durch das Unternehmen sehr wahrscheinlich machen kann.